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Audio: rbb24 Inforadio | 09.06.2023 | Angela Ulrich | Quelle: dpa/Jürgen Held

Wasserrationierung vermeiden

Berlin soll auf Vorschlag der Wasserbetriebe zur Schwammstadt werden

Viel Sonne, aber kein Regen und vermutlich bleibt das erst einmal auch so. Deshalb geistert in Berlin bereits das Wort "Wasserrationierung" umher - in Brandenburg kennt man das schon. Warum die Region jetzt mehr wie ein Schwamm funktionieren muss. Von Hasan Gökkaya

Seit Wochen regnet es einfach nicht. Das wird nach Ansicht der Meteorologen in kommender Zeit auch so bleiben. Für Freizeitausflüge in Brandenburg oder zum Abhängen in Berlins Parks ist das vielleicht gut, schlecht jedoch, wenn es um die Planung der Versorgungssicherheit geht.

In Berlin erwägt deshalb Umweltsenatorin Manja Schreiner (CDU), den Wasserverbrauch zu rationieren - sollte die Trockenheit dazu führen, dass das Trinkwasser in Berlin knapp wird. Betreffen könnte das beispielsweise Besitzer privater Swimmingpools und Gartenbesitzer, denen untersagt werden könnte, ihren Garten zu gießen. Was düster und auch ein bisschen unglaublich klingt, ist in Brandenburg schon Realität. In der Vergangenheit wurden etwa im Panketal bei Bernau Gartensprengverbote durchgesetzt, auch der Wasserverband Strausberg-Erkner begann damit, das Wasser für Privathaushalte zu rationieren; Zugezogene mit neuem Wasseranschluss in einem neu gebauten Haus durften nur noch 105 Liter Wasser pro Person und Tag verbrauchen. Und generell ist wahrzunehmen: knappes Trinkwasser führt zu Verteilungskämpfen, die zuletzt auch immer häufiger vor Gericht landeten.

Wasserbetriebe sehen keine Notwendigkeit

Umweltsenatorin Schreiner erwägt Wasserrationierung in Berlin

Wegen der anhaltenden Dürre hält Berlins Umweltsenatorin Manja Schreiner eine Wasserrationierung für denkbar und will einen Plan erarbeiten. Die Wasserbetriebe sehen aktuell hingegen keine Notwendigkeit für Rationierungen.

Wasserknappheit auch, weil weniger von oben runterprasselt

Es ist auch weiterhin erstmal kein nennenswerter Regen in Sicht, der die Situation ums Wasser entspannen könnte. Die nächsten sieben bis zehn Tage sehen laut ARD-Wetterexperten Torsten Walter so aus: trocken. "Hin und wieder kann es in den nächsten Tagen in Berlin-Brandenburg durchaus auch mal regnen, das trifft aber auf lokalen Flächen zu und der Regen dauert nicht lange an." Selbst wenn es kräftig schauere, bringe das keine nachhaltige Entspannung. "Denn der Boden braucht Zeit, um das Regenwasser aufzunehmen", so Walter.

Das ist ein Problem: Klappt es mit der Aufnahme des Regenwassers nicht, sickert es auch nicht ins Grundwasser. Was die Region also jetzt braucht, auch wenn das die Menschen in Schwimmbädern und Seen vielleicht nicht gerne lesen, ist der sogenannte Landregen. Bauern wissen diesen zu schätzen, denn er hält mehrere Stunden an und dabei fällt immer nur mäßiger Niederschlag - "der Boden hat dann viel Zeit, das Regenwasser aufzunehmen", sagt Walter.

Dass das Thema Wasserrationierung überhaupt in Erwägung gezogen wird, ist ein bisschen überraschend, ein bisschen aber auch nicht. Dem Wetterexperten zufolge hatte es einerseits in den vergangenen Wintermonaten nämlich recht viel geregnet. Selbst im März und April war der Niederschlag demnach noch okay.

Der Mai wurde plötzlich sehr trocken

Doch andererseits prasselte im Mai nur ein Drittel der üblichen Regenmenge herunter, besonders für die im Mai wachsenden Pflanzen ist das ein Problem. "In einer Tiefe von mehr als einem Meter in der Erde herrscht Dürre", sagt Walter. Und die Grundwasserstände in der Region seien niedriger als vor 15 Jahren. Sein Fazit: "Das konnte nicht aufgeholt werden." Hohe Grundwasserstände seien generell nicht so wichtig für Pflanzen und Gräser wie für tiefe Wurzeln wie zum Beispiel Baumwurzeln, die Grundwasser anzapfen können. Auch Bäche und Flüssen würden teils aus dem Grundwasser einspeisen.

Wasserbetriebe: Wasserversorgung in Berlin "robust"

Bereits nächsten Monat könnte es aber wieder häufiger regnen und so könnte sich auch die Situation entspannen. Anders als Umweltsenatorin Schreiner sehen die Berliner Wasserbetriebe in absehbarer Zeit gar keine Notwendigkeit, Wasser in Berlin zu rationieren. Die Wasserversorgung Berlins sei robust und gesichert.

Die Umweltsenatorin sieht jedoch keinen Widerspruch zwischen ihrer Aussage und der der Wasserbetriebe - im Gegenteil: "Bereits in der Vergangenheit haben die Berliner Wasserbetriebe und die Senatsumweltverwaltung gemeinsam zum Wassersparen aufgerufen, insbesondere um die Trinkwasserressourcen zu schonen", erklärt Schreiner dem rbb. Dabei sei stets betont worden, dass Berlin "verlässliche Instrumentarien" brauche, um in Dürrezeiten vermeidbare Wasserentnahmen nicht nur zu empfehlen, sondern gesetzlich zu regulieren. "Insofern ist auch eine Rationierung bestimmter Wasserentnahmen denkbar, wenn in einem Dürresommer eine Trinkwasserknappheit drohen sollte", so eine Sprecherin der Senatsverwaltung.

Wasserrationierung "tunlichst vermeiden"

Auf Nachfrage bei den Berliner Wasserbetrieben sagt Gesche Grützmacher, die die Abteilung Wasserwirtschaft leitet, zum Thema Wasserrationierung: "Vielleicht ist es in der Zukunft so, dass wenn wir gewisse Maßnahmen nicht ergreifen, es dazu kommen könnte." Das sei aber etwas, "das wir tunlichst vermeiden möchten". Deswegen sehen man es als sehr wichtig an, jetzt Vorsorge zu treffen.

Unter Vorsorge versteht Grützmacher zum Beispiel, dass die Zuflüsse von Grundwasser nach Berlin stimmen müssten. "Aber wir müssen auch sicherstellen, dass das Regenwasser in der Stadt und im Umland ausreichend im Boden versickert. Wir müssen Berlin zu einer Schwammstadt umbauen", so Grützmacher. Dazu müsse das Wasser, das im Winter fällt, in der Region gehalten werden. Und es werde gebohrt, um zusätzliche Brunnen zu bauen.

Bei der Bewässerung von Bäumen zu sparen, hält Grützmacher aber nicht für richtig. "Wenn es immer heißer wird, wir aber nicht sprengen, dann fehlen uns irgendwann die Stadtbäume", sagt sie. Die Stadt müsse deshalb kreativer werden, zum Beispiel sollte nicht wertvolles Trinkwasser zum Bewässern genutzt werden, sondern Regenwasser.

Regenwasser, das in den nächsten Tagen erstmal nicht in Sicht ist.

Sendung: Abendschau, 09.06.2023, 19:30 Uhr

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