Deal mit Angeklagten
Im Prozess um den Juwelendiebstahl aus dem Grünen Gewölbe wurde mit den Angeklagten ein Deal geschlossen. Für die Rückgabe des Schmucks sollen die Männer eine geringere Strafe erhalten. Die Stücke sind teils unvollständig oder beschädigt.
Der Prozess um den Juwelendiebstahl aus dem Grünen Gewölbe in Dresden soll für fünf der sechs Angeklagten mit einer Verständigung zwischen Verteidigung, Staatsanwaltschaft und Kammer zu Ende gehen.
Vier von ihnen stimmten am Dienstag einem entsprechenden Vorschlag des Gerichts zu, der fünfte will sich bis zum nächsten Prozesstag entscheiden. Für die Rückgabe des Großteils der Beute und Geständnisse sollen die Beschuldigten eine geringere Strafe erhalten, wie der Vorsitzende Richter Andreas Ziegel nach einem Gespräch mit den Beteiligten sagte.
Nach vorheriger Ankündigung soll es Haftstrafen zwischen fünf Jahren und neun Monaten sowie sechs Jahren und neun Monaten für drei Beschuldigte geben, die nach Erwachsenenstrafrecht verurteilt werden.
Das Strafmaß bei den anderen soll zwischen vier Jahren und drei Monaten sowie fünf Jahre nach Jugendstrafrecht liegen. Vier Angeklagte kündigten daraufhin Geständnisse für den nächsten Verhandlungstag an.
Am 25. November 2019 waren aus dem Grünen Gewölbe Schmuckstücke mit
insgesamt 4.300 Diamanten und Brillanten im Gesamtwert von über 113 Millionen Euro gestohlen worden. Einige der zurückgegebenen Schmuckstücke sind offenbar erheblich beschädigt.
Die Restauratorin Eve Begov von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) berichtete am Dienstag bei ihrer Zeugenvernehmung am Landgericht Dresden von abgebrochenen Stücken, Deformationen und Schäden durch Feuchtigkeit.
Beim "Bruststern des Polnischen Weißen Adler-Ordens" sei beispielsweise eine Spitze abgetrennt worden. Bei der "Hutagraffe" diagnostizierte die Restauratorin etwa Rostablagerungen und Feuchteinträge zwischen Fassung und Steinen. Sie könnten entweder von der Lagerung oder einem Reinigungsversuch stammen. Kondensbildung habe dazu geführt dazu, dass die Steine schwarz aussehen. Unklar sei noch, wie sich die Feuchtigkeit langfristig auswirke.
Die Expertin wurde vom Gericht auch nach einer möglichen Restaurierung der beschädigten Stücke gefragt. Dazu wollte sie sich nicht detailliert äußern. Es gehe um die Frage, wie weit man eine Restaurierung treiben wolle. Das müsse im Team entschieden werden. Deformierungen werde man so rückgängig machen, dass die Stücke wieder präsentiert werden können. Die Restauratorin äußerte sich auch zu den Stücken, die bislang noch fehlen. Dazu gehört die Epaulette mit dem "Sächsischen Weißen", einem Brillanten von fast 50 Karat. Der Brillant werde zu den weltweit wichtigsten Diamanten gerechnet, sagte Begov.
Der Einbruch sorgte international für Schlagzeilen. In dem Fall sind sechs junge Männer unter anderem wegen Bandendiebstahls und schwerer Brandstiftung angeklagt. Sie sind Deutsche und stammen aus einer bekannten arabischstämmigen Berliner Großfamilie.
Rund drei Jahre nach dem Einbruch in die Schatzkammer war kurz vor Weihnachten 2022 der Großteil der Beute wieder aufgetaucht. 31 Einzelteile aus dem Diebstahl wurden in Berlin sichergestellt und wieder nach Dresden gebracht. Der Rückkehr der Juwelen ging eine Absprache zwischen Verteidigung und Staatsanwaltschaft unter Einbeziehung des Gerichts voraus.
Sendung: rbb24 Inforadio, 10.01.2023, 12:32 Uhr
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