Mückenalarm - Was die kleinen Blutsauger anlockt und wie man sie wieder los wird

So 19.05.24 | 17:00 Uhr
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Symbolbild:in Schild mit der Aufschrift "Mueckenspray hier!" haengt an einer Gastwirtschaft im Museumsdorf Lehde im Spreewald. (Quelle:picture alliance/dpa-Zentralbild/A.Franke)
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Audio: Radioeins, 10.05.2024, Interview mit Doreen Werner | Bild: picture alliance/dpa-Zentralbild/A.Franke

Kaum ist man draußen, summen einem derzeit Stechmücken um die Ohren - und zwar besonders viele davon. Oder? Mückenforscherin Doreen Werner vom Leibniz-Zentrum für Argrarlandschaftsforschung (ZALF) verrät, ob alles im normalen Bereich ist.

rbb: Hallo Frau Werner. Sind das verdammt viele Stechmücken verdammt früh in diesem Jahr - oder fühlt sich das nur so an?

Doreen Werner: Wir haben in diesem Jahr sozusagen "normale" Witterungsverhältnisse. Gut - es war zeitig im Jahr sehr warm. Das hat natürlich die frühe Entwicklung von Insekten sehr begünstigt. Aber wir haben normale Niederschläge gehabt in vielen Regionen Deutschlands. Dadurch kommen die Mücken gut zur Entwicklung. Nach zwei sehr trockenen Jahren fällt uns das nun besonders auf. Aber eigentlich ist alles im normalen Bereich.

Hat die Existenz von Mücken irgendwelche Vorteile?

Die Mücke hat nichts anderes im Sinn, als ihre Art zu erhalten. Dafür braucht sie eine Blutmahlzeit, um ihre eigenen Eier reifen lassen zu können. Im Garten ist es natürlich so, dass die Mücken und Insekten überhaupt in ihrer Vielfalt eine wichtige Nahrungsgrundlage für andere Tiere sind. Viele Singvögel, Fledermäuse und andere räuberisch lebende Insekten ernähren sich von erwachsenen Mücken, wenn diese fliegen. Mückenlarven in größeren Gewässern werden auch von Fischen, Reptilien und Amphibien gefressen. Sie sind ziemlich wichtig, unsere Mücken.

Wie hält man die Mücken wirksam vom Menschen fern?

Mücken fliegen auf unsere Ausatemluft, also das von uns produzierte Kohlendioxid. Das können wir nicht abstellen, denn wir müssen ja atmen. Daher sind wir immer attraktiv. Aber wir können auf unsere Haut einwirken. Es ist nicht derjenige attraktiv für Mücken, der für unsere Nase unangenehm duftet. Da geht es um ganz feine Nuancen im menschlichen Schweißgeruch, die wir mit sogenannten Repellents überdecken können. Wem da welches Mittel hilft, muss jeder individuell ausprobieren. Denn hinzu kommt ja noch der Kohlendioxid-Ausstoß. Und den einen oder anderen macht die Kombination aus Schweiß plus Ausatemluft besonders attraktiv.

Es ist nicht derjenige attraktiv für Mücken, der für unsere Nase unangenehm duftet

Doreen Werner

 

Viele schwören auf Kokosöl, Citronella-Räucherkerzen oder Elektrodampf-Geräte.

Einiges ist sinnvoll, anderes nicht. Vieles ist Geldmacherei. Denn wie gesagt: die Ausatemluft bleibt. Menschen, die nicht so einen hohen Kohlendioxidausstoß haben, sind auch nicht so geplagt. Ihnen helfen dann auch einfachere Mittel wie beispielsweise Kokosöl.

Und wenn man dann Stiche hat – was hilft dann?

Letztendlich geht es um eine Einstichstelle, also eine eröffnete Hautpartie. Dort können sehr leicht Dreck oder Bakterien eindringen. Was die Menschen zum Arzt treibt, sind dann Sekundärinfektionen, durch selbstverursachte Entzündungen an der Einstichstelle. Nicht kratzen ist das A und O.

Empfehlen kann ich einzig die kleinen Bimetall-Streifengeräte, die Hitze abgeben. Da weiß ich aus unterschiedlichen Versuchen, dass sie wirklich funktionieren.

Inwiefern ist eigentlich die vielbesprochene Tigermücke gemeiner als die handelsüblichen Stechmücken?

Die Tigermücke ist weltweit auf die Reise gegangen. Wir haben sie in vielen Regionen. Weil sie eine hohe Kompetenz mitbringt, Krankheitserreger übertragen zu können, schauen wir auf sie. Wir wissen, welche Gefahr von ihr ausgeht. Aber in Deutschland hat sie per se noch keine Erreger übertragen.

Aber die Wahrscheinlichkeit ist nicht mehr bei null. Auch wenn sie sehr gering ist. Denn das Zusammentreffen dieser Mücke muss beispielsweise mit einem infizierten Reiserückkehrer stattfinden, damit sie sich selbst infiziert. Aber aus diesem Grund müssen wir wissen, wo diese Tigermücken-Populationen sich etabliert haben – um sie klein zu halten. Unter anderem deshalb sind wir auch daran interessiert, dass alle mitmachen bei unserem Mückenatlas [mueckenatlas.com].

Vielen Dank für das Gespräch.

 

Das Interview führte Julia Menger, Radioeins. Der Text ist eine gekürzte und redigierte Fassung.

Sendung: rbb24 Inforadio, 17.05.2024, 12:10 Uhr

22 Kommentare

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  1. 22.

    Ist schon mal dem Menschen in den Sinn gekommen, dass er aus Sich aller anderen Lebewesen weltweit der größte Plagegeist ist. Deshalb abschaffen???

  2. 21.

    Stimmt schon. Ich kann auf Mücken trotzdem verzichten. Zumindest auf die, die stechen, es gibt genug andere. Stechmücken sind überflüssig

  3. 20.

    Also was Sie im letzten Satz geschrieben haben ist ja nicht unbedingt eine Neuigkeit.Aber bei den ersten zwei recht langen Sätzen fällt es mir schwer zu folgen. Die Aussagen sind mir mit zuviel wissenschaftlichen Aussagen geschrieben, geht bestimmt auch einfacher.

  4. 19.

    Obwohl sie natürlich unsere natürlichen Feinde sind und jeder quasi irre wird, wenn die Mücken einem zusetzen, haben die Krankheitsüberträger eine intrinsische Funktion, die über das Futterangebot weit hinausgeht. So sorgen sie dafür, dass Evolution auch die nötige Geschwindigkeit und Variationstiefe besitzt.
    Man soll es kaum glauben, aber auch Viren und Bakterien sind wichtig.

  5. 18.

    Wir hatten zuvor keine zwei trockenen Jahre. Zumindest letztes Jahr gab es reichlich Niederschläge. In der Stadt gibt es bis auf Mücken begünstigende Lagen derzeit überhaupt kein Mückenproblem, auf dem Land, z.B. im Spreewald, ist alles wie eh und je.

  6. 16.

    Ist kein allgemein gültiger Tipp. Mich stechen die Viecher auch beim Qualmen.

    Wespen mögen Glimmstängel nicht. Kommt eine geflogen, puste ich die an und erfreue mich, wie sie angewidert das Weite sucht. :)

  7. 15.

    Was ist verkehrt daran Wespen als Plagegeister zu nennen? Angenehm ist es doch bestimmt nicht wenn man auf dem Balkon beim Kuchen essen von mehreren so lieben Tierchen belagert wird. Die Betäubung ist ein anderes Thema.

  8. 14.

    Im Radio (?) war mal eine Wissenschaftlerin, die meinte, es wäre besser, die Mücke stechen zu lassen, wenn sie dann satt ist, zieht sie weiter, ohne irgendwelches Zeug auszuspucken, das dann zur Entzündung (incl. Juckreiz ) führen kann. Ich hab das probiert - es funktioniert. Nicht immer habe ich soviel Geduld, bis die Mücke satt ist…

  9. 13.

    Diese "Mückentoaster" - also die im Bericht genannten Bi-Metall Geräte sind wirklich super. Kurz 'n bisschen warm, dafür kein Juckreiz und "Pestbeulen". Funktionieren mit Batterien oder Akkus.

  10. 12.

    Das stimmt. Bin seit 1 Jahr Nichtraucher. Mich stechen sie wieder. Das ist aber nicht schlimm. 45 Jahre Rauchen hat mich fast umgebracht. Da sind so ein paar Mückenstiche gar nichts....

  11. 11.

    Hab ich gemacht - leider ziemlich erfolglos ;-) Oder die Biester mögen meine Sorte auch :-(

    Übrigens -Der Titel des letzten Absatzes ist schon niedlich .... "handelsübliche Stechmücken" ....

  12. 10.

    Wenn ich mich richtig erinnere, ist eine der sieben biblischen Plagen eine furchtbare Fliegeninvasion (nachdem jede Menge Fische verendet sind, also Aasfliegen). Die will ich auch nicht.

  13. 9.

    Am einfachsten ist es mit dem Rauchen anzufangen.

    Mich hat seit 20 Jahren keine Mücke mehr gestochen. :'D

  14. 8.

    Mal was Interessantes

    https://www.mdr.de/wissen/umwelt-klima/wozu-sind-muecken-nutze-102.html

  15. 7.

    >“ Gott hat gedacht, unser Schöpfer / sein "Heiliger Geist" / ER weiss ALLES /“
    Also wenn ein Gott als Schöpfer alles Lebens mal gewesen sein sollte, dann hat er es offenbar nicht so super gemacht, wenn solche Plagewesen dabei rauskamen. Aber gut… nobody is perfect…
    Nun sind die Viecher schon mal da und werden von mir nicht verschont mit meinen niedrigsten Gedanken: Glatsch, platt und weg. ;-)

  16. 6.

    Also das gleiche Tier OHNE Jucken hätte es auch getan ;-) ich bin so ein Mückenmagnet...

  17. 5.

    >“ Wespen oder Zecken sind nicht unbedingt meine Lieblinge.“
    Ja gut… Zecken braucht die Natur auch nicht wirklich. Wespen, Bienen und andere Bestäuber schon.

  18. 4.

    Nutzlos wie ein Loch im Kopf....die Fressfeinde fänden bestimmt Alternativen.

  19. 3.

    Ich stimme Ihrem Kommentar zu. Mir sind nur noch mehr Plagegeister eingefallen. Wespen oder Zecken sind nicht unbedingt meine Lieblinge.

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