Gefahrenstufe 4 in ganz Brandenburg
In ganz Brandenburg gilt seit Mittwoch die zweithöchste Waldbrandgefahrenstufe. Pierre Ibisch von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde warnt vor einer gefährlichen Kombination aus trockenen Böden und feueranfälligen Bäumen.
Das wärmere und trockenere Wetter in Brandenburg erhöht auch die Waldbrandgefahr in der Region. In allen Landkreisen gilt am Mittwoch die zweithöchste Waldbrandstufe. Das teilte der Waldbrandschutzbeauftragte des Landes Brandenburg, Raimund Engel, dem rbb am frühen Morgen mit. Demnach wurde nun auch die Prignitz hochgestuft [brandenburg.de] - schon am Dienstag war für alle anderen Kreise die Warnstufe vier ausgerufen worden.
Es habe zudem vier weitere kleinere Waldbrände gegeben, teilte Engel weiter mit: bei Bestensee (Dahme-Spreewald), zwischen Baruth und Zesch am See (Teltow-Fläming) sowie bei Storkow (Oder-Spree) und nahe Spremberg (Spree-Neiße). Die Feuer seien früh erkannt und gelöscht worden. Auch über Pfingsten wurden Brände gemeldet. In diesem Jahren waren es bislang schon rund 60 Waldbrände, wie Engel sagte.
Da es in den kommenden Tagen weiter sonnig und warm bleibt, kann mit keiner Entlastung gerechnet werden. So startet der Donnerstag den Vorhersagen zufolge mitunter wolkig, ab dem Mittag wird es größtenteils aber wieder sonnig. Temperaturen bis 25 Grad werden erwartet. Auch am Freitag soll die Sonne wieder vielerorts scheinen.
Dass Brandenburg so anfällig ist und mit 521 Waldbränden im vergangenen Jahr bundesweit die meisten Brände zu verzeichnen hatte, liege vor allem an der Zusammensetzung des Brandenburger Waldes, sagte Pierre Ibisch von der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung in Eberswalde (HNEE) am Mittwoch dem rbb.
Der Wald in Brandenburg bestehe zu großen Teilen aus Kiefern, die sehr anfällig für Feuer seien, so Ibisch. "Kombiniert mit unseren Böden, die eine schlechte Wasserspeicherkapazität haben […], steigt das Feuerrisiko." Der Waldbiologe prognostizierte, dass die Waldbrandgefahr in Brandenburg weiter ansteigen wird. Zudem steige auch die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Feuers. Das hänge mit der Austrocknung und den hohen Temperaturen zu tun, wenn "die Luft durstig" sei.
"Wir müssen uns darauf einstellen, dass die Extremtemperaturen mit dem Klimawandel immer höher werden und uns lange Dürrewochen bevorstehen - und dann ist die Situation wirklich gefährlich." Deswegen müsse man auch naturbasierte Lösungen angehen und etwa mehr Laubbäume pflanzen. Der Biologe wünscht sich dafür auch mehr Engagement und Ressourcen von der Politik.
Konsequenter Waldumbau sei das probate Mittel, um Brandenburgs Wälder feuerresistenter zu machen. Das brauche zwar Zeit. "Aber ich bin ein bisschen unruhig, auch weil ich sehe, dass man das Problem nicht beherzt genug angeht", unterstrich Ibisch.
Man müsste hier viel intensiver im Gespräch sein. So habe es zu Jahresbeginn einen Waldbrandgipfel gegeben, der vom Ministerpräsidenten einberufen wurde. Da habe er sich schon gefragt, "ob das vielleicht ein bisschen Aktionismus ist", auch weil die Wissenschaft gar nicht zu diesem Termin eingeladen worden sei, erklärte Ibisch.
Da sei dann auch angekündigt worden, dass es ein Waldbrand-Kompetenzzentrum geben soll. "Aber wenn ich dann gleichzeitig höre, dass man eigentlich im Moment gar keine Ressourcen dafür hat, es einzurichten, dann fragt man sich, wie ernst das Problem wirklich genommen wird", so Ibisch. Man müsse sich klarmachen, dass das Risiko nicht nur wegen des Klimawandels steige.
"Die Kiefernforsten in Brandenburg leiden unter dem Klimawandel. Wir sehen das auf Satellitenbilddaten, dass die Vitalität abnimmt. Wir haben Bereiche in Brandenburg, wo es schon flächiges Absterben gibt. Und das wird noch einmal zusätzlich in den nächsten Jahren die Brandgefahr anheizen", so der HNEE-Professor Es sei wirklich nötig, sich "jetzt ein bisschen konzentrierter mit diesem Problem zu beschäftigen", verlangte er.
Sendung: rbb24 Inforadio, 31.05.2023, 6:00 Uhr
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