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Video: rbb|24 | 19.04.2023 | Nachrichten | Quelle: dpa/A.Riedl

Konferenz in Potsdam

Mehr Cyber-Angriffe auf deutsche Behörden und Unternehmen gezählt

Cyber-Straftäter professionalisieren sich und agieren verstärkt aus dem Ausland. Das sind zwei Ergebnisse einer Konferenz für Cyber-Sicherheit in Potsdam. Die Lage für deutsche Behörden und Unternehmen ist angespannt - nicht zuletzt in Folge des Kriegs gegen die Ukraine.

Die Cyber-Angriffe auf deutsche Behörden und Unternehmen haben sich seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine deutlich erhöht. Darauf haben Experten am Mittwoch bei der 9. Nationalen Konferenz für Cyber-Sicherheit in Potsdam hingewiesen.

Es sei deutlich zu beobachten, dass sich die Straftäter professionalisierten, sagte der Präsident des Bundeskriminalamtes, Holger Münch. Da sie meist aus dem Ausland agierten, sei es schwierig, sie aufzuhalten und strafrechtlich zu verfolgen.

Interview | IT-Experte zu Cyberattacken

"Dieser Angriff funktioniert nur, wenn man sich nicht um den Schutz gekümmert hat"

Ein Cyberangriff legt aktuell Online-Dienste der Brandenburger Polizei lahm. IT-Sicherheitsexperte Manuel Atug erklärt im Interview, wieso ihn das verwundert und wie man sogenannten "DDoS"-Attacken leicht hätte vorbeugen können.

Häufig beschränkten sich die Cyber-Angriffe jedoch auf sogenannte DDoS-Attacken, mit denen die Erreichbarkeit von Webseiten durch massenhafte Abfragen eingeschränkt werde, konkretisierte Münch.

Die größte Bedrohung für Wirtschaft und Kommunen sieht der Vizepräsident des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Gerhard Schabhüser, in Ransomware-Angriffen, bei denen Cyberkriminelle von ihren Opfern Lösegeld fordern.

Er verwies auf den Landkreis Anhalt-Bitterfeld, in dem wegen einer Attacke im vergangenen Jahr 207 Tage lang wichtige Bürger-Dienstleistungen nicht funktionierten.

Auch die IT-Systeme des Potsdamer Rathauses sind zuletzt angegriffen worden.

Sind IT-Angriffe Teil der russischen Kriegsstrategie?

Der Vizepräsident des Bundesnachrichtendienstes, Wolfgang Wien, sagte, die IT-Angriffe seien auch Teil der russischen Kriegsstrategie - auch wenn Deutschland keine Kriegspartei sei. Es werde auf verschiedene Weise versucht, Infrastruktur anzugreifen und lahmzulegen – beispielsweise im Bereich der Energieversorgung.

Deutsche Sicherheitsbehörden sehen die Bedrohungslage im Cyber-Raum daher weiterhin sehr angespannt.

Größere landes- oder bundesweite Systemausfälle habe es bisher zwar nicht gegeben, fügte Christian Dörr vom Potsdamer Hasso-Plattner-Institut hinzu. Allerdings dürfe man das Thema nicht unterschätzen Behörden und Unternehmen müssten jetzt und in Zukunft deutlich mehr in die Sicherheit ihrer IT-Systeme investieren. Etwa die Hälfe der deutschen Unternehmen sei derzeit kaum oder gar nicht vor Hacker-Angriffen geschützt.

Experte nach digitalem Angriff auf Potsdam

Wie sich Brandenburger Städte gegen Cyber-Attacken wappnen

Schnelles Handeln hat offenbar einen größeren Schaden durch eine Hackerattacke auf Potsdams Stadtverwaltung verhindert. Experten warnen, dass die Zahl der Angriffe zunimmt. Städte und Kommunen müssten sich besser darauf vorbereiten. Von Markus Woller

Deutschland sei im vergangenen Jahr in zwei Fällen nur knapp an einer Krise vorbeigeschrammt, sagte BSI-Vizepräsident Schabhüser. Zum einen habe ein russischer Angriff auf ein Satellitensystem auch die Fernwartung vieler Windkrafträder in Deutschland lahmgelegt. Zum anderen sei die Versorgung mit Benzin und Mineralöl im Nordosten Deutschlands durch einen vermutlich pro-westlichen Hacker-Angriff auf die Deutschland-Tochter des russischen Energiekonzerns Rosneft gefährdet worden.

"Es war ein relativ kleiner Angriff, aber mit großer Wirkung", so Schabhüser: "Wir befinden uns immer noch im roten Bereich."

Sendung: rbb24 Inforadio, 19.04.2023, 14 Uhr

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