Ruckelnder Regionalverkehr - "Wir erwarten, dass bis Ende des Jahres die Probleme gelöst sind"

Di 20.12.22 | 20:12 Uhr
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Archiv: Ein Zug der Ostdeutschen Eisenbahn GmbH (ODEG) verlässt den Hauptbahnhof in Berlin. (Foto: Soeren Stache/dpa)
Audio: Antenne Brandenburg | 20.12.2022 | Torsten Sydow | Bild: Soeren Stache/dpa

Was als große Verbesserung im Regionalverkehr angepriesen wurde, verpufft mehr und mehr. Die Probleme seit dem Fahrplanwechsel machen auch Brandenburgs Ministerpräsident Woidke "wütend". Nun sollen alle Beteiligten zusammenkommen.

Angesichts von zuletzt vermehrten Zugausfällen und Störungen im Regionalverkehr in Berlin und Brandenburg wollen beide Länder in Gesprächen mit den Bahnunternehmen rasch Verbesserungen erzielen. Es werde noch in dieser Woche eine weitere Sitzung geben, teilte das Potsdamer Infrastrukturministerium am Dienstag mit. Die Berliner Senatsverwaltung für Verkehr bestätigte und erklärte, dass das Treffen mit der Deutschen Bahn (DB) und der Ostdeutschen Eisenbahngesellschaft (Odeg) für diesen Freitag geplant sei.

Im Vorfeld des Treffens machte die Berliner Mobilitäts-Staatssekretärin Meike Niedbal unmissverständlich klar, dass "wir erwarten, dass bis Ende dieses Jahres die Probleme gelöst sind und die Verträge erfüllt werden können. Wir haben einen ambitionierten, aber machbaren Fahrplan vereinbart – der ist einzuhalten."

Verspätete Fernzüge nicht mehr über Stadtbahn leiten

So seien unter anderem die Kapazitätsprobleme am Berliner Ostbahnhof rasch zu beheben, so die Senatsverwaltung. Auch dürften verspätete DB-Fernzüge künftig nicht mehr einfach auf die Stadtbahn geleitet werden, wo sie den Nahverkehr aufhielten.

Die DB Netz AG habe unterdessen bereits reagiert, so Senatsverwaltung und Brandenburger Infrastrukturministerium. So werden Fernverkehrs-Fahrten über Berlin-Gesundbrunnen umgeleitet. Bei der Pünktlichkeit sei es zwischen Berlin-Charlottenburg und Michendorf in den vergangenen Tagen auch bereits zu Verbesserungen gekommen.

Zudem wies die Behörde des Brandenburger Verkehrsministers Guido Beermann (CDU) darauf hin, dass die "Echtzeitkommunikation" für die Fahrgäste verbessert werden müsse.

"Die Krankheitswelle betrifft momentan ganz Deutschland. Wir stehen in engem Austausch mit den Verkehrsunternehmen und gehen davon aus, dass diese die Fahrpläne aufrechterhalten", hieß es mit Blick auf den bevorstehenden Weihnachtsreiseverkehr. Dennoch sei es nicht auszuschließen, dass weitere krankheitsbedingte Ausfälle passieren könnten.

Woidke zeigt sich "wütend"

Die Odeg nannte am Wochenende als Gründe für das eingeschränkte Angebot ein überlastetes Stadtbahnnetz in Berlin, Baumaßnahmen, Folgen des Wetters etwa durch eingefrorene Weichen und einen hohen Krankenstand. Letzterem wolle sich das Unternehmen jetzt verstärkt widmen. So sollen zu Jahresbeginn zehn zusätzliche Lokführer die Arbeit aufnehmen.

Das private Bahnunternehmen betreibt seit dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember unter anderem den RE1. Der Verkehrsverbund Berlin Brandenburg (VBB) hatte in diesem Zusammenhang ein besseres Angebot für Fahrgäste angekündigt. Die Odeg wollte unter anderem einen engeren Takt anbieten. Dreimal in der Stunde sollte der Regionalexpress in der Hauptverkehrszeit Brandenburg an der Havel und Frankfurt (Oder) mit Berlin verbinden. Diese Fahrplan-Verdichtung ist laut dem Unternehmen vorerst noch nicht möglich. Es werde aber tagesaktuell geprüft, ob Kapazitäten für Verstärkerzüge vorhanden seien.

"Wir haben fünf Jahre Vorlaufzeit - und dass es dann nur ein paar Tage funktioniert und dann erstmal wieder nicht, das macht mich schon wütend", erklärte der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) am Dienstag.

Sendung: Antenne Brandenburg, 20.12.2022, 18:00 Uhr

42 Kommentare

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  1. 42.

    Aktuell scheinen die Züge am Ostbahnhof so gut wie alle pünktlich zu sein. Dann könnte die ODEG, die ja gerne der DB Netz den schwarzen Peter zuschiebt, wie angekündigt die Situation tatsächlich dynamisch bewerten und wieder mehr Züge auf der Stadtbahn fahren lassen.

  2. 41.

    Also ich würde da eher mal über die Anschaffung eines Autos nachdenken statt mich auf den Regio zu verlassen. Schon mal darüber nachgedacht?

  3. 40.

    Nun ich würde Ihnen erst einmal die Lektüre des Berichts des Bundesrechnungshofs vom Frühjahr zur Verwendung der Regionalisierungsmittel empfehlen. Das Ergebnis ist für die Länder wenig schmeichelhaft. Zudem wer kürzt die Angebote? Nun das beste Beispiel ist BB wo der ÖPNV in der Fläche massivst gekürzt wird. Und warum? Angeblich wegen fehlender Nutzung! Erinnert mich an die Streichorgie der DB ab dem 70zigern auf Nebenstrecken.

  4. 39.

    Dieses nennt man eine Verbesserung im Öffentlichen Nahverkehr.

  5. 38.

    Danke für ihre ergänzenden Ausführungen. Hinzufügen möchte ich noch, daß der "Krankenstand" bei den vorhandenen Triebfahrzeugführern wie letztes Jahr und pünktlich zu den Feiertagen wieder mal besonders hoch ist. Letztes Jahr haben die sich aufgrund der 3G Regel, geschlossener Testzentren und nicht vorhandener Impfung einfach krankschreiben lassen und haben die Menschen hier auf der RB 51, die über die Feiertage ihre Verwandten besuchen wollten, einfach stehen gelassen.

  6. 37.

    Das Drama mit den Daten beginnt vom neuen. Schon wieder werden die Züge die ausfallen als Sonderfahrt angezeigt.

    Nicht einmal das bekommt man hin !

  7. 36.

    Zitat:

    "Was kann die ODEG denn für den Schienenersatzverkehr?"

    Das will ich Ihnen sagen. Die ODEG hat von Anfang an auf den unzuverlässigen Schrott von Stadler Rail gesetzt. Vor 10 Jahren als die ODEG hier die Strecke Rathenow - Brandenburg übernommen hat, sind innerhalb von 4 Wochen ALLE neuen GTWs ausgefallen. Die Toilettentüren funktionieren bis heute nicht. Verantwortlich dafür ist der damalige Geschäftsführer Arnulf Schuchmann. Bei den Talent und den Desiro Zügen die davor von der OLA bzw. Deutschen Bahn AG eingesetzt wurden, gab es nie solche massiven Probleme.

  8. 35.

    Der ODEG fehlt es an Personal (Lokführer)! Das ist der eigentliche Hauptgrund der gegenwärtigen Ausfälle. Siehe RB 33 und RB 51. Da sind die Streckenkapazitäten vorhanden, aber es fährt kein Zug! Nun will man im Januar 15 Lokführer einstellen. Die sind aber auch nicht sofort verfügbar, denn die Einweisung auf den Fahrzeugen und der Erwerb der Streckenkunde erfolgt nicht im "Handumdrehen" .

  9. 34.

    Hier in Berlin hatte ich gehofft, dass das zaghafte Pflänzchen ÖPNV-Ausbau erblühen würde. Leider ist die Verkehrswende vielfach zum Stillstand gekommen.

  10. 33.

    Sehr einseitig betrachtet. In der Realität ist es vollkommen egal, wer in Land und Bund die Regierung stellt. Alle schwingen nur große Reden und betonen die dringende Notwendigkeit; und handeln dann trotzdem nicht. Da sind die Grünen nicht besser als die Roten, Gelben oder Schwarzen. Nahverkehr wird bei allen immer nur als Kostenfaktor gesehen, keiner will wirklich die notwendigen Mittel investieren und gleich gar nicht die Fahrgäste preislich an der erbrachten Leistung beteiligen. Alles muss billig sein, sowohl für Fahrgäste, als auch den Staat. Dass das nicht funktionieren kann, sollte jedem halbwegs Denkenden klar sein. Nicht der Autoverkehr wurde staatlich gefördert sondern der ÖPNV wird politisch derart vernachlässigt, dass Viele zum eigenen PKW genötigt werden. Statt wirklich was zu ändern, tut die Politik ein wenig empört und erbost. Dritte sollen dann wieder mal die politischen Versäumnisse gerade biegen.

  11. 32.

    Doch, das stimmt schon. Ihre Annahme berücksichtigt nämlich nicht, dass der VBB Streiks ausschließen will. Das kann er gar nicht. Es ging bei der getrennten Vergabe ausschließlich darum, zeitgleiche Streiks im gesamten Netz zu verhindern. Da die Tarifverträge für die DB Regio und die ODEG zeitversetzt laufen, sind zeitgleiche Streiks und damit die Stilllegung sämtlicher wichtiger Verbindungen ausgeschlossen.

  12. 31.

    Was kann die ODEG denn für den Schienenersatzverkehr? Es ist die DB Netz, die die Gleise nicht bereit stellt und ohne diese Bereitstellung kann die ODEG nun mal nicht mit ihren Zügen fahren. Kein Bahnunternehmen fährt freiwillig Ersatzverkehr.

  13. 30.

    Der Niedergang, die systematische Demontage des Schienenverkehrs wird von Wählerinnen und Wählern betrieben.
    Sie wählen am Ende immer das politische Personal das dies dann auch so umsetzt
    Seit Jahrzehnten.

  14. 29.

    Es ist auch völlig überflüssig nach Ursachen zu suchen bzw. mit an den Haaren herbeigezogenen Entschuldigungen zu relativieren. Die bestellte Leistung ist zu erbringen. Ohne wenn und aber. Wie sie das machen ist mir schnuppe. Wenn ich bei denen einsteige und die in Anspruch genommene Leistung nicht bezahle, interessiert es die auch nicht ob entweder mein Smartphone oder der Geldautomat defekt ist. Dann fliege ich nämlich aus dem Zug oder bekomme ein 60 Euro Ticket aufgebrummt. Ohne wenn und aber. Und als Krönung des Tages: https://www.odeg.de/stoerungsmeldungen

  15. 28.

    Wie ich schon einmal schrieb, ist der Wiederaufbau der Stammstrecke dringend nötig um die Stadtbahn zu entlasten, auch im Hinblick auf die anfallenden Gleisbauarbeiten.
    Nur wer blockiert die Stammbahn? Soweit ich dieses mitbekomme liegt das Problem in Brandenburg und damit bei Herrn Woidke. Er beklagt ja, dass der Bund zu geringe Regionalisierungsmittel zahlen würde, die in der MPK erhöht wurden. Zusätzlich sei auf ein Bericht des Bundesrechnungshofes hingewiesen bzgl d Nichtleistung d Länder.

  16. 27.

    Also bis jetzt war auf der Linie Berlin -Nauen die ODEG wesentlich besser als der VBB. Die Politik spielt empört, aber seit Jahren wurde von den Politikern der Niedergang der Bahn gefördert, um den Autoverkehr attraktiv zu halten. Dummes, dummes Deutschland. In Japan ist die Verspätungsrate aller Züge pro Jahr: 1 Minute! Wie wäre es mit Schadensersatz für Kunden: Ab 15 Minuten Verspätung kriegt der Kunde 1 Euro pro Minute Schadensersatz. Abokunden melden ihre Fahrt zuvor an. Ausfallende Züge ohne Ersatzverkehr= 70 Euro....

  17. 26.

    Die Kollegen bei der ODEG sind aber in diesen Tarifverträgen schlechter gestellt als bei der DB. Die Gründe sind jene das wenn die Bahn in Kleinkleckersdorf nicht fährt es niemanden interessiert. Die Macht der Gewerkschaften ist Aufgrund der geringen Leistungen sehr begrenzt, als bei der DB die 80% und mehr von diesen Abwickelt.

    Genau das werden wir bei der ODEG auch erleben das Gewerkschaften diesen größeren Einfluss auch nutzen werden um bessere Abschlüsse zu erreichen. Da der Wettbewerb meist immer auf kosten des Personals geführt wird. Da muss man sich dann auch nicht wundern wenn man keins findet.

  18. 25.

    Ein Verkehrsverbund für ein Bundesland macht durchaus Sinn, weil die Bedürfnisse in den Regionen immer andere sind. Da ist ein zentralistisch organisierter Nahverkehr wenig effektiv. Es muss nur eben einen guten Verkehrsverbund geben! Wir hier in Brandenburg und Berlin können da noch von Glück reden mit unserem VBB. In anderen Bundesländern gibt es sowas nicht, z.B. McPom. Da hangelt man sich quer durchs Bundesland immer von einem regionalen Verkehrsträger zum nächsten und selten passen da Anschlüsse von einem Landkreis zum nächsten zusammen.
    Natürlich ist beim VBB noch Luft nach oben bei der Organisation. Voraussetzung für alle Mehrwünsche sind eine ausreichende Finanzierung! Daran haperts ja... u.a.

  19. 24.

    Bei diesem Chaos wollen die sogenannten Aktivisten das 9,- Ticket und noch mehr Fahrgäste auf der Bahn. Da merkt man wie weltfremd die Leute sind.

  20. 23.

    In der Bundesrepublik hatte man schon früher über den Werbespruch der Beamtenbahn nur müde gelächelt. Anders als damals sind aber Störungen seltener allgemein bekannt geworden. Für die Tageszeitungen war das nur selten Thema wie es auch nicht kein Internet gegeben hatte.

    Naja, und auch bei der DR war z.B. der Instandhaltungsrückstand z.B. auf dem Außenring sogar Gegenstand von MfS-Untersuchung.

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