Mehr als 22.000 Impfungen
In keinem anderen deutschen Bundesland infizierten sich in diesem Jahr so viele Menschen mit Mpox (Affenpocken) wie in Berlin. In den vergangenen Wochen hat sich das Infektionsgeschehen beruhigt.
Seit mehreren Wochen sind in Berlin keine neuen Fälle von Mpox (Affenpocken) mehr gemeldet worden. Der jüngste Fall sei in der Woche bis 13. November an das Robert Koch-Institut (RKI) übermittelt worden, teilte die Senatsverwaltung für Gesundheit der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage mit. "Davon ausgehend, dass alle Ärzt:innen und Labore der gesetzlichen Meldepflicht nachkommen, sind seitdem in Berlin keine weiteren Fälle diagnostiziert worden."
Insgesamt sind seit Ausbruchsbeginn im Mai knapp 1.670 Mpox-Erkrankungen in der Hauptstadt festgestellt worden - so viele wie in keinem anderen Bundesland.
Zeitweise waren in Berlin 200 und mehr Erkrankte pro Woche gemeldet worden. Bereits im Herbst waren die Werte deutlich gesunken. Ob es auch über die Weihnachtsfeiertage keine neuen Erkrankungen gegeben hat, dürfte sich angesichts vieler geschlossener Arztpraxen und anzunehmendem Meldeverzug wohl erst im neuen Jahr klarer zeigen.
Wie kürzlich veröffentlichte Daten des RKI zeigen, ist beinahe die Hälfte der bisher in Deutschland erfassten Mpox-Impfungen in Berlin verabreicht worden. Mehr als 22.600 Impfungen wurden von Juni bis November in der Hauptstadt gezählt, das sind rund 45 Prozent des bundesweiten Geschehens. Viele andere Bundesländer weisen nur zwei- oder niedrige dreistellige Zahlen aus.
Von den insgesamt in Deutschland verabreichten mehr als 50.000 Impfungen waren laut RKI-Daten rund drei Viertel Erstimpfungen. Erst im November rief die Ständige Impfkommission (Stiko) gefährdete Gruppen dazu auf, auch die für einen langfristigen Schutz nötige Zweitimpfung wahrzunehmen. Nach anfänglichem Mangel gebe es inzwischen ausreichend Impfstoff im Land. Bundesweit verfügbar waren laut Stiko im November 260.000 Mpox-Impfstoffdosen.
Die Stiko wertet den Ausbruch im November noch nicht als beendet. Es sei unklar, ob die Erkrankung außerhalb von Afrika noch ausgerottet werden kann, hieß es. Eine Zunahme der Fallzahl auch durch Einschleppungen nach Ansteckungen im Ausland scheine aktuell jederzeit möglich.
Eine Studie hatte gezeigt, dass in der frühen Phase des Ausbruchs noch eine hohe Zahl der Berliner Betroffenen die Infektion offenbar von Reisen mitbrachte, etwa von einem Pride-Event auf Gran Canaria. Danach nahm der Ausbruch von Berlin aus weiter Fahrt auf.
"Die Übertragungen sind in diesem Ausbruch in erster Linie im Rahmen von sexuellen Aktivitäten erfolgt, insbesondere bei Männern, die sexuelle Kontakte mit anderen Männern haben", schreibt das RKI. Die meisten Betroffenen erkrankten demnach nicht schwer. Im Ausland gab es vereinzelt Todesfälle.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Affenpocken kürzlich in Mpox umbenannt; in einer einjährigen Übergangszeit würden aber noch beide Namen verwendet, hieß es. Als Grund für die Umbenennung nannte die WHO eine rassistische und stigmatisierende Verwendung des Namens im Zuge des Ausbruchs.
Die Krankheit hatte ihren ursprünglichen Namen deshalb bekommen, weil sie 1958 erstmals in Affen entdeckt wurde. Mit dem Ausbruch 2022 haben Affen aber nichts zu tun. Vielmehr stecken sich Menschen bei engem körperlichen Kontakt mit anderen Menschen an.
Sendung: rbb24 Inforadio, 30.12.2022, 19:00 Uhr
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