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Quelle: picture alliance / Zoonar.com / Alfred Hofer

Tag des Recyclings

Wo alte Smartphones besser aufgehoben sind als in der Schublade

Hunderte Millionen alte Handys und Smartphones liegen ausrangiert in Deutschlands Schubladen - und es werden immer mehr. Dabei könnten die Altgeräte zumindest teilweise weiter verwendet werden. Doch wer nimmt sie zurück? Von Florian Dietz

Hand aufs Herz: Wie viele alte Handys oder Smartphones liegen ungenutzt in Ihrer Schublade? Statistisch gesehen müssten es mehr als zwei sein. Rechnet man noch Laptops und Tablets mit hinzu, sind es pro Kopf in Deutschland mehr als drei alte Elektrogeräte, die wenig bis gar keine Verwendung mehr finden. In Berlin kommen so etwa 9,3 Millionen Handys und Smartphones zusammen, in Brandenburg sind es 6,3 Millionen. 2014 waren es noch weniger als die Hälfte.

Oftmals werden noch funktionierende, ausrangierte Smartphones als Ersatzhandy aufbewahrt. Oder weil manche gespeicherte Daten vielleicht doch noch einmal wichtig werden könnten. Eine repräsentative Umfrage des Digitalverbands Bitkom aus dem letzten Jahr zeigt zudem: Mehr als der Hälfte der Deutschen ist eine korrekte Entsorgung der Geräte schlichtweg zu aufwändig. Mehr als ein Zehntel weiß demnach gar nicht, wie die Geräte entsorgt werden können. Genau so viele Menschen gaben an, ein Mobiltelefon schon in den Hausmüll geworfen zu haben.

Was die Umfrage auch zeigt: Nicht einmal jede:r fünfte Deutsche hat sich 2022 überhaupt von einem nicht mehr gebrauchten Smartphone getrennt. Mehr als die Hälfte von ihnen gab an, es in einer Abgabestelle entsorgt zu haben, ein Drittel hat es weiterverkauft.

Supermärkte nehmen Altgeräte an - unter gewissen Bedingungen

Abgegeben werden können die Geräte beispielsweise inzwischen bei Mobilfunkbetreibern, in Recyclinghöfen, Elektrogeschäften, Online-Shops und Supermärkten und Discountern. Schnell beim Lebensmittel besorgen also noch das alte Handy loswerden? Jein. Denn damit Supermärkte und Discounter zur Rücknahme verpflichtet sind, müssen sie eine Ladenfläche von mehr als 800 Quadratmetern haben. Die Geräte dürfen zudem eine Kantenlänge von 25 Zentimetern nicht überschreiten oder es muss gleichzeitig ein ähnliches Gerät gekauft werden.

"Die Rücknahme-Regelungen sind noch immer zu unklar. An Supermärkten fehlt es beispielsweise meist an eindeutigen Schildern, oft muss man die zuständige Person im Markt erst suchen", sagt Marieke Hoffmann von der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Die genannten Abgabestellen würden außerdem den für die Umwelt günstigsten Fall nahezu ausschließen: die Aufbereitung und Weiterverwendung von noch nutzbaren Geräten. "Die Wiederverwertungsrate liegt hier bei 1,6 Prozent - dabei funktioniert etwa ein Zehntel der Geräte noch", so Hoffmann.

Laut DUH werden nur 40 Prozent aller verkauften Elektrogeräte letztendlich wieder als Schrott gesammelt. Das Ziel des Bundes liegt bei 65 Prozent - und wird damit deutlich verfehlt.

Viele Smartphone-Rohstoffe lassen sich recyclen

Immerhin können aus den im Handel gesammelten Mobiltelefonen noch diverse Rohstoffe recycelt werden, hauptsächlich sind das Eisen, Silizium und Magnesium - aber auch Platin, Palladium und Gold. Letzteres kommt nur zu einem kleinen Anteil in Smartphones vor, der Gesamt-Goldwert aller Smartphones in Deutschen Schubladen summiert sich laut der Deutschen Rohstoffagentur allerdings auf rund 165 Millionen US-Dollar.

Bei der unkorrekten Entsorgung der Smartphones über den Restmüll gehen laut Umwelthilfe dagegen die meisten enthaltenen Rohstoffe verloren. Nach der Verbrennung ließe sich maximal noch das Eisen retten. Die Akkus der Geräte sorgen demnach sogar regelmäßig für Brände in den Müllverarbeitungsanlagen.

Dabei käme ein korrektes Recycling auch der Umwelt zugute: pro Smartphone können einer Publikation des Frauenhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik nach 14 Kilogramm Ressourcen und 58 Kilogramm Treibhausgasemissionen eingespart werden.

Müll-Altlasten

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Umweltorganisationen setzen auf Wiederverwertung

Organisationen wie die Deutsche Umwelthilfe oder der BUND setzen auf Alternativen zu der Entsorgung über den Einzelhandel - mit dem Fokus auf die Weiterverwendung von noch nutzbaren Geräten.

In Zusammenarbeit mit dem auf Handy-Rücknahmen spezialisierten Unternehmen Mobile Box können die ausrangierten Geräte an diversen Stellen in Berlin und Brandenburg abgegeben werden. Die Geräte werden dann geprüft, aufbereitet und wieder verkauft. Wenn das nicht möglich ist, werden Ersatzteile ausgebaut und die Rohstoffe recycelt. Es können somit auch Geräte abgegeben werden, bei denen unklar ist, ob man sie noch verwenden kann.

DUH sieht Hersteller in der Pflicht

Doch wie lassen sich die Massen an gesammelten Mobiltelefonen von vornherein vermeiden? Die Deutsche Umwelthilfe sieht hier vor allem die Hersteller in der Pflicht. Smartphone-Modelle müssten demnach von vornherein besser designt und produziert werden. Bei vielen aktuellen Modellen lassen sich Display und Akku beispielsweise nicht ohne Weiteres austauschen, Reparaturen können teilweise sehr teuer sein. "Wir von der DUH stellen uns eine Nutzungsdauer von zehn Jahren vor", sagt Marieke Hoffmann.

Eine längere Nutzung wäre auch im Sinne der Verbraucher:innen: Laut Bitkom-Umfrage würde die Mehrheit der Smartphone-Nutzer:innen ihr Gerät gerne länger nutzen - Dreiviertel der Befragten geben jedoch an, dass der fehlende Support mit Updates nach wenigen Jahren und Apps, die auf ältere Modellen nicht mehr genutzt werden können, dies verhindern würden. Nur 38 Prozent ist demnach wichtig, immer ein möglichst aktuelles Smartphone-Modell zu nutzen.

Der Digitalverband Bitkom schlägt des Weiteren vor, die Mehrwertsteuer auf Reparaturen zu senken, um diese insgesamt erschwinglicher zu machen. Der öffentlichen Verwaltung, größter Abnehmer von Smartphones, sollte zudem erlaubt werden, ihre Marktmacht zu nutzen und bei Ausschreibungen auch auf wiederaufbereitete Geräte zurückgreifen zu dürfen.

Beitrag von Florian Dietz

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