Ehemaliger Truppenübungsplatz - Waldbrand bei Jüterbog erneut leicht ausgedehnt
Die Feuerwehr ist mittlerweile am sechsten Tag nach Ausbruch des Waldbrandes bei Jüterbog im Einsatz. Zuletzt waren 326 Hektar betroffen - die Fläche hat sich laut Feuerwehr aber nochmal leicht vergrößert.
Hinweis: Dieser Beitrag wird nicht mehr aktualisiert. Den aktuellen Stand zum Waldbrand bei Jüterbog finden Sie hier.
- keine Entwarnung für Waldbrand bei Jüterbog
- offene Flammen derzeit nur in munitionsbelastetem Gebiet
- Dienstag kommen Innenminister Stübgen und Umweltminister Vogel
Der Waldbrand bei Jüterbog im Landkreis Teltow-Fläming hat sich erneut leicht ausgedehnt. Das sagte der Einsatzleiter Rico Walentin dem rbb am Dienstagvormittag.
Wie groß die Fläche mittlerweile ist, lasse sich derzeit nicht genau sagen, da sie aktuell nicht neu vermessen werde. Zuletzt war eine Fläche von etwa 326 Hektar betroffen, offenes Feuer gebe es aber nur an einzelnen Stellen, hieß es.
Laut Walentin sind derzeit 18 Einsatzkräfte vor Ort. Es seien aber noch weitere Kräfte angefordert worden. Die Feuerwehr könne nur beobachten und abwarten, da sich die offenen Flammen laut Walentin weiterhin dort befinden, wo die Einsatzkräfte nicht hinkommen.
Derzeit keine Gefahr für Menschen
Die Lage sei nach wie vor angespannt, aber kontrolliert, sagte die Leiterin des städtischen Ordnungsamts, Christiane Lindner-Klopsch, am Dienstagmorgen. Das Feuer sei noch nicht am Schutzstreifen angekommen. Es werde aber erwartet, dass der Brand diesen im Tagesverlauf erreicht.
Der Schutzstreifen im südlichen Bereich sei am Montag verbreitert worden, um Ortschaften weiter davor zu bewahren, dass Flammen von dem ehemaligen Truppenübungsplatz auf sie übergreifen, sagte die Ordnungsamtsleiterin am Montag. Noch sei der Brand weit entfernt von Ortschaften, Gefahr für Menschen bestehe daher nicht.
Minister wollen Waldbrandgebiet besuchen
Der ehemalige Truppenübungsplatz ist mit Munition belastet. Am Sonntagabend und am Montagmorgen habe es auf der Brandfläche mehrere Detonationen von Munition gegeben, hieß es. Der Waldbrand war am Mittwochabend voriger Woche ausgebrochen.
Unterdessen kündigten der Brandenburger Innenminister Michael Stübgen (CDU) und Landwirtschaftsminister Axel Vogel (Grüne) an, das Waldbrandgebiet am Nachmittag besuchen zu wollen.
120 Jahre an Wildnisentwicklung verloren
Der Waldbrand ist aus Sicht des Eigentümers der Fläche ein großer Rückschlag für die Entwicklung des Wildnisgebietes. "Die Feuer auf den Wildnisflächen vernichten wertvolle Natur", teilte die Stiftung Naturlandschaften Brandenburg auf Anfrage mit.
Das ehemalige militärische Areal bei Jüterbog im Eigentum der Stiftung ist als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Dort sollte sich die Natur wieder frei zur Wildnis entwickeln - das bedeutet, es finden auf dem Großteil des Gebietes keine Eingriffe statt.
Im Wald würden Wurzeln und Humusschichten verbrennen und mit ihnen darin lebende Würmer und Insekten, so die Stiftung. "Und selbst wenn Dachse, Füchse, Baummarder und Rehe Glück haben und rechtzeitig flüchten können, hat das Feuer ihren Lebensraum zerstört und unbewohnbar gemacht." Langsame Amphibien wie Frösche, Schlangen und Eidechsen würden verbrennen, schilderte die Stiftung. In dem Schutzgebiet leben demnach auch Wölfe, Fischotter, die Bechsteinfledermaus und der Wiedehopf.
"Durch das Verbrennen der Humuslage und des Baumbestands wird das gesamte Waldsystem praktisch auf null zurückgesetzt. Es gehen bis zu 120 Jahre an Wachstumsgeschichte und Wildnisentwicklung verloren", teilte die Stiftung weiter mit.
Verband fordert schnelle Munitionsberäumung
Die Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes forderte angesichts des Waldbrands bei Jüterbog allerdings eine möglichst schnelle Räumung der Munition in den gefährdeten Gebieten. "Notwendigist darüber hinaus die Beschaffung geschützter Fahrzeuge", sagte deren Waldbrandexperte Ulrich Cimolino laut Pressemitteilung. Deutschlands öffentliche Feuerwehren verfügten bisher im Gegensatz beispielsweise zu Tschechien nicht über derartige Fahrzeuge, die an Standorten von Bundeswehrfeuerwehren stationiert werden könnten.
Wetter: Entspannung der Lage nicht in Sicht
Angesichts der anhaltenden Trockenheit erwartet der Brandenburger Waldbrandschutzbeauftrage Raimund Engel kurzfristig keine Entspannung der Lage. "Auch wenn es in den kommenden Tagen ein paar Niederschläge in Südbrandenburg geben sollte, wird dies an der Waldbrandgefahr kaum was ändern", sagte Engel am Montag auf Anfrage.
Am Dienstag solle zwar ein Tiefdruckgebiet aus Südosten hereinziehen, aber nur für wenig Regen sorgen, berichtete Engel. Mit Sorge betrachte er, dass die Waldbrandgefahr für Brandenburg dann wegen der erhöhten Luftfeuchtigkeit von derzeit Stufe 4 (hohe Gefahr) auf 3 (mittlere Gefahr) zurückgestuft werden könnte, sagte er. "Dies gäbe nicht die reale Situation wieder, die brandgefährlich bleibt."
Sendung: Antenne Brandenburg, 05.06.2023, 13:30 Uhr