Abfallbeseitigung
Was früher im Gelben Sack landete, gehört seit Anfang 2023 in die Gelbe Tonne, so schreibt es das Gesetz vor. Was sich einfach anhört, ist kompliziert. Denn viele Menschen haben jetzt eine Tonne zu viel - so wie im Havelland. Von Claudia Baradoy
7.500 Tonnen Plastikmüll fallen jährlich im Kreis Havelland an. Viel Arbeit für den Entsorger. Damit zur Einführung der Gelben Tonne zum 1. Januar alles glatt geht, hatte die Havelländische Abfallwirtschaftsgesellschaft (HAW) in Nauen schon seit einigen Monaten 62.000 neue Tonnen an alle Haushalte verteilt. Vorbereitung ist schließlich alles.
Doch jetzt gibt es Ärger. Zum Beispiel im Haushalt von Klaus Alrutz-Ziemmsen aus Falkensee: "Man hat's in der Zeitung gelesen, dass die verteilt werden, weil ja keine Gelben Säcke mehr benutzt werden. Und wir haben gedacht: Wir haben ja schon eine Gelbe Tonne und die HAW weiß das, weil sie die ja alle zwei Wochen abholt. Aber dann haben wir diese hier noch zusätzlich bekommen. Brauchen tun wir sie nicht, weil wir nur zu zweit sind."
Klaus Alrutz-Ziemmsen hatte sich schon vor Jahren auf eigene Kosten eine Gelbe Tonne besorgt. Denn den damals noch offiziellen Gelben Sack konnte er nicht leiden, wie er sagt. Regelmäßig seien die Säcke von Vögeln auf der Suche nach Futter aufgepickt und der fein säuberlich verpackte Plastikmüll morgens auf dem ganzen Grundstück verteilt worden.
Auch Ines Linke aus Schönwalde-Glien fragt sich, was sie nun mit zwei Gelben Tonnen soll: "Man hätte doch vorher eine kleine Umfrage machen können: Wer hat denn schon die Gelben Tonnen und wer braucht keine? Und hätte dann nicht flächendeckend jedem eine Tonne vor die Tür stellen müssen - ungefragt", sagt sie.
Allein in Falkensee haben sich zahlreiche Leute auf Facebook gemeldet, die die zweite Gelbe Tonne nicht wollen. Der Tenor: Es werde von Sparen und vom schonenden Umgang mit Ressourcen geredet - und dann sowas. Manche versuchen nun sogar, die alte, private Tonne im Internet zu verkaufen.
Doch warum wurde bei der Havelländischen Abfallwirtschaftsgesellschaft vorher nicht geklärt, wer eine Gelbe Tonne braucht? "Diesen Aufwand haben wir nicht betrieben, weil wir nicht die Zeit hatten. Mitte Juli haben wir den Zuschlag bekommen, hier die Behälter aufzustellen. Und dann hieß es für uns, alles zu organisieren", erklärt Geschäftsführer Matthias Noa. "Wir mussten Behälter beschaffen, wir mussten die Tourenpläne für die Verteilung machen, die Flyer, die Bürger informieren über Pressemitteilungen, und am 4. Oktober haben wir dann angefangen zu verteilen und sind am 30. November fertig geworden."
Bei der Auslieferung müsse man sich zudem an Vorgaben des Dualen Systems halten. Die neuen Behälter müssen eine bestimmte Form und Größe und ein Hinweis-Logo haben, welches gleichzeitig für die Bürger die nötigen Sortierhinweise mitgibt, erläutert Noa.
Zu den Doppellieferungen erreichte die Abfallgesellschaft jedoch zahlreiche Bürger-Nachfragen. Klaus Alrutz-Ziemmsen und Ines Linke berichten dem rbb von ihren Telefonaten mit der HAW - und ihre Frage, was sie denn nun mit ihrer alten Gelben Tonnen anfangen sollen. Erst beim zweiten Anlauf wurden ihre Daten mit dem Versprechen aufgenommen, die nun überflüssige alte Gelbe Tonne demnächst abzuholen.
HAW-Geschäftführer Matthias Noa sichert zu: "Bürgerinnen und Bürger unseres Landkreises, die ihre zweite gelbe Tonne jetzt gerne irgendwo loswerden wollen, können einfach bei uns anrufen. Wir holen diese kostenfrei ab und die Tonnen gehen einer Verwertung zu, das heißt, die werden geschreddert, zerkleinert und ganz normal wieder in den Umlauf gebracht und daraus werden neue Mülltonnen hergestellt."
Noa meint damit die alten, privaten Gelben Tonnen. Denn die neuen Tonnen müssen beim Besitzer bleiben.
Hinweis: Dies ist eine überarbeitete Version des Textes. Nach Rücksprache mit einigen Interviewpartnern wurde präzisiert, dass nur die alten, privaten Tonnen geschreddert werden.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 23.01.2023, 19:30 Uhr
Beitrag von Claudia Baradoy
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