Bauern und Förster beunruhigt
Nach einem nassen Frühjahrsbeginn ist es seit Mai bereits wieder zu trocken in der Region, und eine Änderung ist derzeit nicht in Sicht. Vor allem im Hinblick auf die Landwirtschaft und auf die Wälder wachsen die Sorgen.
"Viel zu nass" war es im März und April in Brandenburg, "unbeständig und nass" mit einem "klassischen April" in Berlin - das ist die eine Seite der Frühjahrs-Bilanz des Deutschen Wetterdienstes [dwd.de]. Die andere: Der Mai war in Brandenburg schon wieder "trocken" und in Berlin "außergewöhnlich trocken".
Nach Daten des ARD-Wetterkompetenzzentrums fiel der letzte flächendeckende Regen in der Region am 23. Mai. Zwar kann es in dieser Woche mal ein paar Schauer und Gewitter in Berlin und Brandenburg geben, flächendeckender Regen ist bis zum Wochenende nicht in Sicht. Die Niederschläge werden sich bei sommerlichen Temperaturen auf einzelne Schauer und Gewitter beschränken, sagt der Meteorologe Frederik Raff voraus. "Da kommen höchstens ein paar Literchen zusammen."
Die Wetterdaten des DWD zeigen, dass der trockene Mai die Bilanz eines bis dahin nassen und kühlen Frühlings noch gedreht hat. Mit 9,5 Grad Durchschnittstemperatur war es in Berlin von März bis Mai deutlich wärmer als normalerweise (8,7 Grad) - wobei die letzten Frühjahre nicht normal, sondern außergewöhnlich warm waren.
Etwas zu mild mit 8,9 Grad war der Frühling in Brandenburg, hier liegt das langjährige Mittel bei 8,1 Grad. Auch die Sonnenscheindauer lag mit 575 Stunden (Berlin) und 530 Stunden (Brandenburg) über dem Durchschnitt.
Auf die Durchfeuchtung der Böden hatten die Regenfälle im Frühjahr nur geringe Auswirkungen, wie eine rbb|24-Datenrecherche zeigte. So war Mitte Mai in den oberen Erdschichten die Menge an pflanzenverfügbarem Wasser noch im grünen Bereich, tiefer im Erdreich jedoch herrschte weiterhin extreme Trockenheit. Helfen könnte ein ergiebiger Landregen - der ist Meteorologen zufolge in den Sommermonaten aber nicht zu erwarten, da die Niederschläge zu dieser Jahreszeit vor allem als Gewitter oder lokale Schauer auftreten.
Beim Landesbauernverband Brandenburg sorgt man sich wegen der aktuellen Trockenheit unter anderem um die Kornqualität. Die fehlenden Niederschläge wirkten sich vor allem auf die Kornfüllung des Wintergetreides aus, teilte der LBV auf Anfrage von rbb|24 mit. Probleme könnte es auch beim Maisanbau geben, der wegen des kalten und nassen Frühlingsbeginns erst spät begann, um dann "direkt in die Trockenphase zu schlittern". Ähnliches gelte für die Kartoffel. Die Brandenburger Bauern seien aber "erfahrene Klimamanager", die mittlerweile diverse Techniken entwickelt hätten, um die Böden vor dem Austrocknen zu bewahren.
"Noch nicht dramatisch, aber auch nicht schön", beschreibt Reinhard Jung von den Freien Bauern Brandenburg die Situation. Auch er befürchtet negative Auswirkungen vor allem für den Mais, beim Getreide könne es ebenfalls Schäden geben, sagt er rbb|24. Und wie kann sich die Landwirtschaft langfristig mit der Trockenheit arragieren? "Mit resistenten Sorten beschäftigen wir uns seit jeher", sagt Jung. Verbesserungspotential sieht er vor allem beim System aus Be- und Entwässerung.
Und spätestens mit dem großen Waldbrand bei Jüterbog ist auch wieder klar, was in den kommenden Wochen bei anhaltender Trockenheit auf die Region zukommen kann. In den nördlichen Brandenburger Landkreisen gilt die höchste Stufe fünf auf der Waldbrandskala [mluk.brandenburg.de], im Süden hat sich die Situation zu Beginn der Woche etwas entspannt. "Mit ausbleibendem Niederschlag steigt täglich die Gefahrenlage an", sagt der Waldbrandschutzbeauftragte des Landes, Raimund Engel.
Die Niederschläge im März und April hätten zu Beginn der Waldbrandsaison zu einer spürbaren Entspannung der Waldbrandlage in 2023 beigetragen, so Engel auf Anfrage von rbb|24. Die kühle Witterung und die Durchfeuchtung des Oberbodens habe in den beiden Monaten die Gefahrenlage auf wenige Tage reduziert. So gab es bis Ende April nur sechs Waldbrände in Brandenburg. Weil die Niederschläge aber nicht bis in die tiefen Bodenschichten vorgedrungen seien, war es nur eine "Entspannung auf Zeit".
"Die Ausrufung der Gefahrenstufe 5 wird uns auch in diesem Jahr nicht erspart bleiben", so Engel. Der Hochsommer stehe erst noch bevor. Der Waldbrandschutzbeauftragte mahnt, das Rauchverbot im Wald einzuhalten und jegliches Feuer zu unterlassen.
Bei munitionsbelasteten Böden wie dem Gebiet bei Jüterbog gebe es noch ein anderes Problem. So habe der dortige Waldbesitzer eine größere Brandschneise rund um den Bereich gezogen, wie Engel dem rbb sagte. Allerdings handele es sich um einen ehemaligen Truppenübungsplatz - und die Beseitigung der Kampfmittel ist teuer. Das, so Engel, sei ein großer Diskussionspunkt: "Wer kommt dafür auf?"
Sendung: rbb24 Inforadio, 07.06.2023, 7 Uhr
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