Berliner Polizei ermittelt gegen Pink-Floyd-Mitbegründer Roger Waters
Dem früheren Pink-Floyd-Mitglied Roger Waters wird immer wieder Antisemitismus vorgeworfen. Mitte Mai gab er zwei Konzerte in Berlin. Jetzt ermittelt die Polizei, ob Waters dort mit seiner Kleidung die NS-Herrschaft verherrlicht haben könnte.
Die Berliner Polizei ermittelt gegen den Mitbegründer der Band Pink Floyd, Roger Waters. Polizeisprecher Martin Halweg sagte dem rbb am Freitag, man habe Ermittlungen gestartet nach Hinweisen auf die Bühnenkleidung Waters' bei einem Konzert in Berlin am 17. Mai 2023. Zuvor hatte das Nachrichtenportal "Jewish News" darüber berichtet.
Rote Binde mit gekreuzten Hämmern auf weißem Grund
Die Polizei verfolgt eigenen Angaben zufolge Hinweise, nach denen die Bühnenkleidung des Musikers die Würde von Opfern des Nationalsozialismus verletzen oder die NS-Herrschaft verherrlichen, relativieren oder legitimieren soll.
Der Staatsschutz überprüfe die Vorwürfe nun, sagte Halweg. Nachdem die Beweise gesichtet worden sind, wird die Angelegenheit Polizeisprecher Halweg zufolge an die Staatsanwaltschaft weitergegeben, die dann über den weiteren Verlauf entscheiden soll.
Roger Waters hatte bei dem Berliner Konzert unter anderem einen schwarzen, langen Ledermantel getragen sowie am linken Oberarm eine rote Binde mit gekreuzten Hämmern auf weißem Grund. Auf Videos, die auf Twitter kursieren [twitter.com], ist zudem zu sehen, wie er eine nachgemachte Maschinenpistole in der Hand hält und diese dann unter Soundeffekten "abfeuert". Neben ihm stehen zwei Männer mit Helmen, die den Helmen von Wehrmachtssoldaten ähneln.
Viel wurde im Vorfeld diskutiert über den ehemaligen Pink Floyd Musiker. Ihm wird unter anderem ein latenter Antisemitismus vorgeworfen. Manche forderten sogar ein Verbot der Shows. Nun aber fand das erste der beiden in Berlin geplanten Konzerte statt. Von Hendrik Schröder
Waters: "The Wall" ist Statement gegen Krieg und Faschismus
Es ist nicht das erste Mal, dass Waters mit einer solchen Bekleidung in Erscheinung trat. In einem vor acht Jahren hochgeladenen Musikvideo trägt Rogers einen identisch aussehenden Mantel mit Schulterklappen und Binde. Das Musikstück, zu dem Waters den Mantel damals wie heute trug, heißt "In the Flesh" und ist Teil der Rockoper "The Wall". Waters hat stets betont, "The Wall" sei ein Statement gegen Krieg und Faschismus. Der Protagonist Pink, im Film gespielt von Bob Geldof, hält sich an dieser Stelle der Handlung unter Drogen für einen faschistischen Anführer.
Dem 79-jährigen, ehemaligen Pink-Floyd-Mitglied werden immer wieder israelfeindliche und antisemitische Äußerungen vorgeworfen. So ist er nach eigenen Angaben Mitglied der vom Bundestag als antisemitisch eingestuften BDS-Bewegung - Boykott, Desinvestition und Sanktionen gegen Israel. Bei Konzerten ließ der Sänger zudem Ballons in Schweineform mit einem Davidstern aufsteigen. Bei seinen bisherigen Deutschland-Konzerten gab es das Schwein noch immer - aber ohne den Davidstern. Außerdem soll Waters dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine positiv gegenüber eingestellt sein.
Antisemitismus wird ihm seit Jahren vorgeworfen, neuerdings auch Kreml-Propaganda: Die Diskussion um Auftrittsverbote für Roger Waters nimmt an Fahrt auf. Gegner und Unterstützer des Ex-Pink-Floyd-Stars bringen sich in Stellung. Von Matthias Pohl
CDU und Bezirksbürgermeisterin Herrmann hatten Absage des Konzertes gefordert
Bundesweit hat es viel Kritik an den Konzerten des britischen Musikers gegeben. So hatte die CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus im Vorfeld den Veranstalter beziehungsweise den Hallenbetreiber aufgefordert, den Auftritt Waters' abzusagen. Auch die Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, Clara Herrmann (Grüne), hatte sich für eine Absage ausgesprochen. Sie begrüße die Ermittlungen der Behörden gegen Waters. "Aber auch Spielstätten und Veranstalter stehen in der Pflicht. Antisemitismus darf keine Bühne geboten werden. Kunst, Kultur und Musik haben ein besonderes Potenzial, Menschen zu erreichen. Um so wichtiger ist es, diese Energie dafür zu nutzen, ein solidarisches Miteinander zu stärken", erklärte sie. Die Sicherheitsbehörden hatten das Konzert auf mögliche Rechtsverstöße hin beobachtet.
Waters wies zuletzt über sein Management Vorwürfe von sich, antisemitisch zu sein, und gab an, Antisemitismus wie alle Formen von Rassismus zu verurteilen. "Meine allgemein bekannten Ansichten beziehen sich ausschließlich auf die Politik und die Handlungen der israelischen Regierung und nicht auf die Menschen in Israel", sagte er demnach.