Statistisches Bundesamt
Die Zahl der E-Scooter-Unfälle mit Verletzten ist in Berlin und Brandenburg im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Das zeigt die jetzt veröffentlichte Unfallstatistik des Statistischen Bundesamts für das Jahr 2022. Demnach kamen im vergangenen Jahr in Berlin bei 768 E-Scooter-Unfällen Menschen zu Schaden. 2021 waren es noch 542 registrierte Fälle gewesen - ein Anstieg von knapp 42 Prozent. Das Statistische Bundesamt beruft sich bei der Erhebung auf vorläufige Zahlen.
In Brandenburg sah es ähnlich aus: Die Zahl der Verletzten bei E-Scooter-Unfällen hat sich im vergangenen Jahr verdoppelt. 2022 kamen bei 104 E-Scooter-Unfällen Menschen zu Schaden. 2021 waren es mit 52 registrierten Fällen noch halb so viele gewesen.
Nach Angaben des Statistikamts waren 2022 in ganz Deutschland bei 8.260 Unfällen mit den kleinen elektrobetriebenen Rollern Menschen zu Schaden gekommen - 49 Prozent mehr als im Vergleich zum Vorjahr. Den deutlichen Anstieg führte die Behörde auf die steigende Zahl von E-Scootern zurück. Elf Menschen seien bundesweit ums Leben gekommen, 2021 seien es fünf gewesen.
Die meisten Leihroller sind in Großstädten mit mindestens 100.000 Einwohnern unterwegs. 65 Prozent der Unfälle mit Personenschäden wurden dort registriert.
Laut Polizei führte oft Fehlverhalten zu Unfällen. In 18,6 Prozent der Fälle wurden die Fahrbahn oder Gehwege vorschriftswidrig benutzt, in 18,0 Prozent waren die Fahrer alkoholisiert und in 7,2 Prozent zu schnell unterwegs.
Viele jüngere Menschen nutzen E-Scooter, deshalb verunglücken sie besonders häufig. Gut 40 Prozent der Fahrer waren der Statistik zufolge jünger als 25 Jahre. Mehr als 80 Prozent der Verunglückten waren selbst mit dem E-Scooter unterwegs, darunter auch 10 der 11 Getöteten. Bei rund 36 Prozent der Unfälle mit Personenschaden gab es keinen Unfallgegner, in rund einem Drittel kam es zu Unfällen mit Autos.
Die Elektroroller sind in Deutschland seit knapp vier Jahren als so genannte Elektrokleinstfahrzeuge erlaubt. Sie dürfen maximal 20 Stundenkilometer schnell sein und der Radweg muss benutzt werden, soweit vorhanden. Ansonsten muss mit E-Scootern die Fahrbahn genutzt werden - der Bürgersteig ist tabu. Das Fahren zu zweit ist ebenfalls untersagt.
Experten sehen die Polizei und die Anbieter von Leihrollern in der Pflicht. Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer, forderte angesichts der Unfallzahlen mehr E-Scooter-Kontrollen seitens der Polizei. Ein deutlich schnellerer Ausbau der Radinfrastruktur würde zudem das Fahren auch auf den Scootern sicherer machen. Die Zahlen des Jahres 2022 zeigten nach den Corona-Lockdowns erstmals ein realistisches Bild, wie Brockmann sagte. Zwischenzeitlich sei die Nutzung der Scooter eingebrochen, was den starken Anstieg seit 2021 erkläre.
Sendung: Fritz, 10.05.2023, 11:30 Uhr
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