Tiktok-Trend?
Dass sich Besucher im Kino danebenbenehmen, kommt schon mal vor. Doch beim Boxfilm "Creed III" häufen sich Pöbeleien, Vorführungen mussten unterbrochen werden. Ein Kino in Neukölln setzt nun auf Sicherheitspersonal im Kinosaal. Von Helena Daehler
Während der Vorführungen des Boxfilms "Creed III" kam es am Wochenende in mehreren Berliner Kinos zu Auseinandersetzungen im Publikum. Das bestätigten verschiedene Kinoketten dem rbb. In einigen Fällen musste die Filmvorführung unterbrochen werden.
In kurzen Videoausschnitten beispielsweise, die einen Kinosaal im Cineplex Neukölln zeigen, ist zu sehen, wie mehrere Personen gebeten werden, den Saal zu verlassen. Vorausgegangen waren Pöbeleien, woraufhin die Vorführung unterbrochen werden musste. Zuerst hatte der "Tagesspiegel" von Randalen in dem Neuköllner Kino berichtet.
In Neukölln sei der Zwischenfall glimpflich ausgegangen, so die Kinobetreiber. Da sich das Kino in einem Einkaufszentrum befindet, seien Sicherheitsmitarbeiter schnell vor Ort gewesen, die die Situation hätten klären können.
In anderen deutschen Städten hingegen waren die Ausschreitungen im Kinosaal bei den "Creed III"- Vorführungen so schlimm, dass Kinos den Film aus dem Programm genommen haben. In Bremen, Hamburg oder Essen musste die Polizei anrücken, um das Hausrecht der Kinobesetzer durchzusetzen, als Personen den Saal nicht verlassen wollten. Auch diese Szenen wurden gefilmt und hochgeladen in den sozialen Netzwerken. Ein Video auf der Plattform Tiktok, das die Eskalation in Bremen zeigt, hat bislang mehr als 18.000 Likes.
Im Kino in den Neukölln Arcaden sei man für die kommenden Vorstellungen auf mögliche Störaktionen vorbereitet, sagte Robert Schünemann vom Betreiber Cineplex Berlin. So soll es in den Sälen, in denen "Creed III" gezeigt wird, Sicherheitspersonal geben. "Bei uns haben Störer keine Chance mehr. Darauf sind wir vorbereitet und versuchen alles, damit die Gäste, die einen netten Kinoabend oder netten Kinonachmittag haben wollen, genießen können", so Schünemann.
Warum genau es beim Film "Creed III" zu Störaktionen kommt, lässt sich nicht schlüssig erklären. Die Polizei in Essen vermutet, dass der Abbruch der Filmvorführungen das Ziel der Provokationen ist und sieht Hinweise auf eine Challenge. Personen würden in Kinosälen ein "derart asoziales Verhalten" zeigen, dass Filme am Ende abgebrochen werden müssten, so wie es am Samstagabend in Essen [wdr.de] schließlich auch passiert war.
Kinoverbandschefin Christine Berg verurteilte die Ausschreitungen bei "Creed III"-Vorführungen. Sie mache das sprachlos, sagte Berg der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag. Offenbar gehe es um Aufmerksamkeit, sie wolle aber keine Küchenpsychologie betreiben. "Wir empfinden das als einen aggressiven Akt. Wir finden das auch nicht lustig." Für sie sei eine Grenze überschritten. Kinos seien ein Ort, an dem man in Ruhe einen Film genießen könne.
Sendung: rbb24 Inforadio, 10.03.2023, 06:00 Uhr
Beitrag von Helena Daehler
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