Kriminalstatistik 2022
Während Straftaten in Berlin während der Corona-Jahre 2020 und 2021 rückläufig waren, verzeichnete die Polizei 2022 wieder mehr Delikte. Deutlich mehr Tatverdächtige waren Kinder oder Jugendliche. Auffällig war eine Diebstahlserie an City-Toiletten.
Nach den ersten beiden Corona-Jahren 2020 und 2021 sind die Straftaten in Berlin im vergangenen Jahr um 7,8 Prozent gestiegen. Das geht aus der Polizeilichen Kriminalstatistik für das Jahr 2022 hervor, die Innensenatorin Iris Spranger (SPD) und Polizeipräsidentin Barbara Slowik am Freitag vorgestellt haben.
Demnach wurden im vergangenen Jahr 519.827 Straftaten registriert. Im Vergleich zu 2021 ist das ein Anstieg von 37.700 Fällen (7,8 Prozent). Laut dem Bericht liegt Berlin damit unter dem bundesweiten Anstieg in Höhe von 11,5 Prozent.
Senatorin Spranger verwies darauf, dass die Corona-Pandemie in den Jahren 2020 und 2021 zu einem Rückgang der Kriminalität geführt habe. Verglichen mit dem Vor-Corona-Jahr 2019 nahm die Zahl der erfassten Straftaten nur um 1,2 Prozent zu.
Es gab vor allem bei Tötungsdelikten ein Plus um 14 Prozent (2022: 114/2021: 100) und bei Diebstählen von Kraftfahrzeugen ein Plus 30,6 Prozent (5.581/4.273).
Die Zahl der erfassten Wohnungseinbrüche stieg um 23,5 Prozent (6.155/4.984). Eine Einbruchserie in City-Toiletten sorgte insbesondere beim Diebstahl von Geld aus Automaten um eine drastische Zunahme um mehr 1.700 Prozent (10.439/563).
Die Anzahl der tatverdächtigen Kinder stieg laut Statistik um 34 Prozent, die der Jugendlichen um fast 28 Prozent. Hier verwiesen Spranger und Polizeipräsidentin Barbara Slowik auf die vom Senat initiierten Jugendgipfel, bei denen "ganzheitliche Ansätze" entwickelt worden seien. Es gehe dabei auch um Antworten auf soziale Fragen. Dennoch müsse der Rechtsstaat konsequent durchgreifen.
Die Aufklärungsquote sank um 0,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr, 2021 lag sie bei 45,3 Prozent. Dies habe vor allem mit der gestiegenen Zahl an Diebstählen zu tun, bei denen die Aufklärungsquote traditionell niedrig ist, hieß es.
Rückläufig ist die Zahl politisch motivierter Delikte in der Statistik. Ihre Zahl sank um 14,6 Prozent. Politisch motivierte Gewalttaten nahmen um 45 Prozent ab.
Nach Ansicht der Gewerkschaft der Polizei (GdP) zeigt die Kriminalstatistik, dass sich die Straftaten wieder mehr in den öffentlichen Raum bewegen. Sie spricht von erwartbaren Zahlen. "Es ist die Pflicht von Berlins Politik gegenüber allen Menschen, die durch Kriminelle geschädigt wurden, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, um diese vor Gewalt- und anderen Straftaten zu schützen", teilte GdP-Landeschef Stephan Weh am Freitag mit.
Die umfangreiche Kriminalstatistik zeigt Schwerpunkte und Tendenzen im Bereich von Verbrechen und organisierter Kriminalität. Allerdings gibt sie nur den Teil der Straftaten wieder, der angezeigt oder sonst wie bekannt wird. Zahlreiche Ladendiebstähle, Gewalttaten etwa in Familien oder ein großer Teil des Drogenhandels landen nie in der Statistik.
Sendung: rbb24 Abendschau, 21.04.2023, 19:30 Uhr
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