Bündnis will Reform von Notversorgung
Immer mehr Einsätze und nicht ausreichend Personal. Das neu gegründete Bündnis Pro Rettungsdienst will die Notversorgung reformieren. Denn das System stehe kurz vor dem Kollaps. Die Folgen waren auch bei dem tödlichen Busunfall in Berlin spürbar.
Das neu gegründete Bündnis Pro Rettungsdienst fordert eine grundlegende Reform der Notfallversorgung außerhalb der Krankenhäuser. "Der Rettungsdienst steht vor dem Zusammenbruch", sagte Frank Flake vom Vorstand des Deutschen Berufsverbands Rettungsdienst am Montag in Berlin. Zentrales Problem sei die gestiegene Einsatzzahl, vor allem für Bagatellerkrankungen oder -verletzungen, sagte Flake.
Eine der Ursachen dafür sei, dass in den vergangenen Jahren die ambulante Versorgung nachgelassen habe. Die Strategie, immer mehr Rettungswagen in Dienst zu stellen, sei am Ende, es gebe kein Personal mehr, sagte Flake.
Es sei nötig, Patientenströme zentral zu steuern, forderte Oliver Hölters von der Mitarbeiterseite der Arbeitsrechtlichen Kommission des Deutschen Caritasverbands. Nach den Vorstellungen des Bündnisses könnten die Rettungsleitstellen sowohl Notrufe als auch Hilfeersuchen an den Ärztlichen Bereitschaftsdienst entgegennehmen und jeweils geeignete Hilfe entsenden.
Die Arbeitsbedingungen im Rettungsdienst hätten sich in der jüngsten Zeit derart verschlechtert, dass es "eine nie dagewesene Berufsflucht" gebe, sagte auch Vorstand Flake vom Deutschen Berufsverbands Rettungsdienst. Er forderte, den Rettungsdienst als Teil der Gesundheitsversorgung in das Sozialgesetzbuch aufzunehmen.
Dem Bündnis Pro Rettungsdienst gehört die Björn Steiger Stiftung, die Bundesvereinigung der Arbeitsgemeinschaften der Notärzte Deutschlands, die Deutsche Feuerwehr-Gewerkschaft, die Deutsche Gesellschaft für Rettungswissenschaften, der Deutsche Berufsverband Rettungsdienst und die Mitarbeiterseite der Arbeitsrechtlichen Kommission des Deutschen Caritasverbands an.
"Die Notfallrettung in Deutschland ist gefährdet - der Rettungsdienst muss grundlegend reformiert werden", erklärte das Bündnis schon vor dem Treffen in Berlin.
Ein tödlicher Busunfall in Berlin, bei dem am Samstag im Stadtteil Lankwitz eine 15-jährige Fußgängerin bei einem schweren Busunfall getötet worden war, hatte am Wochenende ein Schlaglicht auf die Lage der Rettungsdienste geworfen. Als erster Wagen sei ein Notarzt neun Minuten nach dem Notruf vor Ort gewesen, die ersten beiden Rettungswagen erst nach 20 Minuten, so die Feuerwehr.
Am Sonntag protestierten einige Dutzend Feuerwehrleute vor dem Roten Rathaus für bessere Arbeitsbedingungen. Die Berliner Feuerwehr habe mit stetig steigenden Einsatzzahlen, Personalmangel und einer wachsenden Belastung jedes einzelnen Kollegen zu kämpfen, sagte der Vorsitzende der Initiative "BerlinBrennt", Erik Herbote. Folge sei eine Erhöhung des Krankenstandes, was das Problem verschärfe. Betroffen sei vor allem der Rettungsdienst, der andauernd im Ausnahmezustand sei. Mehr als 300 Mal hat allein die Berliner Feuerwehr dieses Jahr offiziell den Ausnahmezustand ausgerufen, weil zu viele Notrufe auf zu wenige Rettungswagen trafen.
Wenn es keine Rettungsmittel gibt, werden mitunter Feuerwehrleute samt Löschfahrzeugen zur Notfallrettung geschickt. Das kann wiederum Auswirkungen auf Löscheinsätze haben.
Sendung: rbb24 Inforadio, 12.12.2022, 12:00 Uhr
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