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Audio: rbb24 Inforadio | 16.12.2022 | Irina Grabowski | Quelle: dpa/Kay Nietfeld

Interview | Eigentümer von geplatztem "Aqua-Dom"

"Wir sind geschockt und massiv überrascht"

Nach dem Platzen des Riesen-Aquariums in Berlin-Mitte läuft die Ursachensuche - im Raum steht eine Materialermüdung. Der Eigentümer der betroffenen Immobilie hat keine Erklärung für das Unglück. Der "Aqua-Dom" sei immer gut gewartet worden.

Die Ursache für das Platzen des Berliner Riesenaquariums "Aqua-Dom" am frühen Freitagmorgen ist weiter unklar. Laut der Berliner Innensenatorin Iris Spranger (SPD) gilt Materialermüdung derzeit als wahrscheinlichste Ursache.

Eigentümer des betroffenen Gebäudes ist die Firma Union Investments. Deren Sprecher Fabian Hellbusch verweist im rbb-Interview auf die nötigen Untersuchungen von Gutachtern und Sachverständigen.

rbb24 Inforadio: Herr Hellbusch, Sie sind jetzt in Hamburg, das Unternehmen sitzt auch dort. Als Sie das heute gehört haben: War das Glück im Unglück, dass das so zeitig war?

Fabian Hellbusch: Wir haben einen riesigen Schreck bekommen, als wir die Anrufe bekommen haben, was vor Ort passiert ist. Man kann durchaus sagen Glück im Unglück, vor allem vor dem Hintergrund, dass es aktuell nur zwei Leichtverletzte gibt, so ist unser Stand: einen Hotelgast und einen Angestellten.

Unter dem Strich ist ein Schaden entstanden, den wir jetzt näher beziffern müssen. Was wir auch sehr stark bedauern ist, dass ein großer Teil der im "Aqua-Dom" gehaltenen Fische bei der Rettungsaktion kein Glück gehabt hat.

"Aqua-Dom" in Berlin-Mitte

Groß-Aquarium geplatzt - Materialermüdung könnte Ursache sein

Ein Groß-Aquarium mit einer Million Liter Wasser ist am Freitagmorgen in Berlin-Mitte geplatzt. Materialermüdung könnte die Ursache sein. Zwei Menschen wurden verletzt. Die meisten der 1.500 Fische sind tot.

Außer an dem Aquarium, welche Schäden sind drumherum entstanden?

Da will ich nochmal sagen: Glück im Unglück. Die eine Million Liter Salzwasser, die ausgelaufen sind, haben einen Salzgehalt von nur drei Prozent. Es sind also keine weiteren umwelttechnischen Schäden zu erwarten und zum Beispiel auch keine Schäden am Betonboden.

Wo wir uns aber gerade noch in der Schadensaufnahme befinden, sind beispielsweise zerborstene Scheiben bei den Ladenflächen in der Heiliggeistgasse. Da wollen wir sicherstellen, dass unsere Mieterinnen und Mieter bald wieder auf ihre Flächen zurückkehren können. Die Bürobeschäftigten im DomAquarée konnten bereits wieder auf ihre Flächen zurückkehren, da wurde das Gebäude relativ schnell wieder freigegeben.

Auch das DDR-Museum ist betroffen. Wie sieht es mit der Tiefgarage aus?

Das ist ein bisschen Wasser eingelaufen, ist mein aktueller Stand. Näheres dazu müssen wir abwarten, aber es sind keine größeren Schäden zu erwarten.

Wichtig ist auch, dass wir hier einen umfassenden Gebäude-Versicherungsschutz genießen. Das müssen wir in den nächsten Tagen natürlich erheben, es werden auch Gutachter und Sachverständige das Gebäude betreten, wenn sie letztendlich Zugang erhalten. Im Augenblick sind viele Teile noch abgesperrt. Dann können wir den Schaden auch besser beziffern und sagen, was das letztendlich bedeutet.

Sie wissen ja, dass das ein Objekt ist aus einem Immobilienfonds von Union Investment, aber wir haben eine gute Absicherung des Sachschadens. Und zum Glück hält sich ja auch der Personenschaden in Grenzen.

Hotelgäste berichten über Zerstörung des "Aqua-Dom"

"Zuerst haben wir gedacht, es ist ein Gewitter"

Auf der Straße liegen Blumenkübel, Metallstreben und Glasscherben, Feuerwehrleute stehen zwischen den Trümmern. Gäste eines Hotels berichten, dass die Zerstörung mit einem explosionsartigen Knall begann.

Wie steht es um die Statik des Hotels, in dem sich das Aquarium befand oder die Reste jetzt noch befinden? Die Feuerwehr sagte uns, dass schon Statiker vor Ort waren. Können Sie das bestätigen?

Das ist ein ganz entscheidendes Thema. Insbesondere, als die Evakuierung der Hotelgäste stattgefunden hat. Es war wichtig, sicherzustellen, dass die Statik sichergestellt ist. Das ist der Fall. Die weiteren bautechnischen Untersuchung werden dann mit Beginn der nächsten Woche starten. Dann haben wir mehr Klarheit, was statische Themen angeht. Wir gehen davon aus, dass da keine großen Themen entstanden sind.

Welchen Hinweisen gehen Sie jetzt nach, warum das Acrylglas zerborsten ist? Im Vorfeld haben wir von Ihrem Unternehmen erfahren, dass das Aquarium 2019 saniert wurde und im letzten Sommer dann nach der Pandemie wiedereröffnet.

Das ist im Augenblick noch sehr spekulativ an den Stellen. Es gibt bestimmte Themen, die wir relativ schnell ausschließen konnten. Beispielsweise die Diskussion, ob ein Anschlag zu diesem Zusammenstürzen geführt hat - was uns auch beruhigt. Wir müssen im Augenblick noch ein bisschen abwarten, bis die Sachverständigen die Gelegenheit hatten, sich intensiver mit dem Areal zu beschäftigen. Dann werden wir versuchen, dem Thema näher zu kommen.

Aktuell sind wir nicht nur geschockt, sondern auch massiv überrascht, weil der "Aqua-Dom" auch sehr gut gewartet wurde und es dort auch Betreibergesellschaften gibt, die sich mit Groß-Aquarien professionell auseinandersetzen. So war der "Aqua-Dom" bis heute Morgen (Anm. d. Red.: Freitag) um 5:45 Uhr in sehr guten Händen. Sie sehen mich noch ein wenig ratlos hier sitzen.

Es gibt natürlich immer Spekulationen. Ein Augenzeuge berichtet, dass gestern Taucher das Becken gereinigt haben. Die Temperaturen draußen, das Becken vielleicht weniger geheizt. Können Sie das mit den Tauchern bestätigen?

Das kann ich nicht bestätigen. Aber ich gehe dem gerne nach, da braucht man jetzt Spezialisten und ich habe etwas anderes studiert als dieses hier. Ich kann Ihnen da noch nichts Genaueres zu sagen.

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um eine gekürzte und redigierte Fassung. Das Gespräch führte Irina Grabowski für rbb24 Inforadio.

Sendung: rbb24 Inforadio, 16.12.2022, 15:20 Uhr

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