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Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 08.01.2023 | Karsten Zummack | Quelle: dpa/S. Sauer

Zu wenig Parkplätze für Berufspendler

Die große Jagd nach der freien Lücke

Wer aus Brandenburg mit der Bahn nach Berlin zur Arbeit pendelt, steuert erst einmal den nächsten Bahnhof an. Autofahrern droht dabei oft eine nervenaufreibende Parkplatzsuche. So auch am S-Bahnhof Mühlenbeck-Mönchmühle - doch dort soll bald mehr Platz geschaffen werden.

Etwa 270.000 Brandenburger pendeln regelmäßig nach Berlin an ihren Arbeitsplatz. Nach Möglichkeit sollen sie auf die Schiene gelockt werden, so das erklärte Ziel der Politik. Doch natürlich hat nicht jeder Berufspendler einen Bahnhof vor der Tür.

Viele legen den ersten Teil der Wegstrecke per Auto oder Fahrrad zurück, um dann umzusteigen. Doch dafür fehlen vielerorts die Park-and-Ride-Stellplätze – so auch in Mühlenbeck (Oberhavel). Dort kämpft ein Berufspendler gerade mit einer Online-Petition für mehr Parkmöglichkeiten am S-Bahnhof.

Es ist erst kurz nach sieben Uhr morgens und zu dieser Jahreszeit noch stockdunkel. Trotzdem herrscht auf dem Park-and-Ride – Parkplatz am Bahnhof Mühlenbeck-Mönchmühle schon ziemlich viel Chaos. Einige halten nur kurz mit dem Auto, andere stellen es verzweifelt in der zweiten Reihe ab. "Es ist eng, unübersichtlich, hektisch", flucht Frank Hufnagel. Der 53-Jährige arbeitet in Berlin, lebt aber im Mühlenbecker Land – zweieinhalb Kilometer vom Parkplatz entfernt.

Online-Petition für mehrgeschossiges Parkhaus

Um zu laufen, ist es ihm zu weit. Die Busverbindung ist dürftig. Deshalb legt er den ersten Teil des Arbeitsweges mit dem eigenen Auto zurück. Am S-Bahnhof aber beginnt die allmorgendliche Jagd nach der freien Lücke. "Unangenehm und belastend" findet Hufnagel diese Situation. Da die 75 offiziellen Stellplätze schon alle belegt sind, weicht er auch an diesem Tag an den Straßenrand aus. Andere parken im benachbarten Wohngebiet. Auch Fahrradständer sind rar.

In Hufnagels Augen ist das ein unhaltbarer Zustand. Deshalb hat er im Herbst eine Online-Petition für den Ausbau des Park-and-Ride-Parkplatzes gestartet. Am liebsten wäre dem Mühlenbecker ein mehrgeschossiges Parkhaus, wie von der Gemeinde seit Jahren geplant. "Ansonsten sind die Anwohner gezwungen, mit dem Auto nach Berlin zu fahren, wenn hier nicht genügend Parkplätze sind", meint Frank Hufnagel. Ein Parkhaus also als Beitrag zur Verkehrswende?

Zehntausende Stellplätze fehlen

Die Länder Brandenburg und Berlin haben die Not vieler Berufspendler offenbar erkannt, wollen den Bau solcher Anlagen vorantreiben. Anfang November erst unterzeichneten der märkische Verkehrsminister Guido Beermann (CDU) und seine Berliner Amtskollegin Bettina Jarasch (Grüne) einen entsprechenden Finanzierungsvertrag. Millionenbeträge sollen in Park-and-Ride- und Bike-and-Ride-Anlagen fließen.

Der Bedarf jedenfalls ist riesig. Schließlich wachsen gerade die Umlandkommunen kräftig. Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) bezifferte die Lücke vor gut zwei Jahren bereits mit 8.800 Auto- sowie 21.500 Fahrrad-Stellplätzen.

Vergebliche Parkplatzsuche in Mühlenbeck-Mönchmühle am Morgen. | Quelle: rbb

Bürgerinitiative will Parkhaus verhindern

Am S-Bahnhof Mühlenbeck-Mönchmühle könnte sich die Zahl der Parkplätze mehr als verdreifachen. Können hier aktuell 75 PKW abgestellt werden, sollen es künftig rund 250 sein. Im mehrstöckigen Parkhaus, das die Gemeindevertretung schon vor Jahren beschlossen hat, sollen außerdem bis zu 500 Fahrräder Platz finden.

Auf ungeteilte Freude stößt das Vorhaben in der Nachbarschaft allerdings keineswegs. Eine Bürgerinitiative kämpft gegen das Parkhaus, sorgt sich unter anderem um die Verkehrssicherheit. "Wir sind jetzt schon in einem Verkehrshotspot und einer ungünstigen Verkehrslage", betont Sprecherin Cordula Bolik mit Verweis auf enge Straßen und fehlende Radwege. Außerdem befürchtet ihre Initiative einen Eingriff in die Natur und zunehmenden Vandalismus, wenn hier erst mal ein Parkhaus steht.

Gemeinde will Bauantrag stellen

Im Rathaus Mühlenbecker Land allerdings pocht Bürgermeister Fillipo Smaldino auf den bestehenden Gemeindevertretungsbeschluss. Wenn man irgendwo etwas mache, gebe es immer Fürsprecher und Gegenstimmen, sagt der SPD-Kommunalpolitiker. Aufgrund der Einwände habe das Verfahren etwas länger gedauert. Doch jetzt attestiert ein Gutachten Rechtssicherheit. "Deswegen werden wir demnächst den Bauantrag einreichen", kündigt Smaldino an.

Ein Lichtblick zumindest für Berufspendler wie Frank Hufnagel. Doch wann der Neubau starten kann, bleibt vorerst ungewiss. Erst einmal heißt es: Weiter Runden drehen, die freie Lücke suchen und etwas mehr Zeit einplanen — bevor es mit der S-Bahn Richtung Arbeitsplatz in Berlin geht.

Sendung: Antenne Brandenburg, 05.01.2023, 17:30 Uhr

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