Gewalt in Berliner Bädern
Erneute Gewalttat in einem Berliner Freibad: Im Prinzenbad wurde ein 32-Jähriger am Sonntagabend von einem 15-Jährigen bewusstlos geschlagen. Das Sommerbad Neukölln öffnete unterdessen nach einwöchiger Pause wieder.
Im Sommerbad Kreuzberg ist es am frühen Sonntagabend zu einer gewaltsamen Auseinandersetzung gekommen. Das bestätigte ein Sprecher der Berliner Polizei dem rbb am Montagmorgen. Polizeibeamte mussten demnach eingreifen.
Es soll in dem Bad in der Prinzenstraße gegen 18 Uhr zu einem Streit zwischen einem Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes und fünf Personen gekommen sein, wie der Sprecher weiter erklärte. In einer Mitteilung der Polizei ist von "einer Auseinandersetzung zwischen zwei Personengruppen" die Rede. Zuvor hatte der "Tagesspiegel" berichtet.
Ersten Erkenntnissen zufolge hat ein 32-jähriger Badegast versucht, die Parteien zu trennen. Ein 15 Jahre alter Tatverdächtiger soll ihm daraufhin mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben. Der 32-Jährige habe das Bewusstsein verloren und sei zu Boden gegangen, hieß es weiter. Zwei weitere Personen hätten dann mehrfach auf ihn eingeschlagen und eingetreten.
Der Schlichter habe sich Verletzungen im Kopf- und Oberkörperbereich zugezogen. Nach Angaben der Polizei wurde er zur ambulanten Behandlung in ein Krankenhaus gebracht.
Der 15-jährige Tatverdächtige sei vor Ort festgenommen worden. Er sei später seiner Familie übergeben worden. "Ein zweiter, ebenfalls 15 Jahre alter Tatverdächtiger konnte namhaft gemacht werden", teilte die Polizei weiter mit. Gegen sie werde wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt, konkretisierte der Polizeisprecher. Der dritte Angreifer sei unerkannt vom Tatort geflüchtet.
Neben diesem Ereignis habe man am Wochenende in den Berliner Sommerbädern aber keine außergewöhnlichen Beobachtungen gemacht, sagte er weiter. "Wir haben mit mobilen Wachen vor manchen Bädern Präsenz gezeigt. Es gab dort keine Auffälligkeiten." Wieviele Polizeikräfte am Wochenende für die Berliner Sommerbäder abgestellt wurden, konnte er nicht sagen.
Nach mehreren Gewaltfällen in den vergangenen Wochen gilt seit dem Wochenende in Berlins Sommerbädern eine Ausweispflicht. Am Samstag bildeten sich angesichts sehr hoher Temperaturen lange Wartschlangen vor den Eingängen. Mancherorts, darunter in Pankow, am Insulaner und in der Seestraße, konnten nachmittags keine weiteren Gäste mehr die Bäder betreten. Streng kontrolliert wurde der Lichtbildausweis dpa-Reportern zufolge beim Einlass indes nicht.
Die Berliner Bäderbetriebe teilten am Montag mit, das erste Wochenende mit Ausweispflicht in den Schwimmbädern sei positiv verlaufen. Die Kundinnen und Kunden hätten "überwiegend viel Verständnis für die Maßnahme" gezeigt.
Die Ausweispflicht sei zunächst "noch kulant gehandhabt worden", hieß es in der Mitteilung weiter. Das werde sich nach einer Übergangsfrist von einigen Tagen jedoch ändern. Darüber hinaus sind weitere Maßnahmen in Arbeit, um einen personalisierten Eintritt in die Berliner Freibäder einzuführen. Welche genau das sind, blieb unklar.
Die Berliner Datenschutzbeauftragte Meike Kamp will die neuen Sicherheitsvorkehrungen für Freibäder kritisch unter die Lupe nehmen. Sie werde sowohl die seit dem Wochenende praktizierte Ausweispflicht als auch die geplante Videoüberwachung an den Eingängen von Columbia- und Prinzenbad "datenschutzrechtlich prüfen", sagte Kamp am Montag der Deutschen Presse-Agentur, nachdem sie sich gegenüber dem Portal netzpolitik.org zuvor ähnlich geäußert hatte. Die Überprüfung betreffe unter anderem den konkreten Zweck und die Eignung der Maßnahme sowie die Art der Datenverarbeitung.
"Grundsätzlich gilt, dass die Sicherheit in den Freibädern für alle Gäste zu gewährleisten ist, aber die Wahl der Mittel zur Gewährleistung dieser Sicherheit gesetzlich zulässig und
verhältnismäßig sein muss", so Kamp. "Bei der Prüfung der Verhältnismäßigkeit ist auch das Grundrecht der Badegäste auf ihre informationelle Selbstbestimmung zu beachten." Zu prüfen sei deshalb, ob Videoüberwachung oder Ausweispflicht geeignet, erforderlich und angemessen seien, um die angestrebte Sicherheit in den Freibädern zu erreichen.
Unterdessen hat nach einer rund einwöchigen Schließung das Sommerbad Neukölln auf dem Columbiadamm am Montagmorgen wieder die Tore geöffnet. Nach einer gewaltsamen Auseinandersetzung am Sonntag vor einer Woche war das Freibad vorläufig geschlossen worden. Zu viele Beschäftigte hatte sich krank gemeldet.
Die jüngsten gewaltsamen Auseinandersetzungen in den vergangenen Wochen in manchen Berliner Sommerbädern hatten in der vergangenen Woche eine neue politische Debatte ausgelöst. Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und Innensenatorin Iris Spranger (SPD) hatten sich auf neue Maßnahmen in den Schwimmbädern verständigt. Dazu zählen eine Ausweispflicht sowie mobile Polizeiwachen vor drei Bädern.
Der designierte Generalsekretär der Bundes-CDU, Carsten Linnemann, forderte die konsequente Bestrafung von Gewalttätern noch am Tattag. Der Richterbund wandte ein, ohne zusätzliches Personal sei das nicht zu leisten.
Sendung: rbb24 Inforadio, 17.07.2023, 9 Uhr
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