Staatsanwaltschaft Potsdam
Ein Mitarbeiter des Kampfmittelbeseitigungsdienstes in Brandenburg soll Waffen, Munition und sprengstoffähnliches Material gehortet haben und sitzt nach einer Razzia in Untersuchungshaft. Die Sprecherin der Potsdamer Staatsanwaltschaft, Hanna Urban, sagte am Freitag, das Amtsgericht habe am Donnerstagabend Haftbefehl erlassen. "Wir führen ein Ermittlungsverfahren wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz, Kriegswaffenkontrollgesetz und Sprengstoffgesetz."
An drei Orten in Brandenburg - Zossen, Königs Wusterhausen und Kummersdorf - habe es Durchsuchungen gegeben. Es seien "sprengstoffverdächtige Substanzen" im einstelligen Kilobereich gefunden worden, außerdem Waffen und Munition, sagte Urban.
Der Beschuldigte ist laut Staatsanwaltschaft Mitarbeiter des Kampfmittelbeseitigungsdienstes des Landes Brandenburg, der seinen Hauptsitz in Zossen hat. Wie der Mann an die Waffen und das Material gekommen sei, werde noch ermittelt. Ein Bezug zur Reichsbürgerszene habe sich bislang nicht bestätigt, sagte die Sprecherin.
Wie ein Sprecher des Innenministeriums dem rbb am Freitagabend sagte, werden die Dienstabläufe am Arbeitsort des Beschuldigten umfangreich geprüft. Zudem prüfe das Ministerium arbeitsrechtliche Schritte gegen den Mann. Aufgrund laufender Ermittlungen könnten derzeit keinen weiteren Angaben zum Sachverhalt gemacht werden.
Der Beschuldigte, dessen Alter die Staatsanwaltschaft nicht nennen wollte, habe sich zu den Vorwürfen geäußert. Konkretere Angaben etwa zu Hintergründen und dem Motiv des Mannes machte die Sprecherin nicht. Die Auswertung der Durchsuchungen sei noch nicht abgeschlossen, hieß es. Ob es sich bei den gefundenen Substanzen tatsächlich um Sprengstoff handelt, lasse sich noch nicht sagen. Auch zur Art der Waffen machte die Sprecherin keine Aussagen.
Der Kampfmittelbeseitigungsdienst ist ein Bereich des Zentraldienstes der Polizei des Landes Brandenburg. Er ist unter anderem für den Transport, die Lagerung und Vernichtung von Kampfmitteln zuständig. In Kummersdorf-Gut ist der zentrale Zerlegebetrieb für Munition mit einem Sprengplatz.
An dem Ort hatte es auch Durchsuchungen gegeben. Die Polizei war aufgrund der Ermittlungen gegen den Mitarbeiter des Kampfmittelräumdienstes seit Mittwoch im Einsatz. In Königs Wusterhausen waren am Donnerstag vor einem Grundstück Polizeifahrzeuge zu sehen.
Der Kampfmittelbeseitigungsdienst hat laut Internetseite der Polizei rund 80 Mitarbeiter. Nach den Behörden-Angaben werden alle in Brandenburg geborgenen Kampfmittel im Munitionszerlegebetrieb in Kummersdorf-Gut gesammelt und dann vernichtet. Es gebe dazu Lagerbereiche, in denen die Kampfmittel in Munitionsbunkern sicher zwischengelagert würden, hieß es.
Sendung: Antenne Brandenburg, 30.06.2023, 12 Uhr
Artikel im mobilen Angebot lesen