Deutschlandticket
Ab Mai kann mit dem bundesweit gültigen Deutschlandticket für monatlich 49 Euro der Nah- und Regionalverkehr genutzt werden. Was es dazu nun zu wissen gibt.
Das 49-Euro-Ticket/ Deutschlandticket ...
Von Berlin nach Bonn, von Potsdam nach Paderborn und selbstverständlich von dem einen ins andere Frankfurt: Das bundesweit gültige Ticket für den Nah- und Regionalverkehr zum Monatspreis von 49 Euro kommt ab dem 1. Mai.
Das Angebot ist in Folge des Neun-Euro-Tickets entstanden, das im vergangenen Sommer enormes Interesse an Bus- und Bahnreisen in Deutschland ausgelöst hatte. Mehr als 52 Millionen dieser Tickets waren damals verkauft worden.
Nun wurden seit Verkaufsstart am 3. April laut dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen deutschlandweit rund 750.000 Deutschlandtickets verkauft.
Beim 49-Euro-Ticket handelt es sich um das sogenannte "Deutschlandticket" oder "D-Ticket".
Es ist ein personengebundenes bundesweit gültiges Monatsticket für den öffentlichen Personennahverkehr. Es handelt sich um das Nachfolgeangebot des Neun-Euro-Tickets von 2022. Das Ticket gibt es ausschließlich im sich selbst verlängernden – monatlich kündbaren - Abonnement. Es gibt das Ticket als E-Ticket auf einer Chipkarte oder als Handyticket via App.
Der Preis für das Ticket ist ein "Einführungspreis". Preiserhöhungen - angepasst an die Inflation - sind ab dem zweiten Jahr nicht ausgeschlossen und auch sehr wahrscheinlich.
Starttermin ist der 1. Mai 2023. Für Inhaber:innen des Deutschlandtickets gilt dann bundesweit derselbe Tarif von 49 Euro pro Monat.
Das Ticket gilt bundesweit in der zweiten Klasse des gesamten öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). Dazu gehören neben Linienbussen, U-, S- und Straßenbahnen, Regionalbahnen (RB), Regionalexpresszüge (RE) auch Interregioexpresszüge (IRE).
Haltepunkte, die sich zwar außerhalb Deutschlands befinden, aber von einem der beteiligten Tarifgebiete abgedeckt werden, können erreicht werden. Ein Beispiel aus dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB): In Verkehrsmitteln der Stadtverkehrsgesellschaft Frankfurt/Oder kann man mit dem Ticket bis ins polnische Słubice fahren.
Nicht wirklich profitieren können vom Deutschlandticket Menschen, deren Wohnort nicht ausreichend gut an den öffentlichen Nahverkehr angebunden ist. Das gilt beispielsweise für viele Menschen im Landkreiz Prignitz im Nordwesten Brandenburgs.
Voraussetzung für die Nutzung des Deutschlandtickets ist der Abschluss eines Abonnements bei einem deutschen Verkehrsverbund oder -unternehmen - also bei prinzipiell allen Anbietern von Fahrten im öffentlichen Personennahverkehr sowie auf der Schiene im Regionalverkehr.
Bei der Deutschen Bahn (DB) kann das Ticket sowohl über die App und die Internetseite als auch in den Kundenzentren vor Ort, also auch bei der Berliner S-Bahn, erworben werden.
Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) bieten es als Handyticket oder als Chipkarte an, beide Varianten sind online oder im Kundenzentrum erhältlich.
Die Verkehrsbetriebe innerhalb des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB) haben Anfang April mit dem Vorverkauf begonnen - über die bekannten Verkaufsstellen und Online-Angebote. Ebenso die Deutsche Bahn und ihre Tochterunternehmen wie die S-Bahn Berlin.
Die BVG teilte mit, dass Abos regulär immer bis zum 10. Kalendertag des Vormonats abgeschlossen werden müssen.
Kunden, die ihr Ticket trotz rechtzeitiger Bestellung noch nicht erhalten haben, dürfen bei BVG und Deutscher Bahn trotzdem fahren.
Wie die BVG auf ihrer Webseite dazu mitteilte, genügt dazu die Bestellbestätigung und ein Leichtbildausweis. Gleiches gelte auch für die Deutsche Bahn, wie ein Bahnsprecher laut "Tagesspiegel" sagte.
Auch der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) empfiehlt in diesem Fall, den Bestellnachweis plus Ausweis vorzuzeigen. Eine Garantie, dass das überall im Verkehrsverbund anerkannt wird, gibt es allerdings nicht, wie eine VBB-Sprecherin auf rbb|24-Anfrage sagte.
Noch ist unklar, inwiefern die Kulanzregelung auch bei anderen Verkehrsbetrieben oder Verkehrsverbünden gilt. An einer offiziellen bundesweiten Lösung wird laut VBB gearbeitet.
Interessant ist das Deutschlandticket vor allem für Stadtbewohner und Menschen, die in den sogenannten Speckgürteln um diese Städte herum zu Hause sind. Profiteure des Deutschlandtickets sind demnach vor allem ÖPNV-Stammkunden und Ausflügler (allerdings lohnt sich ein Ausflug erst bei größeren Entfernungen, Reisen mit Übernachtung oder mehreren Touren pro Monat).
Das Deutschlandticket gilt nicht im Fernverkehr, sondern ausschließlich im Nah- und Regionalverkehr. Fahrten mit Schnellzügen wie IC, ICE oder EC sind nicht abgedeckt.
Auch Anbieter von Fernbusreisen wie Flixbus (inklusive Flixtrain) sind vom 49-Euro-Ticket ausgeschlossen.
In der Region sind bislang drei Regionalexpress-Linien ausgenommen: RE17, RE28 und RE56. Diese waren bereits im vergangenen Jahr vom Neun-Euro-Ticket ausgenommen. Diese Linien werden nicht von der DB Regio betrieben, sondern von der Konzernschwester DB Fernverkehr. Auf den gleichen Strecken bestehen allerdings alternative Zug-Angebote. [Mehr Informationen dazu finden Sie hier.]
Auch auf Schiffen gilt das Ticket nicht - außer es handelt sich um Verbindungen, die zum öffentlichen Nahverkehr gehören, wie etwa die Fähren in Hamburg oder über den Berliner Wannsee.
In einzelnen Verkehrsverbünden können weitere Ausnahmen existieren. So sind etwa die Fähren zu den Nordseeinseln in Schleswig-Holstein ebenfalls nicht Teil des Angebots.
Das Ticket ist nicht übertragbar. Kinder unter sechs Jahren dürfen jedoch kostenlos mitgenommen werden. Anders als bei der BVG-Umweltkarte können zu bestimmten Zeiten keine anderen Personen unentgeltlich mitgenommen werden.
Für die Fahrradmitnahme muss auch weiterhin ein Zusatzticket gekauft werden.
Das Deutschlandticket berechtigt nicht grundsätzlich zur Hundemitnahme. Aber: In Berlin und Brandenburg, also innerhalb des VBB-Verbundgebiets, darf ein Hund kostenlos mitgenommen werden.
Jeder regionale Verkehrsverbund kann selbst bestimmen, ob die Mitnahme von Hunden zugelassen ist. Wer seinen Hund im Nahverkehr mitnehmen möchte, sollte sich vor seiner Fahrt erkundigen, ob der tierische Begleiter im örtlichen Verbundgebiet ein zusätzliches Ticket braucht.
Das Deutschlandticket gilt immer für den aktuellen Kalendermonat. Wer sich also erst am 15. Mai für das Ticket entscheidet, muss für den Zeitraum bis 31. Mai die vollen 49 Euro zahlen.
Die Deutsche Bahn geht von einem spürbaren, stetigen Nachfragezuwachs aus. Sie erwartet jedoch keinen schlagartigen Fahrgastzuwachs, wie es beim 9-Euro-Ticket der Fall war, so eine Bahnsprecherin.
Allerdings werden vor allem in den Metropolregionen, also auf den Verbindungen zwischen den großen Städten und dem Umland, mehr Reisende und Pendler:innen von der DB prognostiziert. Diese Einschätzung gilt auch für Wochenenden, Feiertage und Ferienzeiten, wenn es in Richtung der Küsten oder auch in die Berge gehen soll.
Laut Bahnsprecherin will die DB an reisestarken Wochenenden zusätzliche Servicekräfte einsetzen. Das können Reisendenlenker sein, die beim Ein- und Ausstieg unterstützen und für Auskünfte zur Verfügung stehen, sowie Fahrradlotsen, die dafür sorgen, dass die Reisenden die Fahrradabteile gleichmäßig nutzen.
Deutsche Bahn: Wer Inhaber einer Bahncard 100 ist, kann diese ebenfalls als Deutschlandticket im Regionalverkehr nutzen.
Die BVG hatte im Vorfeld angekündigt einige ihrer Abonnementsmodelle automatisch umzustellen. Das betrifft zum Beispiel das Abo65plus, da es mehr Nutzen zu einem niedrigeren Preis biete, so das Unternehmen im Februar. In den vergangenen Wochen konnten Neukunden das Deutschlandticket bei der BVG bereits vorbestellen. Alle Stammkundinnen und -kunden sollten im Vorfeld per Post einen aktuellen Tarif-Vergleich erhalten.
Die BVG rechnet damit, dass 30 bis 40 Prozent der bisherigen Nutzerinnen und Nutzer der "Umweltkarte" treu bleiben werden. Im Gegensatz zum Deutschlandticket ist diese Monatskarte nicht personalisiert - sie kann also von mehreren Menschen genutzt werden. Außerdem können zu bestimmten Zeiten andere Personen auf der "Umweltkarte" mitfahren - beim Deutschlandticket wird das im VBB-Bereich nicht möglich sein. Dafür kostet die "Umweltkarte" etwas mehr: Ab 1. Mai sind 66,90 pro Monat für die Umweltkarte im Tarifbereich Berlin AB fällig, also 17,90 Euro mehr als für das Deutschlandticket.
Der günstige 29-Euro-Tarif für die Bereiche A und B in Berlin, den es seit Oktober 2022 im Abo gab, endet Ende April. Nachfolger ist das Deutschlandticket. Der Wechsel vollzieht sich jedoch nicht automatisch.
Job- oder Firmentickets sind Monats- oder Jahresfahrkarten für öffentliche Verkehrsmittel, die Unternehmen – häufig vergünstigt – bei Verkehrsgesellschaften erwerben können, um sie ihren Arbeitnehmer:innen verbilligt oder auch unentgeltlich zu überlassen.
Der Gesetzentwurf der Bundesregierung enthält die Möglichkeit, dass Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber ihren Beschäftigten das 49-Euro-Ticket als Jobticket bereitstellen können.
Wenn die Arbeitgeberseite dabei einen Zuschuss von mindestens 25 Prozent auf den Ausgabepreis des Tickets gewährt, können bis zum 31. Dezember 2024 zusätzlich fünf Prozent Übergangsabschlag beziehungsweise "Rabatt" auf den Ausgabepreis gewährt werden.
Studierende in Berlin und Brandenburg sollen vorraussichtlich ab dem 1. Juni ihr Semesterticket zu einem Deutschlandticket aufwerten können. Das soll vorerst per App möglich sein, bis eine bundesweite Lösung erarbeitet sei, hieß es sowohl vom Berliner Senat als auch vom Brandenburger Infrastrukturministerium.
Nach der Anmeldung in der App sollen die Studierenden ein Deutschlandticket als Handyticket kaufen und müssten dafür pro Monat einen Aufpreis zahlen - in Berlin 13,95 Euro, in Brandenburg 15,67 Euro, also die jeweilige Differenz zwischen Semester- und Deutschlandticket.
Ermäßigungen für Schüler und Auszubildende sind nach Angaben des VBB derzeit nicht geplant. Auf der Internetseite heißt es, dass diese das Deutschlandticket wie alle anderen auch zum Preis von 49 Euro erhalten könnten [vbb.de].
Mit Ausnahme des Landkreises Oberhavel wird es wohl keine weiteren Ermäßigungen in Brandenburg geben, es lägen keine Informationen aus den Landkreisen vor, das Deutschlandticket mit zusätzlichen Vergünstigungen zu versehen, sagte ein Sprecher des Landkreistages Brandenburg. Der Landkreis Oberhavel hatte angekündigt, das Ticket Schülern für neun Euro anzubieten und die Differenz zu den 49 Euro ausgleichen zu wollen.
Zur Finanzierung des Deutschlandtickets wird der Bund den Ländern von 2023 bis 2025 jährlich 1,5 Milliarden Euro zahlen. Damit sollen die erwarteten Einnahmeverluste bei den Verkehrsunternehmen zur Hälfte ausgeglichen werden. Die andere Hälfte tragen die Länder.
Unklar ist allerdings, wer die Kosten übernimmt, sollten diese Verluste bei mehr als drei Milliarden Euro pro Jahr liegen. Im Bundesrat wiesen die Vertreter der Länder auf dieses Problem hin. Nach der Abstimmung hieß es auf der Seite des Bundesrats: "Der Bund müsse auch in den Jahren 2024 und 2025 einen mindestens hälftigen Nachschuss leisten, sofern die tatsächlichen Kosten des Deutschlandtickets höher ausfallen als vom Bund angenommen." [bundesrat.de]
Das Land Berlin soll laut dem Gesetzentwurf pro Jahr 135,7 Millionen Euro zahlen; Brandenburg 32,8 Millionen Euro.
Linken-Parteichefin Janine Wissler kritisierte das Ticket für einkommenschwache Menschen als zu teuer: "Leider wird es weiter viele Menschen geben, die sich dieses Ticket nicht leisten können." So werde vielen Menschen mit niedrigem Einkommen das Recht auf Mobilität vorenthalten. Sie forderte perspektivisch einen kostenlosen und ausgebauten Nahverkehr für alle.
Verbraucherschützer haben Sorge wegen etwaiger eingeschränkter Fahrgastrechte für Besitzer des Deutschlandtickets geäußert: "Nutzer des Deutschlandtickets drohen ÖPNV-Kunden zweiter Klasse zu werden", sagte Marion Jungbluth, Mobilitätsexpertin vom Verbraucherzentrale Bundesverband, der Deutschen Presse-Agentur vor einer Anhörung im Verkehrsausschuss des Bundestags Mitte April. Der Hintergrund: Normalerweise können Fahrgäste mit einer Fahrkarte, die ausschließlich im Nahverkehr gültig ist, nämlich bei einer Verspätung von mindestens 20 Minuten im Nah- oder Regionalverkehr auf eine Fernverkehrsverbindung mit IC oder ICE ausweichen. Für das Deutschlandticket ist noch unklar, was gilt.
Das günstige Ticket soll einen Anreiz liefern, dass die Menschen vom Auto auf die umweltfreundlichere Schiene oder den Bus umsteigen.
Es ist das Nachfolgeticket des enorm erfolgreichen Neun-Euro-Ticketes, das bis Ende des Jahres 2022 galt. Der Verband der Verkehrsunternehmen hatte im August vergangenen Jahres gemeldet, dass bundesweit 52 Millionen Tickets verkauft worden waren. Dadurch waren viele Autofahrten vermieden und fast zwei Millionen Tonnen CO2 eingespart worden.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 31.03.2023, 19.30 Uhr
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