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Video: rbb24 Abendschau | 30.12.2022 | V. Marquardt | Quelle: dpa/Paul Zinken

Tiere und Feuerwerk

"Vögel fliegen oftmals bis zur Erschöpfung und fallen dann vom Himmel"

Zum Jahreswechsel darf wieder offiziell geböllert werden. Tierschützer kritisieren das Comeback. Vor allem für wildlebende Tiere sei die Pyrotechnik häufig eine tödliche Gefahr. Doch auch Haustiere leiden unter der Knallerei.

Zwei Jahre lang herrschte in Berlin weitgehend Stille zum Jahreswechsel. Wegen der Pandemie war ein Verkaufsverbot für Feuerwerkskörper erlassen worden - auch um Krankenhäuser in Folge von möglichen Brandverletzungen nicht zusätzlich zu belasten. Begrüßt wurde die Entscheidung damals auch von Tierschützern. Sie plädierten dafür, das Verbot sogar dauerhaft einzuführen. Die Gefahren für Haus- und wildlebende Tiere seien enorm.

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Nun sind die Böller und Raketen wieder zurück - und damit auch die Sorgen der Tierschützer. Eine Böllerverbotszone für ganz Berlin, fordert etwa der in der Hauptstadt ansässige Tierschutz. "Die jährliche Böllerei schadet Mensch, Tier und Umwelt gleichermaßen. Zuletzt wurden Millionen buchstäblich in die Luft geblasen. Davon könnten wir als spendenfinanzierte Organisation unseren Verein und das Tierheim zwei Jahre sorgenfrei betreiben", sagt die Sprecherin des Berliner Tierschutzes, Ute Reinhardt, auf Nachfrage von rbb|24.

Auch der BUND Berlin fordert erhebliche Einschränkungen für das private Abbrennen von Pyrotechnik: "Das massenhafte Zünden von Böllern und Raketen zu Silvester bedroht Mensch und Umwelt und ist eine massive Ressourcenverschleuderung". Für Wild- und Haustiere sei die Silvesternacht zudem ein "Horror".

Panische Flucht vieler Vögel

Weitestgehend schutzlos sind Wildtiere in der Stadt den Böllern und Raketen ausgeliefert. Vor allem in der Silvesternacht, aber auch schon in den Tagen davor. "Vögel fliegen oftmals bis zur Erschöpfung und fallen dann vom Himmel", erklärt die Berliner Tierschutz-Beauftragte Kathrin Herrmann. Vor allem sorgen demnach Lichtblitze und Knallgeräusche für panisches Fluchtverhalten. Rauch sorge zusätzlich noch für Orientierungslosigkeit.

Viele Vögel würden zudem bei der panischen Flucht gegen Glasscheiben und Stromleitungen prallen und dann verenden, betont der Naturschutzbund (NABU). Darauf einstellen können sich die Vögel nicht. Sie haben zwar ein Gespür für Jahreszeiten, nicht aber für menschliche Feiertage, an denen tonnenweise Pyrotechnik in die Luft gesprengt wird.

Flucht auf Kosten lebensnotwendiger Energie

Diese Jahreszeit sei dabei ohnehin besonders herausfordernd für wild lebende Tiere wie etwa Füchse, Biber oder Eichhörnchen. Das Nahrungsangebot, so der NABU, sei knapp. Der extreme Lärm in der Silvesternacht scheuche die Tiere panisch auf und veranlasse sie zur Flucht. Da sie aber nirgends Ruhe fänden, würden die Tiere viel Energie verbrauchen, die sie in der kalten Jahreszeit zum Überleben bräuchten. "Das kann schnell lebensbedrohend werden", betont NABU-Geschäftsführer Leif Miller.

Die Reaktionen auf den Feuerwerkslärm unterscheiden sich zwischen Wild- und Haustieren dabei nicht wesentlich, sagt Moira Gerlach, Fachreferentin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutzbund. Hunde und Katzen besitzen im Vergleich zu Menschen ein deutlich empfindlicheres Gehör. Die Knallgeräusche versetzen sie ebenso in Panik. Hunde würden sich zitternd in der hintersten Wohnungsecke verkriechen und tagelang nicht aus dem Haus wollen. Katzen, die draußen unterwegs sind, würden in Panik fliehen und nicht mehr heimfinden.

Erlebnisse wie die Silvesternacht können auch Haustiere zudem dauerhaft traumatisieren, erklärt die Berliner Tierschutzbeauftragte Herrmann. In der Folge können demnach dauerhafte Verhaltensstörungen auftreten.

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Vorbereitungen des Berliner Tierheims

Das Berliner Tierheim, obwohl am Stadtrand gelegen, lässt Hunde deshalb am Silvestertag nicht in den Außenbereich und bietet Katzen mehr Versteckmöglichkeiten als sonst, sagt Tierheimsprecherin Ute Reinhardt. "Wir tun unser Mögliches, die Tiere in der Silvesternacht zu schützen. Nichtsdestotrotz leiden unsere Tiere sehr unter den hellen Blitzen und der Knallerei. Sie sind an den darauffolgenden Tagen sehr verstört."

Viele entlaufene Haustiere an Silvester

Hundehalter:innen rät der Tierschutz Berlin, Gassigänge am Silvestertag möglichst schon vor der Knallerei durchzuführen und am frühen morgen des 1. Januars erst dann, wenn die Knallerei vorbei ist. Hunde sollten am Silvestertag zudem "ausnahmslos angeleint und mit einem gutsitzenden Geschirr ausgeführt werden, aus dem der Hund sich nicht herauswinden kann", sagt Reinhardt. "Da gerade an Silvester viele Tiere entlaufen, ist die Telefonnummer am Halsband unbedingt empfehlenswert." Katzenhalter:innen sollten ihre Tiere möglichst mit vielen Spielen beschäftigen. Das lenke sie gut ab.

Die Anwesenheit einer Bezugsperson wirkt demnach zudem stressmindernd vor allem auf Hunde und Katzen – allein lassen sollte man seine Tiere zu Silvester somit auf keinen Fall. Wenn alles nichts nützt und sich die Tiere nur verkriechen möchten, sollten Halter:innen sie auch in Ruhe lassen. Unterstützend könne wirken, einen besonders kuscheligen und geschützen Ort einzurichten, den die Tiere als Höhle nutzen können.

Die Gabe von Beruhigungsmittel soll laut Tierschutz nicht ohne vorherigere tierärztlicher Absprache erfolgen – und nur dann, wenn es nicht anders geht.

Sendung: 88.8, 29.12.2022, 5 Uhr

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