"Karls Erlebnisdorf" soll erweitert werden
Przewalski-Pferde und Wisente sind in Sielmanns Naturlandschaft in der Döberitzer Heide zuhause. Besucher finden hier Natur pur. Nun soll allerdings der benachbarte Vergnügungspark vergrößert werden. Verträgt sich das? Von Claudia Baradoy
Achterbahn, Riesenschaukel, Wasserkarussell: Auf "Karls Erlebnisdorf" boomt das Spaßgeschäft für Kinder. Schon heute besuchen pro Tag rund 2.500 Gäste den Vergnügungspark bei Elstal (Havelland) in der Döberitzer Heide. Künftig sollen sie - und noch weitere Besucher - hier auch übernachten können.
Im Jahr 2014 hatte "Karls Erlebnisdorf" vor den Toren Berlins, nahe an der Bundesstraße 5, eröffnet. Nun soll es erweitert werden: Die Bauvorbereitungen für ein Ferienresort mit 4.000 Betten haben begonnen. Bagger verschieben bereits Erde auf dem Gelände des ehemaligen Truppenübungsplatzes. "Wir planen hier ein Naturferiendorf mit Ferienhäusern, mit verschiedenen Themenhotels, mit einem Wasserpark, die Erweiterung von dem bestehenden Erlebnisdorf und dem Bibi-und-Tina-Freizeitpark", sagt Investor Robert Dahl. "Das soll in den nächsten Jahren hier Stück für Stück entstehen." Der Investor hat, wie er betont, auf eigene Kosten noch gefundene Kampfmittel beseitigen, alte Kasernengebäude abreißen und Schutt abtransportieren lassen.
Der Bürgermeister der Gemeinde Wustermark, Holger Schreiber (parteilos), zeigt sich froh darüber, dass die ehemalige Militärliegenschaft einer neuen Nutzung zugeführt wird. "Wenn man ein solches militärisches Objekt, was eigentlich negativ behaftet ist, anschließend umwandelt zu einem Ort, wo Kinder Spaß haben und wo wir auch als Gemeinde Steuererwartungen haben, wir dort Hunderte von Arbeitsplätzen schaffen und ein Ferienresort für die gesamte Region entwickeln - dann ist es aus meiner Sicht eine perfekte Entwicklung", sagt er.
Der Bebauungsplan für Karls Feriendorf geht jetzt in die Diskussion - mit Beteiligung der Öffentlichkeit, wie Bürgermeister Holger Schreiber versichert. 2025 könnte dann Baubeginn sein.
Doch die Nachbarschaft des Großprojekts zu der Naturlandschaft der Heinz-Sielmann-Stiftung in der Döberitzer Heide birgt auch Konflikte. In den 1990er Jahren war der frühere Truppenübungsplatz Döberitz in ein Naturschutzgebiet umgewandelt worden, unter anderem wurden hier seltene Wildtierarten angesiedelt. Mehr Besucher dürften den Druck auf die Naturlandschaft erhöhen, der durch die Nähe zu Berlin, zunehmende Bebauung und Bedarf nach Freizeitflächen, eh schon hoch ist.
Naturschützer kritisieren unter anderem die Höhe des geplanten Hotels in Karls Feriendorf. Fabian Streich, Gemeindevertreter in Wustermark (Die Linke) und Mitglied im "Umweltnetzwerk Wustermark", gibt zu Bedenken: "Wir haben hier geplante Bauhöhen von bis zu 25 Metern. Und dass sich das Projekt hier mit so einer Größe in die Landschaft setzt, halten wir für nicht verträglich mit der Döberitzer Heide." Streich ist nicht strikt gegen das Vorhaben - es gelte aber, Freizeitspaß und Naturerlebnis verträglich miteinander zu verzahnen, mahnt er.
Fabian Streich hat im Gemeinderat durchgesetzt, dass ein Landschaftsgutachten erstellt wird - mit Anregungen, wie das Feriendorf und Sielmanns Naturlandschaft nebeneinander gut existieren könnten: "Ich wünsche mir ganz konkret die Ausweisung von Naturkorridoren auf dem Areal des Feriendorfes, dort, wo das Gelände zum Naturpark übergeht", sagt er, und schlägt vor heimische Bäume und Sträucher anzupflanzen.
Damit die in der Naturlandschaft lebenden Arten wie Wisent, Przewalski Pferde und Rotwild nicht gestört werden, gelte es, mit Bedacht zu planen, betont auch Hannes Petrischak von Sielmanns Naturlandschaft: "Es ist wichtig, dass man sich dann verständigt, dass man schaut: Wie schafft man Übergänge? Wie schafft man Pufferzonen, so dass nicht Lärm und Licht so tief in die Landschaft hineinstrahlen?", sagt Petrischak. "Licht ist zum Beispiel ein Problem, weil viele der seltenen Insekten, die hier nachts unterwegs sind, dann 'abgesaugt' werden." Ein anderes Problem: "Viele Besucher von Karls bringen möglicherweise Müll mit." Hier brauche es Möglichkeiten, dass sie diesen vernünftig entsorgen könnten - "und nicht in der Naturlandschaft".
Aber auch in Sielmanns Naturlandschaft wird derzeit gebaut - nur deutlich kleiner. Ein neues Besucherzentrum für Veranstaltungen und Ausstellungen entsteht. Noch in diesem Jahr soll es fertig werden.
Petrischak hofft man, dass man sich mit "Karls" künftig ergänzen kann: "Natürlich sind das erst mal Gegensätze von den Konzepten her", sagt er. "Aber wenn dort viele Menschen hinkommen, die mehrere Nächte dort verbringen, mehrere Tage und Nächte und sich dann überlegen: Was kann man noch machen, dann besteht vielleicht die Chance, dass sie auch zu uns kommen und mit der Döberitzer Heide vertraut machen wollen und auch auf Entdeckungstour gehen."
Sendung: Antenne Brandenburg, 04.06.2023
Beitrag von Claudia Baradoy
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