Invasive Insekten
Erneut haben Asiatische Tigermücken in Berlin überwintert und scheinen Kleingartenanlagen in Treptow-Köpenick zu bevorzugen. Das Bezirksamt schickt nun Mitarbeiter in die betroffenen Anlagen, um Bestände der exotischen Tiere aufzuspüren.
Erstmals wurde die Asiatische Tigermücke 2017 in Berlin nachgewiesen. Nach 2021 und 2022 wurde Aedes albopictus, so lautet der wissenschaftliche Name, auch in diesem Jahr wieder in der Hauptstadt festgestellt. Das geht aus einer Antwort der Senatsgesundheitsverwaltung auf eine parlamentarische Anfrage der AfD hervor. "Eine erfolgreiche Überwinterung ist damit belegt und eine dauerhafte Ansiedlung zu befürchten", heißt es weiter.
Nun wurden Eier, Larven oder ausgewachsene Mücken in neun Kleingartenanlagen gefunden, wie eine Sprecherin des Bezirksamts Treptow-Köpenick dem rbb mitteilte. Zuerst hatte die "Berliner Morgenpost" berichtet.
Laut der Sprecherin hat das Gesundheitsamt Treptow-Köpenick auch auf der Seite des Bezirks Neukölln die Maßnahmen und Kontrollen zur Population der Tigermücke übernommen.
Bislang gab es Eierablagen, Larven- und Mückenfunde in folgenden Kleingartenanlagen (KGA):
Das Monitoring sei aber noch nicht abgeschlossen, deshalb könne nicht gesagt werden, ob das Vorkommen größer geworden ist, hieß es. "Wir haben in manchen KGA neue Funde in diesem Jahr, in anderen hingegen noch keine Bestätigung der Population", so die Sprecherin.
Bereits im vergangenen Jahr wurde die Mückenart in einer Kleingartenanlage in Treptow-Köpenick nachgewiesen.
Weil sie kleine Behälter mit stehendem Wasser nutzt, um sich zu vermehren, rät das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) dazu, stehende Wassersammlungen etwa in Eimern oder Gießkannen zu vermeiden. Regentonnen sollten ab Spätsommer mit Moskitonetzen abgedeckt werden. Auf seinen Internetseiten hat die Behörde einen Flyer zur Verfügung gestellt, in dem Kleingärtnerinnen und -gärtnern Empfehlungen zur "Eliminierung von Brutgewässern" der Asiatischen Tigermücke gegeben werden [berlin.de/PDF/download].
Außerdem werden laut Bezirksamt Treptow-Köpenick Kleingärtner auf Infoveranstaltungen oder in persönlichen Gesprächen über Gefahren und erforderliche Maßnahmen informiert. Zudem seien während der Mückensaison Mitarbeiter in den betroffenen Anlagen präsent, "um die Verbreitung der Tigermücke durch Aufklärung und Behandlung der Brutstätten mit Bti (Bacillus thuringiensis israelensis) zu verhindern". Dabei handele es sich um ein biologisches Mittel, das Mückenlarven vernichten soll.
Die Asiatische Tigermücke fällt durch ein schwarz-weiß gestreiftes Muster am ganzen Körper auf. Sie ist mit etwa einem halben bis ganzen Zentimeter im Vergleich zu einheimischen Stechmücken eher klein.
Die exotische Mückenart ist ursprünglich in Süd- und Südostasien heimisch, zunehmend aber auch in Mitteleuropa anzutreffen. Berlin ist bisher der in Deutschland nördlichste Punkt, an dem Asiatische Tigermücken und ihre Vermehrung vor Ort nachgewiesen werden konnten. Sie gilt als potenzielle Überträgerin verschiedener Krankheitserreger wie Dengue-, Chikungunya- oder Zika-Viren.
Mittlerweile gebe es fest etablierte Populationen, sagt Mücken-Expertin Doreen Werner vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF). Neben Berlin sind Tigermücken demnach vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, aber auch in Hessen und Thüringen vorzufinden. Die Saison für Tigermücken startet laut Experten Ende Juni, Anfang Juli und dauere je nach Temperatur bis September, Oktober.
Noch ist hierzulande kein Fall bekannt geworden, bei dem eine Erkrankung durch den Stich einer hier lebenden Tigermücke übertragen wurde - Experten halten das wegen des Klimawandels aber nur für eine Frage der Zeit. In Südfrankreich zum Beispiel wurden schon mehrfach Zika-Infektionen durch dort heimische Tigermücken gemeldet. Nachgewiesene Dengue-Infektionen gab es etwa auf Madeira sowie in Kroatien und Frankreich. Auch Chikungunya-Ausbrüche gab es im Mittelmeerraum bereits.
Die Tigermücke trägt den Krankheitserreger nicht von Natur aus in sich. Somit setze eine Übertragung von Krankheitserregern auf den Menschen laut Senatsgesundheitsverwaltung unter anderem voraus, dass die Mücke vorher einen mit dem Virus infizierten Wirt gestochen hat. Infizierte Wirte können zum Beispiel Reiserückkehrer sein, die sich im Urlaub mit dem Dengue- oder dem Chikungunya-Virus infiziert haben.
Entscheidend ist dabei allerdings nicht allein das Vorkommen der Mücken: Zika-Viren zum Beispiel benötigen Experten zufolge große Hitze, um sich gut in den Mücken vermehren können, mit Temperaturen, die in Deutschland bisher eher selten erreicht werden. Das Dengue-Virus hingegen kann sich auch bei gemäßigten Temperaturen gut in den Mücken vermehren. Der Erreger verursacht langanhaltende Gelenkbeschwerden etwa in der Hand, die oft als rheumatische Erkrankung verkannt werden.
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