Berlin
Knapp ein Jahr nach einem mutmaßlich rassistisch motivierten Angriff auf eine türkischstämmige Jugendliche in Berlin-Prenzlauer Berg sollte am Montag der Prozess gegen drei Frauen und drei Männer beginnen. Der Prozess muss nun ausgesetzt werden, da sich einer der sechs Angeklagten krank gemeldet hat, wie das Gericht mitteilte.
Neben fünf Angeklagten erschien am Montag zum Prozessbeginn vor dem Amtsgericht Tiergarten auch die junge Frau als Zeugin in Begleitung von zwei Anwälten. Sie wollte als Nebenklägerin auftreten.
Die damals 17-jährige Dilan war Anfang Februar 2022 nach ihrer Schilderung erst in einer Straßenbahn rassistisch beschimpft und dann an einer Haltestelle verprügelt und getreten worden. In einem Video aus dem Krankenhaus hatte sich die Jugendliche an die Öffentlichkeit gewandt. Sie berichtete teilweise weinend von dem Geschehen.
Im Prozess gegen die 24- bis 55-Jährigen vor dem Amtsgericht Tiergarten lautet die Anklage auf Beleidigung, Bedrohung sowie gefährliche Körperverletzung und Beihilfe dazu. Zwei 33 und 24 Jahre alte Frauen sollen die Jugendliche in der Tram rassistisch angepöbelt haben. Nach dem Verlassen der Bahn soll die 33-Jährige dann gemeinsam mit einer 55-jährigen Angeklagten die 17-Jährige körperlich attackiert und verletzt haben. Mitangeklagte Männer sollen die beiden Frauen angefeuert und sich so der Beihilfe zur gefährlichen Körperverletzung schuldig gemacht haben. Für den Prozess ist bislang ein Tag vorgesehen.
Die Tat hatte im Februar 2022 großes Aufsehen erregt - nicht zuletzt deshalb, weil die Polizei die Ursache des Angriffs zunächst falsch dargestellt und in einer Mitteilung geschrieben hatte, Auslöser des Konflikts sei gewesen, dass die Frau keine Corona-Maske getragen habe.
Mehrere Medien, darunter auch der rbb, hatten diese ursprüngliche Darstellung der Polizei in einer Meldung übernommen - und zudem die schon in der Polizei-Mitteilung genannten Hinweise der jungen Frau auf rassistische Beleidigungen nicht erwähnt.
Sendung: Fritz, 16.01.2023, 07:30 Uhr
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