35 Prozent der Berliner Drittklässler betroffen
Immer mehr Grundschüler können nicht schwimmen. In Berlin bekommen Drittklässler eigentlich wöchentlich Schwimmunterricht. Doch aufgrund der Pandemie und kaltem Wasser hat sich die Quote der Nichtschwimmer in der Hauptstadt zuletzt verdoppelt.
Die Zahl der Nichtschwimmer im Grundschulalter ist enorm angestiegen. Zu diesem Ergebnis ist eine repräsentative bundesweite Umfrage von forsa gekommen. Die Befragung hatte die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) 2022 beauftragt.
Demnach konnten etwa 20 Prozent der Kinder zwischen sechs und zehn Jahren 2022 nicht schwimmen – während es 2017, als die letzte Umfrage stattfand, noch nur zehn Prozent Nichtschwimmer unter den Grundschülern gegeben hatte. Damit hat sich die Quote innerhalb von fünf Jahren verdoppelt.
Für Berlin hatte die Senatsverwaltung für Bildung im April 2022 mitgeteilt, dass die Nichtschwimmer-Quote beim Schulschwimmen am Ende der dritten Klasse bei etwa 35 Prozent liege. Vor der Pandemie, hatte sie hingegen bei unter 17 Prozent gelegen. Bei jährlich etwa 30.000 eingeschulten Kindern heißt das, dass pro Jahrgang gut 10.000 nicht sicher schwimmen können.
Viele ausgefallene Schwimmkurse während der Pandemie
Die DLRG macht auch die ausgefallene Schwimmausbildung während der Corona-Pandemie für den hohen Anteil der Nichtschwimmer verantwortlich. In der Folge haben derzeit bundesweit 37 Prozent der Jungen und Mädchen im Grundschulalter noch kein Schwimmabzeichen. Selbst der Anteil der Kinder mit Seepferdchen sank 2022 im Vergleich zu 2017 von 69 auf 54 Prozent.
In ärmeren Haushalten gibt es der Umfrage zufolge viel mehr Nichtschwimmer. Die Hälfte (49 Prozent) der Kinder aus Haushalten mit einem monatlichen Nettoeinkommen unter 2.500 Euro kann nicht schwimmen. Hingegen betrifft dies bei einem Haushaltsnettoeinkommen über 4.000 Euro nur zwölf Prozent.
"Wie Jungen und Mädchen lesen, schreiben und rechnen lernen, so müssen sie auch schwimmen lernen", mahnte DLRG-Präsidentin Ute Vogt. Der Trend laufe derzeit in die falsche Richtung. "Wir müssen dahin kommen, dass jedes Kind am Ende der Grundschule sicher schwimmen kann." Das gelte auch in der Energiekrise.
In Berlin sind die Hallenbäder zwar geöffnet, die Becken werden jedoch als Energiesparmaßnahme nur noch auf lediglich 26 Grad geheizt. Das sind zwischen zwei und vier Grad weniger als im Normalbetrieb. Das sei für Kinder, die Schwimmen lernen möchten, eine echte Hürde, sagte Manuel Kopitz, der Geschäftsführer des Berliner Schwimmverbands, rbb|24 im September.
Um zu verhindern, dass die Kinder und andere kälteempfindliche Schwimmer stark auskühlen, ist es in den Berliner Hallenbädern inzwischen erlaubt, auch im Neoprenanzug zu baden.
Sendung: Fritz, 24.01.2023, 9 Uhr
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