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Video: rbb24 Abendschau | 21.07.2023 | Nachrichten | Quelle: Hannes P. Albert/dpa

45. Parade

Hunderttausende ziehen am Christopher Street Day durch Berlin

Regenbogenfahnen, Glitter, Bässe und Protestplakate: Am Samstag haben mehrere Hunderttausend Menschen am CSD teilgenommen. Trotz dieser Massen gab es laut Polizei während der Parade nur wenige, kleinere Zwischenfälle.

Der Christopher Street Day (CSD) in Berlin ist weitestgehend friedlich verlaufen. Das teilte die Polizei dem rbb in der Nacht zu Sonntag mit. Mehrere Hunderttausend Menschen hatten über den Tag verteilt am Samstag für die Rechte der queeren Community demonstriert.

Nach Polizeiangaben vom Sonntag gab es 84 Strafanzeigen. Das sei jedoch bei einer Menge von mehreren Hunderttausend Teilnehmern nichts Außergewöhnliches, sagte ein Polizeisprecher. Demnach gab es auch keine größeren Zwischenfälle. Unter anderem notierten Polizisten 22 einfache und vier gefährliche Körperverletzungen, sechs Fälle von Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, fünf Drogendelikte und fünf Beleidigungen. Bei den Strafanzeigen geht es laut Polizei teilweise auch um mögliche queerfeindliche Vorfälle, die nun geprüft werden sollen. Zudem sei es vereinzelt zu Handgreiflichkeiten unter Teilnehmenden gekommen.

Eine genaue Teilnehmerzahl war laut Polizei schwierig zu ermitteln, weil der Demonstrationszug sehr langgezogen sei. Sie sicherte die Veranstaltung mit 1.000 Einsatzkräften.

Aufkommen "ähnlich wie im letzten Jahr"

Eine konkrete Teilnehmerzahl wollten auch die Veranstalter auf Nachfrage nicht nennen. "Wir hatten das Gefühl, dass es ähnlich war wie im letzten Jahr, gerade, was die Hauptbühne angeht und den Nollendorfplatz, die neuralgischen Punkte", sagte eine CSD-Sprecherin am Sonntagmorgen. Es seien in jedem Fall mehrere Hunderttausend gewesen. Im vergangenen Jahr hatten sich die Veranstalter auf etwa 600.000 Menschen festgelegt, die Polizei hatte von rund 350.000 gesprochen.

Auch nach Einschätzung der Veranstalter verlief der Tag friedlich. "Uns sind keine Vorfälle bekannt", sagte eine CSD-Sprecherin. In der Nähe der Hauptbühne am Brandenburger Tor sei auch nach Mitternacht noch gefeiert worden, ohne dass es zu Zwischenfällen gekommen sei.

Interview | Queer-Beauftragter Pantisano

"Wir queeren Menschen leben regelmäßig in Angst. Auch in Berlin"

Keine zehn Tage ist Alfonso Pantisano im Amt als erster Berliner Queer-Beauftragter - und hat schon ordentlich Wirbel gemacht. Im Interview spricht er über seine Anzeige gegen Julian Reichelt und wie er den Regierenden zum Gendern ermutigen will.

Tokio Hotel auf der Bühne, Heidi Klum im Graben davor

Die Demo startete in der Leipziger Straße, von dort ging es zunächst zum Potsdamer Platz, dann weiter zum Nollendorfplatz in Schöneberg. Von dort liefen die Demonstrierenden zur Siegessäule über die Straße des 17. Juni zum Brandenburger Tor. Dort fanden dann die Abschlusskundgebungen statt. Was den CSD in diesem Jahr ausgezeichnet habe, sei der politische Charakter. "Unser Statement ist ganz klar: Wir sind nicht zum Spaß auf der Straße, sondern wir sind eine politische Demonstration", so die Sprecherin.

Zum Bühnenprogramm gehörten auch Auftritte der Bands Tokio Hotel und Ton Steine Scherben. Die Konzerte verliefen ohne Zwischenfälle. Noch am Freitag musste Tokio Hotel auf dem Deichbrand-Festival die Bühne nach wenigen Songs verlassen - laut einem Instagram-Beitrag der Organisatoren gab es bei dem Konzert einen "irreparablen technischen Defekt". Die Band zeigte sich "am Boden zerstört".

In Berlin bejubelten die Fans am Samstagabend vor allem Sänger Bill Kaulitz, wie ein Fotograf der Deutschen Presse-Agentur berichtete. Model Heidi Klum, Ehefrau von Gitarrist Tom Kaulitz, stand im Graben vor der Bühne vor dem Brandenburger Tor.

CSD in Berlin

Regierender Bürgermeister Wegner will sexuelle Identität im Grundgesetz verankern

Als erster Regierender Bürgermeister der CDU hat Kai Wegner einen CSD eröffnet und eine Initiative zur Erweiterung des Grundgesetzes angekündigt. Dennoch waren nicht alle Teilnehmer von Wegner begeistert.

Wegner: Senat will Artikel 3 des Grundgesetzes ändern lassen

Der Berliner Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) versprach bei der Eröffnung, sich für eine Erweiterung des Artikels 3 im Grundgesetz einzusetzen. "Meine feste Zusage für diesen Berliner Senat ist: Wir wollen den Artikel 3 des Grundgesetzes ändern. Da muss die sexuelle Identität mit rein. Das ist mein Versprechen", sagte Wegner am Samstag.

Laut dem Grundgesetzartikel darf niemand wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Aus der queeren Community gibt es seit Langem die Forderung, den Artikel zu ergänzen.

Wegner warnte in seiner Eröffnungsrede außerdem vor der zunehmenden Diskriminierung queerer Menschen. Er ist der erste Berliner Regierende Bürgermeister der CDU, der einen CSD - gemeinsam mit Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) - eröffnet hat. Dafür gab es nicht nur Zustimmung: Mehrfach waren laute Buhrufe zu hören, zum Teil auch "Wegner muss weg"-Forderungen.

Regenbogenflagge vor dem Bundeskanzleramt

Bundestagspräsidentin Bas hatet dazu aufgerufen, gemeinsam gegen Diskriminierung aufzustehen. "Wir müssen ein deutliches Zeichen setzen für eine freie, vielfältige, diverse Gesellschaft. Wir haben viel erreicht, aber wir haben noch viel zu tun", sagte Bas. Auch in Deutschland nehme die Diskriminierung zu, "und dagegen müssen wir uns alle wehren und auch gemeinsam dagegen aufstehen und Haltung zeigen", so Bas.

Erinnerung an Aufstand der Homosexuellen-Community in New York

Das Motto des diesjährigen CSD lautete "Be their voice - and ours! für mehr Empathie und Solidarität!". Ziel des zweisprachigen Mottos ist nach Angaben der Veranstalter, auch nicht-deutschsprachige Menschen zu repräsentieren. Alle Identitäten und Lebensformen sollten in einer pluralen Gesellschaft mitbedacht und in ihrer Selbstbestimmung akzeptiert werden, hieß es.

Der Christopher Street Day (CSD) erinnert an einen Aufstand der Homosexuellen-Community im Umfeld der Bar Stonewall Inn in der Christopher Street im New Yorker Stadtteil Greenwich Village, der am 28. Juni 1969 begann. Auslöser waren wiederholte Polizeikontrollen, Übergriffe und anhaltende Diskriminierung.

Die Route des CSD 2023 in Berlin

Quelle: rbb

Sendung: rbb24 Abendschau, 22.07.23, 19:30 Uhr

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