rbb24
  1. rbb|24
  2. Panorama
Video: rbb24 Abendschau | 29.12.2022 | V. Marquardt | Quelle: dpa Themendienst

Silvester

Verkauf von Feuerwerk am Donnerstag gestartet - Warnungen inklusive

Erstmals seit drei Jahren dürfen wieder Böller und Raketen für die Silvesternacht verkauft werden. Weil die Kliniken schon jetzt teils überlastet sind, wird zum Verkaufsstart verstärkt vor den Folgen und Gefahren gewarnt.

Das Jahr neigt sich dem Ende zu - und damit rückt auch die letzte Nacht des Jahres näher. Seit Donnerstagmorgen ist daher Silvesterfeuerwerk im Handel erhältlich. Die Verkaufsphase endet am letzten Tag des Jahres.

Erstmals seit drei Jahren starteten Händler in Deutschland wieder mit dem Verkauf von Böllern und Raketen. In den beiden Vorjahren war der Verkauf wegen der Corona-Pandemie in Deutschland verboten.

Gekauft werden können an den drei Tagen pyrotechnische Gegenstände der Kategorie F2. Dazu zählen unter anderem Böller, Raketen und Feuerwerksbatterien. Die Einfuhr nicht zugelassener Pyrotechnik ist wie auch der Handel damit verboten. Verstöße werden als Ordnungswidrigkeit oder Straftat geahndet.

Regeln für die Silvesternacht

Diese drei Böllerverbotszonen in Berlin sind jetzt amtlich

Schon im November hatten sich die Berliner Polizei und der Senat auf Böllerverbotszonen verständigt. Jetzt sind die Orte im Amtsblatt festgelegt worden - samt Regeln, was bei Zuwiderhandlungen passiert.

Der Bundesverband Pyrotechnik erwartet eine große Nachfrage nach Böllern und Raketen für die Silvesternacht. "Es zeichnet sich ab, dass die Nachfrage höher denn je ist", sagte der Verbandsvorsitzende Ingo Schubert am Donnerstag im rbb24 Inforadio. Die Kollegen aus dem Fachhandel berichteten von einer Auftragslage im Onlinehandel, die kaum zu bewältigen sei, so Schubert.

Drei Böllerverbotszonen in Berlin

Viele Großstädte haben für die Silvesternacht wieder Böllerverbotszonen eingerichtet - darunter auch Berlin: Im Steinmetzkiez, am Alexanderplatz und in Alt-Moabit dürfen zwischen Samstag, 31. Dezember, 18 Uhr, und Sonntag, 1. Januar, 6 Uhr, weder Böller noch Feuerwerkskörper gezündet werden.

In Potsdam bleibt der Park des Schloss Sanssouci in der Silvesternacht erneut geschlossen.

Stübgen und Nonnemacher warnen

Die Brandenburger Innenminister Michael Stübgen (CDU) und Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) haben zum vorsichtigen Umgang mit Feuerwerk aufgerufen. "Silvester soll Spaß machen und nicht ins Krankenhaus führen", sagte Stübgen.

Deshalb könne er vor dem Abbrennen nicht zugelassener oder selbstgebauter Feuerwerksköper nur nachdrücklich warnen. Das könne zu schweren körperlichen Schäden bis hin zum Tod führen.

Beim Kauf sei darauf zu achten, dass die Feuerwerkskörper mit dem CE-Zeichen und einer Registrierungsnummer gekennzeichnet sind, fügte Nonnemacher hinzu. Das Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit wird ihr zufolge landesweit umfangreiche Kontrollen beim Verkauf von Pyrotechnik durchführen.

Brandenburgs Gesundheitsministerin wies noch einmal darauf hin, dass die Belastung der Krankenhäuser und Rettungsdienste bereits jetzt schon sehr groß sei. Durch einen zurückhaltenden und vorsichtigen Gebrauch von Silvesterfeuerwerk werde die Situation im Gesundheitswesen nicht zusätzlich verschärft.

Unfallkrankenhaus rechnet wieder mit mehr Verletzten

Die Ärzte in den Notaufnahmen richten sich darauf ein, dass es nach zwei Jahren ohne Feuerwerksverkauf wieder deutlich mehr Verletzte in der Silvesternacht geben wird. Die Operationskapazitäten im Unfallkrankenhaus Berlin wurden deshalb deutlich erhöht. "Wir gehen davon aus, dass in der Zeit ab etwa 3 Uhr bis in den späten Neujahrsabend durchgehend operiert wird", sagte ein Sprecher des Krankenhauses der dpa.

In normalen Jahren vor der Corona-Pandemie seien stets rund 50 Menschen zu Silvester ins Krankenhaus gekommen, in den letzten beiden Jahren - mit deutlich weniger Feuerwerk - waren es 8 und 15 Patientinnen und Patienten. Die typischen Verletzungen in der Silvesternacht seien abgerissene Finger oder zerstörte Hände nach missglückten Böllereien. Besonders gefährdet seien betrunkene Menschen, die mit Feuerwerkskörpern hantieren würden und Kinder, die an Neujahr Blindgänger aufsammeln und zünden wollen.

Auch DRK ruft zu Vorsicht auf

Auch das Deutsche Rote Kreuz (DRK) hat zum vorsichtigen Gebrauch von Böllern aufgerufen. "Auch wenn viele nach der zweijährigen Pause nun endlich wieder ausgelassen und mit privatem Feuerwerk feiern wollen, sollten Vorsicht und Rücksicht dabei weiter im Vordergrund stehen", erklärte DRK-Bundesarzt Bernd Böttiger am Mittwoch in Berlin. Kinder dürften grundsätzlich keine Böller in die Hände bekommen, Jugendliche unter 18 Jahren sollten umfassend über den Gebrauch aufgeklärt werden.

Das DRK warnte vor dem Kauf von Pyrotechnik aus dem Ausland oder der Verwendung selbstgebauter Böller. Blindgänger dürften zudem niemals erneut gezündet werden, auch müsse stets ein Sicherheitsabstand zum Feuerwerk eingehalten werden. Schwere Verbrennungen, Hand- oder Augenverletzungen, Alkoholvergiftungen und Unterkühlungen sind demnach typische Notfälle in der Silvesternacht. Auch abgerissene Finger kommen vor.

Bei kleineren Verbrennungen sollte die betroffene Stelle gekühlt werden, nicht aber bei großflächigen Verbrennungen, da sonst eine Unterkühlung des Verletzten droht. Bei Handverletzungen sollte die Wunde umgehend steril abgedeckt werden. Abgerissene Finger oder Fingerteile sollten nach Möglichkeit den Rettungskräften übergeben werden. Bei Augenverletzungen sind den Angaben zufolge beide Augen zu verbinden, damit sich das verletzte Auge nicht bewegt.

Tiere und Feuerwerk

"Vögel fliegen oftmals bis zur Erschöpfung und fallen dann vom Himmel"

Zum Jahreswechsel darf wieder offiziell geböllert werden. Tierschützer kritisieren das Comeback. Vor allem für wildlebende Tiere sei die Pyrotechnik häufig eine tödliche Gefahr. Doch auch Haustiere leiden unter der Knallerei.

Umweltbedenken und Feinstaubbelastung

Gegen das Silvesterfeuerwerk werden auch immer wieder Umweltbedenken vorgebracht. Rund 2.050 Tonnen Feinstaub werden nach Angaben des Umweltbundesamts jährlich durch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern freigesetzt - der größte Teil davon in der Silvesternacht. Das Einatmen von Feinstaub gefährde die Gesundheit und beeinträchtige beispielsweise die Atemwege. Außerdem werden das Müllaufkommen und die Belastung für Tiere durch Feuerwerk moniert.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert ein Verbot von privatem Feuerwerk. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) müsse wahrnehmen, dass Millionen Tiere und Menschen sowie die Umwelt unter der Böllerei litten und deshalb auch immer mehr Menschen dringend ein Verbot wollten. Die Organisation rief dazu auf, das Geld für Pyrotechnik für gemeinnützige Zwecke zu nutzen - unter dem Motto "Spenden statt Böllern".

Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) spricht sich für ein Verbot aus: schon allein aufgrund der enormen Schadstoffproduktion sowie der Müllberge auf den Straßen am Neujahrsmorgen. Dies gelte erst recht mit Blick auf das hohe Unfallrisiko - vor allem unter Alkoholeinfluss - sowie auf Böller- und Raketen-Angriffe gegen Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst.

Parkscheinautomaten werden geschützt

In Berlin-Mitte werden derweil bereits seit Dienstag nach und nach alle rund 2.650 Parkscheinautomaten mit einem Silvesterschutz versehen. Der soll am 1. Januar wieder abgenommen werden, teilte die Bezirksstadträtin Almut Neumann (Grüne) mit. Die Maßnahme diene dazu, die Automaten vor Schäden durch Silvesterböller zu schützen. In dieser Zeit könnten die Parkscheinautomaten nicht benutzt werden.

Autofahrer müssten sich trotz der Einschränkung aber an die Straßenverkehrsordnung halten, hieß es. Statt der klassischen Bezahlmethode sollen sie das Handyparken oder die eigene Parkscheibe nutzen. Der Bezirk hatte schon einmal im Jahr 2019 vor Silvester die Automaten mit einem Schutz versehen, damals waren es noch rund 1.300.

Sendung: rbb24 Inforadio, 29.12.2022, 09:00

 

Die Kommentarfunktion wurde am 29.12.2022 um 15:25 Uhr geschlossen. Die Kommentare dienen zum Austausch der Nutzerinnen und Nutzer und der Redaktion über die berichteten Themen. Wir schließen die Kommentarfunktion unter anderem, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt.

Artikel im mobilen Angebot lesen