Die Zahlen des Jahres 2022
Beeindruckendes Alter, bewegende Menschenmenge und rasende Geschwindigkeit: Berlin und Brandenburg haben 2022 einige beeindruckende Zahlen abgeliefert. Ein Jahresrückblick in Rekorden und rekordverdächtigen Jubiläen. Von Sebastian Hampf
Nach zwei Jahren Pandemie und Stillstand der Veranstaltungsbranche war 2022 ein Jahr, das Konzertgänger:innen wie ein Honigtopf vorgekommen sein muss. Da kann man schonmal ausrasten und doll rumspringen. Am 10. Juni waren 60.000 Menschen auf dem Tempelhofer Feld so euphorisch und synchron, dass sie die Erde zum Beben brachten. Immerhin 1,4 auf der Richterskala erreichten die Konzertbesucher:innen, als sie zur Musik der englischen Band Florence & The Machine tanzten.
Um die 200.000 Raver waren im Juli in Berlin unterwegs und feierten bei "Rave The Planet". Initiiert von Dr. Motte, der auch schon die Loveparade ins Leben gerufen hatte, war auch die neue Parade als politische Demonstration angemeldet. Geraved wurde ausgiebig, gesaved leider nicht sonderlich: 135 Kubikmeter Abfall musste die BSR nach dem Rave einsammeln.
Während sich manche Menschen langsam und tanzend durch die Stadt bewegen wollten, jagten andere im September einer Rekordzeit hinterher. Beim 48. Berlin-Marathon stellte der Kenianer Eliud Kipchoge dann auch tatsächlich die alte Bestzeit über 42,195 Kilometer ein. Er gewann mit der Zeit von 2:01:09 und unterbot seine eigene Bestmarke um 30 Sekunden.
Kurz Beine sind vor allem: kurz. Aber auch schnell, wenn es sein muss. Das bewiesen im September eindrucksvoll 60 Dackel, die beim Dackelrennen im brandenburgischen Oberkrämer [Facebook] an den Start gegangen sind. Die Teilnehmerzahl war bereits ein Rekord. Auch die Strecke von 41 Metern wurde in Rekordzeit absolviert. Hundedame Betty aus Berlin brauchte nur 5,53 Sekunden für die Distanz und wurde vom Publikum dafür bejubelt.
Nicht mehr janz so schnell, aber immer noch sehr umtriebig ist dieses Berliner Urgestein. Am vierten Februar feierte Frank Zander seinen 80. Geburtstag. In den 1970er Jahren startete er seine Karriere als Musiker. Komiker, TV-Moderator und Synchronsprecher war der Neuköllner auch - und seine Reibeisenstimme immer sein Markenzeichen.
Noch bekannter dürfte Frank Zander für sein soziales Engagement sein. Seit 1995 veranstaltet er jedes Jahr ein Weihnachtsessen mit Showprogramm für Bedürftige. Für seinen Einsatz erhielt Frank Zander dieses Jahr das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Ein wahrer Entertainer und Ehrenmann!
Der nächste junge Mann hat sein (Berufs-)Leben noch vor sich. Typische Berufswünsche Jugendlicher sind Arzt, Polizist oder Informatiker. Politische Ämter gehören eher nicht dazu. Umso besser, wenn sich junge Menschen ungewöhnliche Ziele setzen – und sie auch erreichen, so wie Lucas Halle. Er ist seit diesem Jahr der jüngste Bürgermeister Deutschlands und Oberhaupt der Gemeinde Zehdenick in Brandenburg. Besonders erstaunlich in einem Bundesland, in dem das Durchschnittsalter mit 47,2 Jahren sehr hoch ist.
Auch eher zu den alten Eisen in Brandenburg gehört das Schiffshebewerk Niederfinow. 88 Jahre ist es in Betrieb und immer noch ein Besuchermagnet. Für die modernen und größeren Schiffe reicht das Industriedenkmal aber schon lange nicht mehr aus. Seit 2009 wurde deshalb direkt neben dem alten Schiffsfahrstuhl ein neues Schiffshebewerk gebaut. Mit einer Verzögerung von acht Jahren wurde es am vierten Oktober eröffnet. Somit steht auch in Zukunft ein klimafreundlicher Transportweg von und nach Berlin Richtung Osten zur Verfügung.
Schnell und bequem durch die Großstadt kommen – diesen Wunsch gab es wohl schon immer. Vor 120 Jahren nahm diese Vision Formen an. Schnell, umweltfreundlich und gelb. Das ist sie, die Berliner U-Bahn [Instagram]. Im Februar 1902 wurde die erste U-Bahnstrecke eröffnet, sogar die erste deutschlandweit. Tief unter der Erde fuhr die erste U-Bahn jedoch nicht. Die erste Strecke führte als Hochbahn vom Stralauer Thor zum Potsdamer Platz und verband acht Bahnhöfe. Über die Jahre hat sich das Streckennetz ausgeweitet: 175 Bahnhöfe und rund 155 Kilometer Schienen umfasst das Berliner U-Bahn-Netz derzeit.
Egal ob erstklassig oder zweitklassig – diese "alte Dame" hat zumindest immer Unterhaltungswert. Im Juli ist der Berliner Traditionsverein Hertha BSC 130 Jahre alt geworden. Eine lange Zeit, in der die Hertha durch viele Höhen und Tiefen gegangen ist - und diesem Weg auch in Zukunft treu bleiben wird. So sieht es derzeit zumindest aus, denn sportlich kämpft der Verein gegen den Abstieg - und gewirtschaftet hat die Hertha zuletzt auch nicht sonderlich gut.
Höhen und Tiefen gingen auch an der Protagonistin unserer nächsten Geschichte schon viele vorbei. Sie ließ sich davon jedoch nie aus der Fassung bringen: die dickste Rotbuche Brandenburgs. Sie steht im Park Sanssouci in Potsdam - an zwei Seiten umgeben von Wasser - an einem optimalen Plätzchen. Erreicht hat diese stattliche Rotbuche ihre heutigen Ausmaße von 6,60 Meter Umfang und gut 30 Metern Höhe nach circa 200 Jahren Wachstum. Gepflanzt wurde sie in den 1840er Jahren und stammt wahrscheinlich aus einer von Gartendirektor Lenné gegründeten Baumschule.
Im vergangenen Jahr hat der Bundesverband der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald die Rotbuche übrigens zum Baum des Jahres gekürt.
Besonders groß sind auch die Stars der folgenden Geschichte. Es gibt sie in vielen Farben und skurrilsten Formen – Kürbisse. Besonders im Herbst ein Renner - gefragt als Suppe, Kompott, Ofengemüse und natürlich als Halloween-Accessoire. Doch um die klassischen, "normalen" Kürbisse ging es im Herbst bei der Wiegemeisterschaft in Klaistow nicht. Hier waren die Schwergewichte des Gemüses gefragt.
60 bis 70 Riesen-Kürbisse waren beim diesjährigen Wettbewerb dabei. Gewonnen hat der Kürbis von Andreas Baumert aus Görlitz mit einem Gewicht von 865,5 Kilogramm. Offiziell der schwerste Kürbis der Welt war 2021 ein Exemplar aus Italien mit 1.226 Kilogramm. In der Wachstumsphase kann so ein Kürbis übrigens bis zu 30 Kilogramm pro Tag zulegen.
Zu guter Letzt geht es nicht um Masse, sondern um ein Zeichen. Bei einem Oldtimer-Treffen im April in Königs Wusterhausen haben sich über 300 Autos zu einem gigantischen Peace-Zeichen formiert [Instagram]. Die Aktion hat es damit zu einem offiziell bestätigten Weltrekord gebracht. Das Ziel war aber ein anderes: Ein Zeichen für den Frieden zu setzen.
Beitrag von Sebastian Hampf
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