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Quelle: dpa/Schoening

Kaputte Fahrstühle in Berlin

Wenn der Lift zur Last wird

Wer einen Aufzug im Haus hat, sollte es doch eigentlich leichter haben. Der Lift nützt nur nicht viel, wenn er ständig kaputt ist und die Reparatur ewig dauert. Fahrstuhlexperten sprechen von verschleppten Modernisierungen, die sich nun rächen. Von Kira Pieper

Rollstuhlfahrer, die monatelang in ihren Wohnungen festsitzen, weil der Fahrstuhl nicht funktioniert. Küchen, die nicht in den 8. Stock geliefert werden, weil der Lift kaputt ist oder defekte Aufzüge in Seniorenwohnanlagen, so dass es die Bewohner nicht zum Arzt schaffen. Die Liste ließe sich noch weiter führen.

Lange Reparaturen von Fahrstühlen

Wenn "defekt" zum Dauerzustand wird

Mehr als die Hälfte der bundesweit 650.000 Fahrstühle weist Mängel auf. Vor allem für Ältere und Menschen mit Einschränken sind defekte Fahrstühle eine erhebliche Lebenseinschränkung. Viele müssen wochenlang auf Reparaturen warten. Laura Wolf

Viele Beschwerden von Mietern

Zahlen darüber, wie viele Aufzüge es insgesamt in Berliner Wohnhäusern gibt und wie viele davon kaputt sind, gibt es nicht. Wibke Werner, Geschäftsführerin vom Berliner Mieterverein, kann auf Nachfrage von rbb|24 nur so viel dazu sagen: Defekte Aufzüge seien immer wieder auch Gegenstand der Beratungen. "Denn wo Aufzüge ausfallen, ist das oft mit Beschwerlichkeiten der Mieter:innen verbunden."

Auch Ebru Gemici-Loukas, stellvertretende Geschäftsführerin vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) im Bereich Aufzüge und Fahrtreppen, hat keine genauen Zahlen für Berlin, teilt aber auf Nachfrage von rbb|24 mit: Nach Verbandseinschätzungen gebe es derzeit nicht mehr Reparaturen als im Vorjahreszeitraum.

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Nur 45,5 Prozent der Aufzüge sind mängelfrei

Doch immerhin gibt es Zahlen des TÜV, die den Zustand der Fahrstühle in ganz Deutschland beschreiben. Der letzte Anlagensicherheitsreport [tuev-verband.de] hat ergeben: 2021 waren weniger als die Hälfte der geprüften Aufzugsanlagen (45,5 Prozent) mängelfrei. Doch nur wenn sie mängelfrei sind, gelten sie als sicher und bekommen eine Plakette mit dem nächsten Prüftermin. Sind sie es nicht, müssen die Mängel von einer Wartungsfirma behoben werden. Vermieter müssen dafür sorgen, dass der Fahrstuhl regelmäßig geprüft wird.

2021 mussten bundesweit 2.600 Aufzüge (0,7 Prozent) sogar wegen "gefährlicher Mängel" komplett stillgelegt werden. Heißt: Sie hatten zum Beispiel ein ausgefallenes Notrufsystem oder ein verschlissenes Tragseil.

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Experten: Fahrstühle sind in die Jahre gekommen

14,4 Prozent der Fahrstühle stufte der TÜV 2021 in die Kategorie "erhebliche Mängel" ein. Und: Es wurden 645 Unfälle mit Personenschäden registriert. Das bedeutete: Personen hatten sich in Aufzugstüren zum Beispiel die Finger eingeklemmt oder waren in den offenen Aufzugsschacht gestürzt. 2020 sahen die Zahlen ähnlich aus: 0,7 Prozent der Lifte wiesen "gefährliche Mängel" auf, 11,8 Prozent hatten "erhebliche Mängel".

Aufzugsexperten gehen davon aus, dass ungefähr die Hälfte der in Deutschland fahrenden Anlagen in die Jahre gekommen ist.

Ersatzteile sind schwer zu kriegen

Die stellvertretende VDMA-Geschäftsführerin Ebru Gemici-Loukas vermittelt einen ähnlichen Eindruck. Die vom VDMA vertretenen Berliner Aufzugunternehmer seien der Ansicht, dass einige Eigentümer Modernisierungen aufgrund von Mietpreisbindungen und Millieuschutz nach hinten verschoben hätten. Ein Umstand, der sich nun rächt. Berlin stelle deswegen eine Besonderheit dar, erklärt Gemici-Loukas: "Hier gibt es besonders viele Aufzugsanlagen, die älter als 30 Jahre alt sind." Die Ersatzteile seien deswegen teilweise speziell und schwerer zu bekommen. Reparaturen dauern deswegen.

Ein akutes Fachkräfteproblem hätten Berliner Aufzugsunternehmen derzeit indes nicht. "Momentan sind die Firmen personell gut aufgestellt", erklärt Gemici-Loukas. Ergänzt aber: Bei der Personalsuche werde der Fachkräftemangel immer spürbarer.

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Mietminderung einfordern

Auch wenn defekte Fahrstühle also mutmaßlich künftig nicht schneller repariert werden, die Geschäftsführerin vom Berliner Mieterverein, Wibke Werner, weist dennoch darauf hin, dass Mieter in der Regel bei einem defekten Fahrstuhl zu einer Mietminderung berechtigt seien. Denn: "Der Fahrstuhlausfall ist ein Mangel der Mietsache", so Werner auf Nachfrage von rbb|24. Allerdings sollte man den Vermieter schnell auf den Defekt aufmerksam machen. Und dann ankündigen, dass man von dem Recht der Mietminderung Gebrauch machen wolle und deswegen bis zur Reparatur des Aufzugs die Miete unter Vorbehalt bezahle.

Außerdem sollte der Mieter dokumentieren, wie lange der Lift im Haus defekt sei. "Damit kann dann nach der Reparatur des Fahrstuhls rückwirkend eine angemessene Mietminderung berechnet und vom Vermieter auch rückwirkend eingefordert werden", so Werner. Die Höhe der Mietminderung sei davon abhängig, in welchem Stockwerk die Wohnung liege, wie lange der Fahrstuhl ausfalle und ob noch ein zweiter funktionierender Fahrstuhl im Haus existiere. "Eine angemessene monatliche Mietminderungsquote kann zwischen 7 und 20 Prozent liegen", sagt die Expertin.

Beitrag von Kira Pieper

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