Protest - Regisseur zieht Film aus Berlinale-Reihe wegen Gaza-Kriegs zurück

Fr 19.01.24 | 15:43 Uhr
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Symbolbild: Fahnen der internationalen Filmfestspiele Berlin - Berlinale - wehen im winterlichen Berlin. (Quelle: imago images/Klar)
Bild: imago images/Klar

Wegen der angeblich zu israelfreundlichen deutschen Haltung im Gaza-Krieg hat ein Filmemacher seine Produktion aus einer Nebenreihe der Berlinale zurückgezogen. "Ich habe die Entscheidung getroffen, meinen Film "Atmospheric Arrivals" aus dem Berlinale Forum Expanded zurückzuziehen und werde nicht an dem Festival teilnehmen", schrieb der aus Ghana und Lesotho stammende Regisseur Ayo Tsalithaba in einem Post von Donnerstagabend bei Instagram.

Er sei entsetzt, wie Künstler von Institutionen aus der Kultur und der Regierung zensiert würden - besonders in Deutschland. Zwar sei er nach der Zusage der Experimentalreihe Forum Expanded sprachlos gewesen, schrieb Tsalithaba. Doch er könne nicht guten Gewissens zulassen, dass sein Film gezeigt werde.

Berlinale bedauert Entscheidung

Die Berlinale-Sektion bedauerte bei Instagram den Schritt. "Wir respektieren Ayos Entscheidung, da wir an die Gewissensfreiheit, ebenso wie an die Freiheit der Kunst glauben und diese verteidigen." Das Forum Expanded bleibe ein Ort für offenen Dialog unter Beteiligung unterschiedlichster Stimmen und Positionen.

Regisseur unterstützt Boykott-Aufruf

Tsalithaba unterstützt eigenen Angaben nach einen Boykott-Aufruf namens "Strike Germany", der sich an internationale Kulturschaffende richtet. Hintergrund ist die deutsche Haltung im Nahost-Konflikt. Es wird unter anderem der Boykott von Veranstaltungen deutscher Kultureinrichtungen gefordert.

Auch die französische Literaturnobelpreisträgerin Annie Ernaux gehört zu den Unterstützern. Die Ernsthaftigkeit des Anliegens wird aber angezweifelt, da die Organisatoren unklar sind. Die Berlinale zählt neben Cannes und Venedig zu den großen Filmfestivals der Welt und soll am 15. Februar beginnen.

9 Kommentare

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  1. 9.

    Wer Boykottaufrufe gegen Deutschland unterstützt, kann gerne fern bleiben.
    Von einer Israelfreundlichen Berichterstattung kann ich leider überhaupt nichts erkennen.
    Unsere Medien stellen sich zwar gern auf eine Seite.
    Aber beim Thema Israel und Gaza sind sie doch relativ neutral und ausgewogen.

  2. 8.

    Soll das Spannung erzeugen, was der Künstler eigentlich zeigen wollte? Bei mir nicht.

  3. 7.

    "Der Vorwurf der Zensur ist falsch und unhaltbar, hier zensiert sich der Regisseur selbst!"
    Genau so sehe ich das auch, aber es ist seine Entscheidung.

  4. 6.

    Die Berlinale wird es überleben. Wenn ihm der Boykottausruf "Strike Germany" wichtiger ist als dass sein Film bei der Berlinale gezeigt wird, dann ist das eben so. Die Zuschauer werden es kaum bemerken.
    "Er sei entsetzt, wie Künstler von Institutionen aus der Kultur und der Regierung zensiert würden - besonders in Deutschland. Zwar sei er nach der Zusage der Experimentalreihe Forum Expanded sprachlos gewesen, schrieb Tsalithaba. Doch er könne nicht guten Gewissens zulassen, dass sein Film gezeigt werde."
    Dann eben nicht. Chance verpasst. Der Berlinale wird es keinen Abbruch tun.

  5. 5.

    Gerade das (Junge) FORUM (des Films) zeichnet sich durch die umfassenden Diskussionen im Anschluss an die Vorstellungen aus (Q&R). Zunächst wird natürlich in Bezug auf Film, Kino und Kunst gesprochen. Dann immer auch über den Inhalt, das Thema, Gesellschaft und Politik. Und diese Fragen kommen oft aus dem (Leien-) Publikum. Das ist sehr demokratisch. Vielleicht kannte der Regisseur das noch nicht.

    Der Vorwurf der Zensur ist falsch und unhaltbar, hier zensiert sich der Regisseur selbst!

  6. 4.

    Ich kann seine Entscheidung und Begründung sogar etwas verstehen. Ich denke, es ist die zu lasche Haltung gegen Israels kriegsrhetorik und Äußerungen zu Gaza, was selbst von der UNO angemahnt wird. In anderen Krisen werden wir deutlicher in Worten. Der Krieg muss beendet werden, es darf aber nicht der Eindruck entstehen, dass Israel so weitermachen darf wie in den ganzen Jahren. Dann andert sich nichts Richtung frieden. Noch vor dem angriff ging ein "geheimplan" des
    Israelischen Geheimdienstes zur entsiedlung des Gazastreifens von palastinensern und Besetzung des Gazastreifens mit israelischen Siedlern durvh die mefien und wurde als echt eingestuft.Und genau das ist ja nun eingetreten und führt zu misstrauen und Ablehnung gegen israels Regierung.

  7. 3.

    Boykotte gegen Menschen, die jüdisches Leben schützen, haben eine furchtbare Tradition. Schade, dass dieser vermeintlich woke Teil der Künstler:innenschaft sich ihrer Einseitigkeit nicht bewusst ist und die Geschichte des Antisemitismus fortschreibt.

    Natürlich muss den Menschen in Gaza geholfen werden. Ich sehe die deutsche Haltung in der Hinsicht aber auch nicht als unausgewogen: Forderung nach humanitären Standards und Kampf gegen den Terrorismus.

  8. 2.

    Ich frage mich seit 100 Tagen, weshalb Israel nicht auf sofortiger Freilassung ALLER Geiseln besteht.... Kopfschüttel.

  9. 1.

    Die Kritik richtet sich nicht gegen eine "Israelfreundlichkeit" der deutschen (Regierungs)Politik, der überwiegend verbreiteten Medienperspektive auf den Konflikt, der dominanten Öffentlichkeit.

    Sie richtet sich gegen das Schweigen, Taktieren, das Beschönigen, das Unsichtbar machen eines Kampfes gegen Antisemitismus, gegen Rassismus, gegen religiös und völkisch aufgeladene Kriege, Terror und Gewalt,
    in der die Kette der fanatischen Regierungen Israels schon lange Teil des Problems und nicht Teil einer Lösung begriffen werden muss.
    Die Kritik richtet sich gegen die Gleichsetzung von "Israel" mit einer Regierung Israels und deren Agenda.
    Gegen Nethamyahu zu sein, ist das israelfreundlichste was man sich momentan denken kann.

    Ich will das in der Öffentlichkeit nun endlich auch seriös so wiedergegeben haben. Statt das das Offensichtliche als "angeblich" ausgegeben wird.

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