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Quelle: dpa/Ingolf König-Jablonski

Rückkehr einer heimischen Art

Kommt ein Elch nach Brandenburg

Bert ist in Brandenburg bereits eine kleine Berühmtheit. Seit vier Jahren lässt sich der Elchbulle immer wieder im Naturpark Nuthe-Nieplitz blicken – dort hat er sich mit einer Kuhherde angefreundet. Doch Bert ist längst nicht mehr alleine. Von Jana Herrmann

Bisher gilt noch: Wer einen Elch in Brandenburg sieht, hat verdammt viel Glück. Denn die großen Pflanzenfresser waren zwar früher in ganz Deutschland beheimatet, verschwanden dann aber zeitweise ganz - weil der Mensch vermehrt Jagd auf sie machte und sie gleichzeitig aus ihrem natürlichen Lebensraum verdrängte.

Heute gilt eine ganzjährige Schonfrist für die Tiere. Sprich: Selbst wenn ein Jäger hierzulande einen Elch vor die Flinte bekommen sollte, dürfte er nicht abdrücken.

UN-Artenschutzkonferenz

Wie sich Wildtiere der Stadt anpassen

In Kanada will ab Mittwoch die UN-Artenschutzkonferenz Vielfalt in Zeiten von Klimawandel und Umweltverschmutzung sichern. In Berlin haben sich bereits manche Tiere - und Pflanzen - im Rekordtempo den neuen Bedingungen angepasst. Von Hendrik Schröder.

Mittlerweile häufen sich die Elchsichtungen in Deutschland wieder – und Brandenburg steht dabei ganz oben auf der Liste. Wie viele Elche sich in der Region tatsächlich gerade aufhalten, lässt sich aber nur schwer sagen. "Wir schätzen, dass in Brandenburg derzeit etwa 5 bis 15 Elche unterwegs sind", sagt Moritz Klose, Programmleiter Wildtiere bei der Naturschutzorganisation WWF Deutschland.

Besonders im Nordosten, etwa im Barnim, werden die Tiere häufig gemeldet. Allerdings seien die Sichtungen in den letzten zwei Jahren wieder zurückgegangen. Grund dafür könnte der Schutzzaun an der Oder sein, der die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest verhindern soll, vermutet der Biologe. Eigentlich für die Elche mit ihren langen Beinen kein unüberwindbares Hindernis – aber eben doch ein Hindernis.

Elche kennen keine Grenzen

Wie viele seiner Kollegen und Kolleginnen setzt sich Moritz Klose dafür ein, dass Wildtiere den Weg nach Deutschland zurückfinden: "Wir freuen uns über jede heimische Art, die sich hier wieder ansiedelt und ein bisschen Biodiversität zurückbringt." Dafür wurde unter anderem ein länderübergreifendes Projekt gegründet, das von der Europäischen Union gefördert wird. Ziel ist es, die Rückkehr von Elchen und Wisenten aus Polen nach Deutschland zu unterstützen und ein "möglichst konfliktfreies Zusammenleben mit Bevölkerung, Politik, sowie Landnutzer*innen zu ermöglichen", heißt es in der Projektbeschreibung.

Auch Moritz Klose unterstreicht: "Wildtiere kennen keine nationalen Grenzen" – gerade deswegen sei die enge Zusammenarbeit mit Polen so wichtig. Denn von dort stammen die Elche, die in Brandenburg zu beobachten sind. Die Tiere sind nicht nur sehr gute Schwimmer, auf der Suche nach einem neuen Revier können Elchbullen auch durchaus mal bis zu 80 Kilometer am Tag zurücklegen. Der Weg von Polen nach Brandenburg ist für sie also theoretisch problemlos machbar.

Quelle: dpa/Stephan Schulz

Projekt leistet Aufklärungsarbeit

Schon seit 2001 dürfen Elche im Nachbarland nicht mehr gejagt werden. Seitdem hat sich der Bestand dort schnell erholt. "Und mit dem wachsenden Populationsdruck kommen auch mehr Elche nach Brandenburg", erklärt Klose. Umso wichtiger sei es, dass deutsche und polnische Behörden kooperierten und Bevölkerung und Entscheidungsträger für die großen Tiere sensibilisiert seien.

"Viele wissen gar nicht mehr, dass es hier früher Elche und Wisente gab", so der Wildtierexperte. Ein Film, Broschüren, Info-Material für Schulen und auch eine Wanderausstellung, die demnächst aus dem Wildpark Schorfheide in den Nationalpark Unteres Odertal weiterzieht, sollen das ändern. Das Projekt mit dem Namen "LosBonasus -Crossing!" ("Elch und Wisent - queren!") läuft zwar demnächst aus, Moritz Klose ist sich aber sicher, dass die Tiere trotzdem weiterhin im Fokus bleiben.

Infobox

Reale und virtuelle Elchsichtungen

Wo die Liebe hinfällt

Elche sind Einzelgänger. Nur zur Paarungszeit im Herbst finden sie zueinander. Meistens sind es daher junge Elchbullen, die auf der Suche nach einer potenziellen Partnerin die Oder überqueren und in den märkischen Wäldern herumstreifen.

Werden sie dort nicht fündig, kehren sie meist wieder in die alte Heimat zurück oder ziehen weiter. Nur Bert hat sich anders entschieden. Seit Jahren taucht der Elchbulle immer wieder im Naturpark Nuthe-Nieplitz auf und gesellt sich dort zu einer Kuhherde. Experten vermuten, dass sich Bert in Kühe verguckt hat - paaren können sich die beiden Arten aber nicht.

Seit 2018 trägt Bert einen Peilsender um den Hals. Seither kann Wildtierbiologe Frank-Uwe Michler von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde die Streifzüge des Elchbullen genau verfolgen und auswerten. Besonders im Herbst kommt es immer wieder vor, dass der braune Riese zwischen den Kühen auf der Weide zu sehen ist, gemeinsam mit ihnen frisst und ruht. Wird es ihm dann zu bunt, entschwindet er mit einem Sprung über den Zaun wieder in den Wald.

"Elche könnten sich in Brandenburg sehr wohlfühlen"

Wie wahrscheinlich ist es, dass sich Elche dauerhaft wieder in Brandenburg ansiedeln? Zumindest die Grundvoraussetzungen dafür sind laut Moritz Klose ziemlich gut. Denn: Elche leben zwar hauptsächlich im Wald, mögen aber eine möglichst abwechslungsreiche Landschaft mit Wiesen, Sümpfen und Gewässern. Und: Sie ernähren sich bevorzugt von Wasserpflanzen, Sträuchern und Kräutern. Von beidem hat Brandenburg jede Menge zu bieten. "Elche könnten sich hier also sehr wohlfühlen", bestätigt der Biologe.

Konfliktpotenzial bei einer möglichen Rückkehr der Riesen sieht er erst einmal nur bedingt. Schilder und Geschwindigkeitsbegrenzungen könnten die Gefahr im Straßenverkehr verringern – tatsächlich kommt es in elchreichen Ländern wie Schweden regelmäßig zu Autounfällen. Für Elch Bert gibt es bereits extra Warnschilder in seinem Stammrevier im Naturpark Nuthe-Nieplitz (die allerdings auch gerne einmal als Souvenir entwendet werden). "Und der ein oder andere Förster wäre vermutlich nicht ganz so glücklich, wenn Elche die jungen Bäume anknabbern", fügt Klose noch hinzu.

Auch wenn Elche hierzulande oft einen eher gemütlichen Ruf haben – nähern sollte man sich ihnen bei einer Sichtung in freier Wildbahn nicht. Männliche Tiere können etwa 2,5 Meter lang und bis zu 500 Kilogramm schwer werden. Bei so viel Masse gilt also (wie für alle Wildtiere): respektvoll Abstand halten, nicht füttern – und einfach den Moment genießen.

Beitrag von Jana Herrmann

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