Projekt aus Ludwigsfelde
521 Waldbrände mussten 2022 in Brandenburg bekämpft werden. Neue Technik aus Ludwigsfelde könnte Abhilfe schaffen: Dort wird an einem Löschdrohnenschwarm gearbeitet. Der Bund steckt Millionen in das Vorhaben. Von Philipp Rother
Der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) machte sich im vergangenen Februar auf den Weg nach Ludwigsfelde (Teltow-Fläming). Dort begutachtete er mit Bürgermeister Andreas Igel (SPD) in einem Metallbauunternehmen eine akkubetriebene Löschdrohne, die die Waldbrandbekämpfung revolutionieren soll.
Die Idee entstand 2018, drei Jahre später stellte der Ludwigsfelder Metallbauer den ersten Prototyp fertig. Der akkubetriebene "Koaxialhelikopter" ist 1,50 Meter lang und hat einen 50 Liter großen Wassertank. In die Luft ging er bisher noch nicht. Er wurde aber in einem sogenannten Testgestell erprobt.
Die Idee des Forschungsprojekts "Peelikan" geht aber über diese einzelne Löschdrohne hinaus. Es geht um die "pilothafte Entwicklung und feuerwehrtechnische Erprobung eines Löschdrohnenschwarms zur direkten Vegetationsbrandbekämpfung", heißt es auf der Webseite des Projekts [peelikan.de]. Beteiligt sind neben dem Ludwigsfelder Metallbauunternehmen unter anderen auch die HTW Berlin und die TH Wildau.
Zum 1. Mai 2023 wurden dem Projekt 2,4 Millionen Euro Fördermittel aus dem "WIR!-Programm" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zugesprochen. Das bestätigte der "Projektträger Jülich" dem rbb. Er setzt im Auftrag von Bundes- und Landesministerien Forschungs- und Innovationsförderprogramme um.
Wofür das Geld nun genutzt werde, konnte Projekt-Sprecher Frank Brennecke dem rbb auf Nachfrage noch nicht mitteilen. Die Abstimmung zwischen den Partnern laufe, hieß es.
Bisher waren Drohnen bei Waldbränden nur zur Lageerkundung und Brandaufklärung im Einsatz. Die High-Tech-Drohnen aus Ludwigsfelde sollen künftig, so die Idee, als Schwarm zur gezielten Bekämpfung der Flammen eingesetzt werden – vor allem in schwer zugänglichen und munitionsverseuchten Wäldern.
In Brandenburg gelten 290.000 Hektar Waldfläche - und damit jeder dritte Hektar - nach Angaben der Landesregierung als munitionsbelastet. Die Waldbrandbekämpfung in solchen Gebieten ist schwierig: Löschhubschrauber müssen meist einen Sicherheitsabstand einhalten, während Einsatzkräfte diese Bereiche am Boden oft gar nicht betreten dürfen.
Auch dem Waldbrand rund um den Sprengplatz im Berliner Grunewald durften sich die Einsatzkräfte im vergangenen August nicht nähern. Aufgrund der Explosionsgefahr galt lange ein 1.000-Meter-Sperrkreis.
Die Löschdrohnen könnten in solchen Gebieten gefahrenlos eingesetzt werden - auch nachts und bei schlechten Sichtverhältnissen.
"Von einer mobilen Versorgungsstation fliegt ein Drohnenschwarm zu einem bis zu fünf Kilometer entfernten Brandherd", heißt es auf der Webseite. Gesteuert werden die Drohnen demnach mit Hilfe von Satellitentechnik. Der Akkuwechsel und das Auftanken mit Löschmittel funktioniere vollautomatisch. "Durch den nahtlosen Drohnenkreislauf können mehr als 140.000 Liter pro Tag zum Brandgeschehen transportiert werden", heißt es weiter.
Die Entwickler sehen den Löschdrohnenschwarm als eine "effiziente und sichere Ergänzung zu herkömmlichen Löschmethoden".
Im Mai hatte das Brandenburger Innenministerium den Waldbrandbericht 2022 veröffentlicht. 521 Waldbrände wurden demnach im Land gezählt. Eine Waldfläche von 1.425 Hektar sei geschädigt worden. Die Wehren seien "enorm gefordert gewesen", sagte Innenminister Michael Stübgen (CDU). Siedlungsflächen und Menschenleben seien teilweise konkret bedroht gewesen.
Auch im kommenden Sommer wird die Waldbrandgefahr aller Voraussicht nach wieder steigen: "Es hat nur gefühlt viel geregnet", sagte der Waldbrandschutzbeauftragte des Landes Brandenburg, Raimund Engel, dem rbb: "Die Niederschlagsmengen waren nicht so, dass wir uns zurücklehnen können – tief im Boden ist es weiter sehr trocken."
Im Sommer werde es sicher wieder Hochdruckphasen mit tagelang hohen Temperaturen geben, so Engel weiter: "Dann werden wir auch wieder die höchste Warnstufe haben." Vermutlich werde es dann auch wieder Brände geben, ergänzte Engel. Das befürchtet auch Stübgen: "Leider ist aufgrund der vorherrschenden Bedingungen damit zu rechnen, dass unsere Feuerwehren auch zukünftig zahlreiche Waldbrände löschen müssen."
Aktuell gilt in Brandenburg in allen Kreisen die zweithöchste Waldbrandstufe. Das teilte Engel weiter mit. Zuletzt hatte es auch schon mehrere kleinere Waldbrände gegeben. Die Feuer seien früh erkannt und gelöscht worden, hieß es.
Die High-Tech-Drohnen aus Ludwigsfelde sollen die Wehren künftig unterstützen. Bis es soweit ist, wird aber noch einige Zeit vergehen. Stübgen rechnet damit, dass die Löschdrohnenstaffel erst in fünf Jahren einsatzbereit ist.
Beitrag von Philipp Rother
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