Video: rbb|24 Abendschau | 16.06.2023 | H. Christ/T. Bittner | Quelle: dpa/Fabian Sommer
Abstimmung in Potsdam
Rundfunkrat wählt Ulrike Demmer zur neuen rbb-Intendantin
Entscheidung in Potsdam: Die Journalistin Ulrike Demmer hat das Rennen um die rbb-Spitze für sich entschieden. Heide Baumann hatte zuvor ihre Kandidatur zurückgezogen. Demmer äußerte sich in der rbb24 Abendschau zu ihren Zielen und Aufgaben.
Der rbb-Rundfunkrat hat sich am Freitag für Ulrike Demmer als neue Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg ausgesprochen. Auf Demmer entfielen 16 Stimmen. Damit wurde sie mit der notwendigen Zwei-Drittel-Mehrheit der anwesenden Rundfunkratsmitglieder gewählt.
Ulrike Demmer war in der Vergangenheit unter anderem für das ZDF, den "Spiegel" sowie Radioeins vom rbb als Journalistin tätig. Zwischen 2016 und 2021 war sie stellvertretende Regierungssprecherin unter der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Ein zweiter Kandidat hat seine Bewerbung um den Intendanten-Posten beim rbb zurückgezogen. Jan Weyrauch, Programmdirektor von Radio Bremen, tritt bei der Wahl am Freitag nicht mehr an. Der Personalrat übt Kritik an den Vorsitzenden zweier rbb-Gremien.
Konkurrentin Baumann zog Kandidatur zurück
Insgesamt waren 25 der 30 Rundfunkratsmitglieder zu der Wahl erschienen. Ein Mitglied verließ die Runde vorzeitig, so dass im finalen Durchgang 24 Mitglieder wählten. Das Gremium war damit nach den Regelungen des rbb-Staatsvertrages beschlussfähig.
Zuvor hatte der Rundfunkrat hinter verschlossenen Türen mehrere Stunden lang über den Stand des Bewerbungsverfahrens debattiert. Die Managerin Heide Baumann, die zunächst ebenfalls zur Wahl stand, hatte ihre Kandidatur nach dem zweiten Wahlgang zurückgezogen.
Die designierte Intendantin ist für eine Amtszeit von fünf Jahren gewählt. Demmer sagte am Freitag in der rbb24 Abendschau, sie gehe davon aus, dass sie im September das Amt übernehmen werde. In den kommenden Tagen soll ein Arbeitsvertrag ausgehandelt werden. Zuständig dafür ist der rbb-Verwaltungsrat, der den Sender in wirtschaftlichen und finanziellen Fragen berät und kontrolliert.
Demmer äußerte sich am Freitag in der rbb24 Abendschau zu ihren Zielen und Aufgaben. Sie sehe den rbb auf einem guten Weg, sagte die 50-Jährige. Sie kenne den Sender als sehr kreative Rundfunkanstalt und glaube, dass die Krise eine Chance für den rbb sei, gestärkt daraus hervorzugehen. "Es ist großes kreatives Potenzial im Sender vorhanden, und ich freue mich auf die Zusammenarbeit und glaube, dass es eine Möglichkeit gibt zu zeigen, dass man auch in Zeiten knapper Kassen sehr gutes Programm machen kann", so Demmer.
Ihre frühere Arbeit als stellvertretende Regierungssprecherin der Bundesregierung stehe der Unabhängigkeit des rbb nicht entgehen. Der rbb sei auch mit ihr als neuer Intendantin staatsfern und unabhängig. "Ich habe fast 20 Jahre als kritische und unabhängige Journalistin gearbeitet. [...] Wenn Sie mal so lange wie ich Journalistin waren, das legen Sie ja nicht einfach ab."
Der rbb sei besonders in der regionalen Berichterstattung unersetzlich, unersetzlich bleibe er aber mit gutem Programm, so Demmer weiter. Die Berichterstattung des rbb beispielsweise aus Brandenburg würde zeigen, wie relevant die Themen auch über die Region hinaus sind, sagte sie rbb24 Brandenburg aktuell.
Außerdem sicherte Demmer den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ihre Unterstützung zu. "Ich sehe den rbb auf einem guten Weg [...] und möchte den Kolleginnen und Kollegen [...] den Rücken freihalten, dass Sie das weiter machen können und in Zukunft noch besser."
Bis zum Amtsantritt der neuen Intendantin wird der rbb weiterhin von Katrin Vernau geführt. Die frühere WDR-Verwaltungsdirektorin Vernau war im September des vergangenen Jahres interimsweise zur Intendantin gewählt worden. Sie hatte sich nicht am offiziellen Bewerbungsverfahren für die neue Intendanz beteiligt.
Zuvor hatte der rbb die frühere Intendantin Patricia Schlesinger fristlos gekündigt. Schlesinger steht im Verdacht als Intendantin öffentliche Gelder veruntreut zu haben, zudem wird ihr eine unseriöse Finanzplanung vorgeworfen. Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt in der Sache gegen Schlesinger und weitere Beschuldigte.