Kein Ausstieg aus defektem ICE
Nach einer Odyssee im Fernverkehr der Deutschen Bahn hat sich der Konzern bei Fahrgästen im Rollstuhl entschuldigt. "Wir nehmen die Schilderungen zum Anlass, die Abläufe in diesem besonderen Einzelfall im Hinblick auf die spezifischen Bedarfe mobilitätseingeschränkter Fahrgäste noch einmal aufzuarbeiten", teilte die Bahn am Montag mit. "Für die entstandene Situation der mitreisenden Fahrgäste mit Rollstuhl möchten wir uns in aller Form entschuldigen."
Wegen eines technischen Defekts war ein ICE in Richtung Hannover am Sonntagnachmittag im brandenburgischen Nennhausen (Havelland) gestrandet. Die meisten Fahrgäste konnten den Zug nach einiger Zeit verlassen und in einem anderen ICE ihre Fahrt fortsetzen. Lediglich zwei Fahrgäste im Rollstuhl, darunter der niedersächsische SPD-Landtagsabgeordnete Constantin Grosch, und eine Begleitperson mussten im kaputten ICE sitzen bleiben.
Der Grund: An dem Regionalbahnhof in Nennhausen habe es keinen Hublift gegeben, über den sie den Zug hätten verlassen können, schrieb Grosch auf Twitter. Die Bahn verwies auf Anfrage auf die eigenen Vorschriften, die es zum Schutz der Fahrgäste und aus versicherungstechnischen Gründen unmöglich machten, den Kunden auf andere Weise aus dem Zug zu helfen.
Der defekte ICE konnte Groschs Schilderungen zufolge schließlich nach Stendal fahren, wo die Mitarbeiter erst unter seiner Anleitung einen Hublift hätten einsetzen können, um die Fahrgäste aus dem Zug zu holen. "Wir sollen um 17 Uhr in Hannover ankommen. Zwei Stunden später als geplant und circa eine Stunde später, als die anderen gestrandeten Fahrgäste", schrieb Grosch auf Twitter.
Sendung: Antenne Brandenburg, 24.07.2023, 15:25 Uhr
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