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Verpackungsgesetz ab 2023
Ab dem nächsten Jahr müssen Caterer, Lieferdienste oder Restaurants für To-Go-Essen auch Mehrweg-Geschirr bereitstellen. Allerdings gibt es Ausnahmen - und auch noch offene Fragen, wie die neuen Auflagen umgesetzt und kontrolliert werden. Von Anna Bordel
Teller, Schalen, Tassen - Gastronomie-Betriebe auch in Berlin und Brandenburg müssen sich damit neu auseinandersetzen: Ab Januar 2023 schreibt das Verpackungsgesetz vor, dass Essen oder Getränke zum Mitnehmen auch im Mehrweg-Geschirr angeboten werden muss. Das Ziel: Müll vermeiden und Rohstoffe sparen.
Auf die Mehrweg-Alternative müssen Kundinnen und Kunden zudem deutlich hingewiesen werden. Und: Die Mehrweg-Verpackung darf nicht extra kosten.
Ausgenommen von der neuen Mehrweg-Pflicht sind Betriebe, deren Fläche kleiner als 80 Quadratmeter ist und die weniger als fünf Mitarbeiter haben. Diese müssen es aber wenigstens möglich machen, dass sie Kund:innen Essen und Getränke in selbst mitgebrachte Behälter abfüllen.
Anstoß für die neue Regelung dürfte auch die Entwicklung der Pandemie-Jahre gewesen sein, in denen die Take-Away-Essenskultur stark zulegte. Das zeigte sich in Berlin beispielweise an der zunehmenden Vermüllung von Parks und Plätzen. 2020 holte die Berliner Stadtreinigung eigenen Angaben zufolge 7.600 Tonnen Müll aus den öffentlichen Abfalleimern, 2021 waren es bereits 8.500 Tonnen - vieles davon Wegwerfverpackungen.
Wie damit in Berlin umgegangen wird, wurde am Donnerstag im Umweltausschuss beraten. Wie und ab wann gastronomische Betriebe kontrolliert werden, ist offenbar noch nicht ganz geklärt.
Aus einem Merkblatt hervor, dass der Senat an Gastronomieverbände herausgab, geht hervor, dass der Senat bis zu 10.000 Euro Bußgeld für Betriebe vorsieht, die sich nicht an die Regelung halten. Einige Bezirke, unter ihnen Friedrichhain-Kreuzberg, hätten im Ausschuss mitgeteilt, noch nicht darauf vorbereitet zu sein, die Gastronomen im Bezirk ab Januar zu kontrollieren, sagte Felix Reifschneider von der Berliner FDP. Personal fehle und auch die Fragen, wer kontrolliert, sei noch nicht überall endgültig geklärt. Er sehe es auch kritisch, rasch Strafen auszusprechen, sagte Reifschneider. "Gastronomen haben derzeit mit der Inflation, Personalnot und Kaufzurückhaltung genug andere Sorgen", betonte er.
Im Café Eiskult in Berlin-Wedding sind die Betreiberinnen beim Thema Mehrweg derweil schon einen Schritt weiter. Seit etwa einem Jahr bieten sie ihren Kund:innen an, Eis, Kuchen und Getränke in Mehrweg-Behältern des Kölner Unternehmens "Vytal" mitzunehmen - und überlegen nun, das System wieder abzuschaffen. "Genutzt wird das eher selten", sagt Amira Marksteiner, Mitbetreiberin des Cafés Eiskult. Wenn Kunden Mehrweg wollten, würden sie eher eigenes Geschirr mitbringen. Zudem könne man auch essbare Eisbecher und Löffel bekommen.
Auch andere Gastronomie-Betriebe bieten bereits eigene Mehrweg-Behälter an oder nutzen Systeme wie das von "Vytal" oder "Recup" aus München. Für die Unternehmen, die Gastronomen Mehrweg-Geschirr anbieten, könnte das neue Gesetz viele neue Kunden bedeuten. Schon jetzt stellt "Vytal" nach eigenen Angaben in etwa 600 Gastronomiebetrieben in Berlin Mehrweggeschirr zur Verfügung - Tendenz steigend, sagt Finanzleiter Peter Simon. Allerdings sieht Simon weiterhin viel Spielraum, der Mehrweg-Verpflichtung auszuweichen. So seien zum Beispiel Pizzakartons und Pappbecher davon ausgenommen, sagt er.
Wer "Vytal"-Geschirr in einem Restaurant oder Café nutzen möchte, das diesen Service anbietet, muss sich dort per App anmelden oder eine nichtpersonalisierte Kundenkarte nutzen. Dann kann man das Geschirr kostenlos mitnehmen und hat dann zwei Wochen Zeit es wieder zurückzubringen – sonst wird eine Strafe fällig. Etwa 99,3 Prozent der Kundschaft würden die Becher und Teller auch wieder zurückbringen, sagt Simon.
Der Kunde zahlt also im besten Falle nichts, hat aber mehr Arbeit mit dem Zurückbringen. "Vielen Kunden ist das Anmelden in der App auch zu aufwändig", sagt Amira Marksteiner, Mitbetreiberin des Cafés Eiskult. Kritisch sieht sie auch, dass die Kosten an den Unternehmen hängen bleiben. Problematisch sei auch, dass nicht nur die eigenen Kund:innen das Geschirr zurückbringen könnten, sondern sie auch "Vytal"-Geschirr annehmen müsste, dass Menschen anderswo ausgeliehen hätten. "Dadurch müssen wir viel mehr reinigen als wir rausgeben", so die Café-Betreiberin.
Die Frage ist auch: Wie nachhaltig sind Mehrwegbehälter eigentlich? Laut Peter Simon von "Vytal" muss ein Mehrwegbehälter, der ja auch aufwändiger in der Herstellung ist, zehn Mal genutzt werden, bis er ökologisch wertvoller ist als ein Einweg-Behälter. Damit das gelingt, müssten sowohl Restaurantbetreiber:innen wie Kund:innen gewissenhaft Behälter ausgeben und zurückbringen.
Sendung: rbb|24, 27.11.2022
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Beitrag von Anna Bordel
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