Ausgeschaltete Beleuchtung
Energie sparen, Licht aus, Dunkeldeutschland: Vor einem halben Jahr wurde das Ausschalten von Beleuchtungen im Stadtbild breit diskutiert. Einen wirklichen Effekt sieht man aus dem All nur an ganz bestimmten Orten. Von Haluka Maier-Borst
Rotes Rathaus: duster. Berliner Dom: finster. Siegessäule: schwarz. Seit dem Sommer letzten Jahres bleiben zahlreiche Sehenswürdigkeiten in Berlin dunkel. Und auch in Orten in Brandenburg wie Kyritz, Fehrbellin (Ostprignitz-Ruppin), Rüdersdorf (Märkisch-Oderland), Biesenthal (Barnim), Mühlenbecker Land (Oberhavel) und Niederer Fläming (Teltow-Fläming) wurde an vielen Ecken die Beleuchtung ausgeschaltet, um in Zeiten des Krieges in der Ukraine Energie zu sparen.
Und dann wurde viel diskutiert. Ob dadurch gewisse Gegenden unsicherer werden. Oder ob das gar für Natur und Mensch vielleicht ganz gut wäre, wenn die Nacht wieder dunkler wird. Doch so viel darüber auch geredet wurde, wirklich weniger Licht hat man an den wenigsten Orten – weder in Berlin noch in Brandenburg. Zumindest nicht, wenn man aus dem All schaut.
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rbb|24 hat sich mithilfe des Tools “Radiance Light Trends” eine Reihe von Orten angeschaut und verglichen, inwiefern das Energiesparen auf Nachtaufnahmen von Satelliten zu sehen ist. Das Ergebnis: Nur an vereinzelten Punkten deutet sich ein Effekt an.
Von sechs Orten in Brandenburg, die sich rbb|24 ausgesucht hat, weil zuvor von Sparmaßnahmen berichtet wurde, verzeichnen gerade einmal Kyritz und Fehrbellin (Ostprignitz-Ruppin) niedrigere Werte als im Jahr 2021. Allerdings könnten auch diese Abweichungen noch im Bereich von Messungenauigkeiten liegen. Berlin als Ganzes ist ebenfalls nicht dunkler geworden, wenngleich einzelne Orte wie der Alexanderplatz oder auch der Kurfürstendamm und sogar der gesamte Bezirk Mitte dunkler sind als vor einem Jahr.
Christopher Kyba ist Geoinformatiker am Deutschen GeoForschungsZentrum GFZ in Potsdam und hat das Tool entwickelt, das rbb|24 nutzt. Ihn verwundern die Ergebnisse nicht. "Ja, es gibt einzelne Flecken die aktuell deutlich dunkler geworden sind - wie eben zum Beispiel rund um den Alexanderplatz", sagt er. Aber an den meisten Orten dominiere das künstliche Licht von Reklamen und Geschäften. Lichtstrahler an öffentlichen Gebäuden oder Strahlenlaternen hätten da nur einen kleinen Einfluss.
Kyba gibt aber zu Bedenken, dass die Nachtaufnahmen von Satelliten mit Vorsicht zu interpretieren sind. Mondschein und Wolken verändern das Licht, das ein Satellit in der Nacht aufnehmen kann, aber auch der Winkel, in dem der Satellit zum beobachteten Fleckchen Erde vorbeifliegt. Manches Licht sehe der Satellit nicht, wenn er direkt über ein Gebäude fliegt, Licht ein paar Grad jenseits davon wiederum sehr deutlich. Und dann müsse man die Uhrzeit bedenken an dem die Satellitenaufnahmen gemacht werden, sagt Kyba.
Wenn zum Beispiel eine örtliche Kirche bislang bis 0 Uhr angestrahlt wurde und nun dieses Licht eingespart wird, sieht man davon auf den Satellitenbildern genau: nichts. Der Satellit mache nämlich um etwa 1:30 Uhr seine Aufnahmen und entsprechend könne er gewisse Veränderungen gar nicht registrieren. Kyba sagt: "Wenn Sie eine große Veränderung in den Daten sehen und das über Monate, dann kann das keine Messunsicherheit sein. Alles andere muss man sich sehr vorsichtig anschauen." Ein gutes Beispiel für einen klaren Effekt hat der Forscher auch. Dass der Flughafen Tegel nach der Schließung viel dunkler geworden ist, das könne man auf Satellitenbildern sehr klar sehen.
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Als Beispiel für einen massiv heller gewordenen Ort lässt sich folgerichtig der Flughafen Schönefeld (Dahme-Spreewald) benennen - und zwar seit er der einzige Flughafen der Hauptstadt ist. Und auch der Bereich um die Tesla-Fabrik in Grünheide (Oder-Spree) ist deutlich heller geworden.
Dass aber aktuell die Nacht durch Energiesparmaßnahmen in weiten Teilen von Berlin und Brandenburg viel dunkler geworden ist, lässt sich so nicht sagen. Und somit ist vom Energiesparen nicht viel zu sehen. Zumindest nicht aus dem All.
Beitrag von Haluka Maier-Borst
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