Betreuender Lehrer beschreibt Vorfälle in Heidesee
Nach den mutmaßlich rassistischen Vorfällen am vergangenen Wochenende in Heidesee schildert ein Lehrer die Ereignisse der Nacht. Auch er sei von vermummten Personen bedroht worden. Bei der Polizei laufen derweil "intensive und umfangreiche" Ermittlungen.
Nach den mutmaßlich rassistischen Anfeindungen gegen Berliner Schülerinnen und Schüler in einem Camp in Heidesee (Dahme-Spreewald) hat einer der betreuenden Lehrer am Donnerstag beschrieben, wie er die Vorfälle vom vergangenen Wochenende erlebt hat.
Murat Bardak, Lehrer für Englisch und Geschichte, und Betreuer, sagte der rbb24 Abendschau, dass er kurz vor Mitternacht Trubel auf dem Flur mitbekommen habe, nachdem die Berliner Schüler eigentlich schon schlafen gegangen waren. Sie seien sehr aufgebracht gewesen, als er daraufhin mit ihnen sprach.
"Sie haben gesagt: Hier waren gerade drei Personen drinnen, die nach Kopftuch-Mädchen gefragt haben. Ich war sehr alarmiert darüber." Der Lehrer habe daraufhin die Tür verschlossen. Es habe Gekreische gegeben, weil Leute aus der angreifenden Gruppe am Fenster standen.
"Dann wurde ich persönlich an der Tür von drei Personen bedroht, wovon zwei vermummt waren. Diese forderten mich mit Hooligan-Gesten zum Rauskommen auf. Aber ich wollte drinnen bleiben, auch um die Kinder zu beschützen und mich selbst zu beschützen. Dann haben wir nur auf die Polizei gewartet [...] aber diese Wartezeit war schrecklich. Mutmaßlich waren es ja Rechtsradikale, und man hört ja oft davon, dass sie Molotowcocktails reinschmeißen. Dadurch dass es mitten im Wald war, wir kaum Handyempfang hatten und niemand von der Heimleitung vor Ort war, waren natürlich alle sehr verängstigt."
Nach Aussagen des Lehrers bestand die Gruppe, aus der die Anfeindungen kamen, neben den drei Personen, die ihn bedroht haben sollen, aus weiteren 15 bis 20 Personen. Schon vor dem Vorfall seien die Kinder am See in einem verhöhnenden Tonfall angesprochen worden.
Auch der Eltern-Vorstand der Lina Morgenstern Gemeinschaftsschule in Kreuzberg beschäftigt sich intensiv mit dem Vorfall. Andreas Krause, der Elternsprecher der Schule sagt, man biete viel Raum für Gespräche an: "Das war kein dummer Jungenstreich. Das waren Kinder die Angst um Leib und Seele hatten." Um Zusammenhalt und Unterstützung zu demonstrieren sei unter anderem ein Fest an der Schule geplant.
Bei der Polizei laufen derweil die Ermittlungen in dem Fall. Man müsse Dutzende Menschen befragen, sagt Ines Filohn, Pressesprecherin der Polizeidirektion Süd: "Das sind sehr intensive und umfangreiche Ermittlungen, die geführt werden." In Zusammenarbeit mit der Polizei Berlin werte man nun die Aussagen aus. Es sei noch nicht absehbar, wie lange die Anhörungen noch dauern. Wegen des Verdachts auf Volksverhetzung ermittelt auch der Staatsschutz.
Sendung: Fritz, 11.05.2023, 18:20 Uhr
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