Nach tödlichem Unfall
Ein Auto raste am späten Sonntagabend gegen eine Säule des Brandenburger Tors. Nun wurden die Schäden unter die Lupe genommen. Zudem wurde ein Statiker mit der Prüfung des Bauwerks beauftragt.
Nach dem tödlichen Unfall am Brandenburger Tor wird die Sanierung des Denkmals voraussichtlich anderthalb Monate dauern. Das teilte die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) rbb|24 am Dienstag auf Nachfrage mit. Das Unternehmen ist für die landeseigenen Immobilien zuständig - dazu zählt auch das berühmte Tor in Berlin-Mitte.
Durch den Unfall seien Schäden an den architektonischen und bildplastischen Oberflächen aus Sandstein sowie an den Putzflächen verursacht worden, konretisierte eine BIM-Sprecherin.
Im Bereich der Aufprallstelle sei die Sandstein-Säule "deutlich beschädigt", der gusseiserne Radabweiser sei dort "vollständig" zerstört worden. Das Bauteil am Boden sollte eigentlich verhindern, dass Fahrzeuge mit der Säule kollidieren. "Es ist auch davon auszugehen, dass das Fundament des Radabweisers durch den Ausriss des Abweisers zerstört ist", so die Sprecherin weiter. Die Säule sei auch großflächig mit Öl verunreinigt.
Es sei davon auszugehen, dass das heiße Öl "tief in das Porengefüge des Sandsteins" eingedrungen sei. Auch an drei anderen Säulen seien Ölspritzer entdeckt worden. Darüber hinaus gebe es Schäden an den Bodenflächen aus Granit.
Die Schäden seien bei der Begutachtung des Berliner Wahrzeichens am Montagvormittag ermittelt worden. Mit dabei waren der Sprecherin zufolge Experten der Gewerke Steinrestaurierung, Metallrestaurierung, Fassadenschutz und -reinigung.
"Tiefergehende Gefügeschäden" wie Risse oder Verschiebungen, die statisch relevant wären, seien aber nicht erkennbar, so die Sprecherin weiter. Dennoch sei ein Statiker mit der Prüfung des Bauwerks beauftragt worden.
Direkt nach der Begutachtung sei der betroffene Bereich des Brandenburger Tors eingezäunt worden, sagte die BIM-Sprecherin. Die nicht umzäunten Flächen dürften weiterhin betreten werden.
Danach hätten Experten mit der Ölminimierung auf den Oberflächen begonnen. "Die Bearbeitung kann aufgrund der geringen Temperaturen und der langsamen Reaktionsgeschwindigkeit der chemischen Kompressen mehrere Tage dauern", sagte die Sprecherin. Am Donnerstag beginne ein Unternehmen mit der Restaurierung der mechanischen Schäden - vorausgesetzt, die Oberflächen seien dann schon ölfrei und bearbeitbar.
Die Bearbeitung der Radabweiser werde derzeit abgestimmt.
Wer für den Schaden aufkommen wird, ist derweil noch unklar: "In Bezug auf die Kostenübernahme befinden wir uns in Abstimmung mit unserer Versicherung", teilte die Sprecherin weiter mit: "Den genauen Schaden können wir noch nicht beziffern."
Ein Auto war am späten Sonntagabend gegen eine Säule des Brandenburger Tors gefahren. Der 26 Jahre alte Fahrer wurde bei dem Aufprall tödlich verletzt. Die Polizei schließt derzeit einen Anschlag, ein illegales Autorennen oder einen Suizid als Grund für die Kollision aus.
Nach dem Unfall hatte die Senatsinnenverwaltung erklärt, bereits seit mehreren Jahren an neuen Sicherheitskonzepten für öffentliche Räume zu arbeiten. Diesen Unfall wolle man nun zum Anlass nehmen, um die Thematik in Abstimmung mit den zuständigen Behörden voranzubringen, hieß es weiter.
Neben der Sicherheit müssten auch weitere Aspekte berücksichtigt werden, wie zum Beispiel der Denkmalschutz, der Städtebau und der Verkehr. Auch die Interessen von Anliegerinnen und Anliegern seien zu bedenken.
Die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa sagte dem rbb am Dienstag auf Nachfrage, dass derzeit keine Verschärfung der Sicherheitsvorkehrungen am Brandenburger Tor konkret geplant sei.
Sendung: rbb24 Inforadio, 17.01.2022, 20 Uhr
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