Mahnwache "Berlin brennt"
Fehlendes Personal, steigende Belastung, ständig im Ausnahmezustand - die Berliner Feuerwehr schlägt Alarm. Mit einer Mahnwache macht sie auf ihre Situation aufmerksam. Ein schwerer Unfall am Samstag hat die Probleme erneut offen gelegt.
Etwa 30 Feuerwehrleute haben am Sonntagnachmittag vor dem Roten Rathaus in Berlin eine Mahnwache abgehalten, um auf schlechte Arbeitsbedingungen aufmerksam zu machen. Dabei zündeten sie - wie schon bei früheren Mahnwachen - unter dem Motto "Berlin brennt" Holz in einer Tonne an.
Als Grund für die Aktion gaben die Beteiligten die steigende Belastung im Feuerwehr-Dienst an. Die sei vor allem durch Personalmangel in Folge von Einsparungen begründet, hieß es. Aktuell werde die Lage durch den hohen Krankenstand so sehr verschärft, dass die Feuerwehr ihren gesetzlichen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen könne. Eintreffzeiten von Rettungswagen und Notärzten von über 30 Minuten sind demnach keine Seltenheit mehr. Dadurch hätten sich Sicherheit für die Bevölkerung und der Brandschutz in Berlin verschlechtert.
Auch der Sprecher der Berliner Feuerwehr, Thomas Kirstein, forderte am Sonntag gegenüber dem rbb von der Politik schnelle Verbesserungen im Rettungsdienst. Die Kapazitäten reichten schon seit längerer Zeit nicht mehr aus, alle Beschäftigten würden am Limit arbeiten, sagte Kirstein.
Demnach habe die Feuerwehr am Samstag, als bei einem schweren Unfall mit einem Bus eine Jugendliche starb und eine schwer verletzt wurde und ein Rettungswagen 20 Minuten bis zum Unfallort brauchte, mehr als 1.600 Einsätze im Stadtgebiet bewältigt. "Wenn man dann weiß, dass wir hier nicht ausreichend Rettungswagen zur Verfügung haben, ist das eine enorme Leistung, die hier in der Leitstelle geleistet wird, um dort schnellstmöglich die Rettungswagen immer zu disponieren", so Kirstein.
Es sei immer eine Herausforderung, die Mangelressource Rettungswagen schnell zu koordinieren, "aber man muss auch sagen, die Einsatzkräfte auf den Löschfahrzeugen verfügen alle über eine medizinische Ausbildung und die konnten dort helfen".
Mehr als 300 Mal hat die Berliner Feuerwehr dieses Jahr den Ausnahmezustand ausgerufen, weil zu viele Notrufe auf zu wenige Rettungswagen treffen. Wenn es keine Rettungsmittel gibt, werden Brandbekämpfer zur Notfallrettung geschickt. Und wenn es dann brennt, ist keiner mehr in der Nähe.
Die Zeit bis zum Eintreffen an den Einsatzorten kann sich im Ausnahmezustand zudem erheblich verlängern, das Personal der Berliner Notrufzentrale arbeitet unter hohem Druck. Und eine kurzfristige Lösung ist nicht in Sicht. Auf Einladung der Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey haben sich Innensenatorin Iris Spranger (beide SPD) und Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne) am Freitag getroffen. Ohne Ergebnis.
Sendung: rbb24 Abendschau, 11.12.2022, 19:30 Uhr
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