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Quelle: dpa/Stephan Schulz

Geoforschungszentrum Potsdam

Sichtbarkeit von Sternen nimmt wegen Lichtverschmutzung deutlich ab

Forscher des Potsdamer Geoforschungszentrums (Gfz) haben über 50.000 weltweite Nacht-Beobachtungen ausgewertet. Das Ergebnis: Die Lichtverschmutzung beeinträchtigt die Sicht auf die Sterne. Das hat unter anderem Folgen für Tiere.

Die Zahl der am Nachthimmel sichtbaren Sterne nimmt laut einer Studie schneller ab als bislang angenommen. Ursache dafür sei die Lichtverschmutzung in den Abend- und Nachtstunden, die pro Jahr um acht bis zehn Prozent zunimmt, teilte das Deutsche Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam am Donnerstag mit. Diese Änderung sei größer als Satellitenmessungen der künstlichen Lichtemissionen auf der Erde vermuten ließen.

Für die Studie werteten die Forscher mehr als 50.000 Beobachtungen mit bloßem Auge von sogenannten Bürgerwissenschaftlern weltweit aus den Jahren 2011 bis 2022 in wolken- und mondfreien Nächten aus. Diese repräsentieren weltweit 19.262 Standorte, davon 3.699 in Europa. Zusätzlich nutzten die Forscher ein globales Modell für die Himmelshelligkeit, das auf Satellitendaten von 2014 basiert.

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Pro Jahr nimmt Helligkeit in Europa um 6,5 Prozent zu

Den Ergebnissen zufolge strahlt der Himmel auch lange nach Sonnenuntergang in einer künstlichen Dämmerung. Dieses künstliche Leuchten ist eine Form der Lichtverschmutzung, die Folgen für die Umwelt hat. Viele Verhaltensweisen von Lebewesen werden vom Licht beeinflusst. "Das Himmelsleuchten beeinträchtigt sowohl tag- als auch nachtaktive Tiere", erklärte Mit-Autorin Constance Walker.

Die Forscher schätzten die Änderungen der Himmelshelligkeit anhand der Zahl der sichtbaren Sterne. Pro Jahr wurde der Himmel in Europa um 6,5 Prozent heller, in Nordamerika um 10,4 Prozent. Bei einem weltweiten Durchschnitt von plus 9,6 Prozent pro Jahr bedeute das, dass ein Kind, das in einem Ort geboren wird, an dem 250 Sterne zu sehen sind, an seinem 18. Geburtstag nur noch hundert Sterne sehen könne.

Werbung und Fassadenbeleuchtung zum Großteil verantwortlich

Diese Geschwindigkeit haben die Forscher eigenen Angaben zufolge nach der Analyse der Satellitendaten nicht erwartet. Diese deuteten vielmehr auf einen leichten Rückgang der künstlichen Helligkeit hin.

Wie sich die Lichtverschmutzung global entwickelte, sei bislang nicht gut erforscht. Das künstliche Licht könne theoretisch weltweit von Satelliten gemessen werden, dies sei aber zu ungenau. Grund dafür könnte eine veränderte Beleuchtungspraxis sein.

Satelliten reagierten empfindlich auf Licht, das nach oben gerichtet ist. Allerdings sei horizontales Licht, beispielsweise von Werbung und Fassadenbeleuchtungen, für den Großteil des Himmelsleuchtens verantwortlich. Werde dieses mehr und heller, wirke sich das nicht auf den Satellitenbildern aus.

Blaues LED-Licht trägt zu Lichtverschmutzung bei

Ein weiterer Grund sei wahrscheinlich die Umstellung von orangefarbenen Natriumdampflampen auf weiße LEDs, die auch blaues Licht aussenden. "Unsere Augen sind nachts empfindlicher für blaues Licht, und blaues Licht wird in der Atmosphäre eher gestreut, trägt also stärker zum Himmelsleuchten bei", erklärte Christopher Kyba vom GFZ.

Auf die Beobachtungen der Menschen zu setzen, sei daher ein "vielversprechender Ansatz". Die Beiträge einzelner Menschen wirkten zusammen wie ein globales Sensornetz, erklärte Kyba. Dennoch gebe es Grenzen.

Weltweites Sensornetz mit Tücken

Die meisten Teilnehmer stammen aus Europa oder Nordamerika. Die Hälfte der asiatischen Beiträge kam aus Japan. Über die Veränderungen des Himmelslichts in Regionen mit wenigen Beobachtungen könne daher wenig gesagt werden.

Eine zweite Schlussfolgerung sei, dass der zunehmende Einsatz von LEDs trotz eines wachsenden Bewusstseins für die Lichtverschmutzung auf kontinentaler Ebene noch keine Verbesserung bewirkt habe.

Sendung: Fritz, 19.01.2023, 20 Uhr

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