Das ICC ist zu und zum Busbahnhof kommt man besser oberirdisch: Der ICC-Tunnel verfällt. Und er hat ein Hygieneproblem. Nun hat sich die Verkehrsverwaltung entschieden, den Tunnel zu schließen und die Fußgänger über Ampeln zu leiten.
Der Fußgängertunnel am ehemaligen Kongresszentrum ICC soll geschlossen werden. Das teilte die Verkehrsverwaltung auf Nachfrage des rbb mit. Zuerst hatte der "Tagesspiegel" [Bezahlschranke] berichtet.
Ampel statt Treppe
Geplant sei, den Fußgängerverkehr "künftig oberirdisch abzuwickeln und die Anlage außer Betrieb zu nehmen", so eine Sprecherin. Bislang fehlen an der großen Kreuzung von Messedamm, Masurenallee und Kantstraße Ampeln für Fußgänger. Zudem würden Instandhaltungs- und Reinigungskosten sinken.
Kaputte Rolltreppen, beschmierte Hinweisschilder, defekte Lampen und Aufzüge: Der Tunnel aus den 70er Jahren ist schon seit geraumer Zeit in einem schlechten Zustand. Darüber hinaus sind die unterirdischen Gänge vermüllt.
Einen Zeitplan für die Schließung des Tunnels gibt es laut Verkehrsverwaltung nicht.
Das Tunnelgelände steht unter Denkmalschutz und war in der Vergangenheit Kulisse für diverse Filmaufnahmen, darunter Hollywood-Produktionen wie "Die Bourne Verschwörung" und "Die Tribute von Panem".
Tunnel führte bei Special Olympics zu Problemen
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Der Regierende schreibt einem Bürger
Dass der ICC-Fußgängertunnel geschlossen werden soll, hatte Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) per Brief einem Bürger mitgeteilt, der sich über den Zustand des Gebäudes beschwert hatte. In dem Antwortschreiben, das dem rbb vorliegt, heißt es, dass die Kreuzung ohnehin umgebaut werden müsse, "denn die Dimension und die bauliche Ausgestaltung des Knotenpunktes basiert auf den mittlerweile überkommenen Planungsphilosophien der autogerechten Stadt und sind heute nicht mehr zeitgemäß".
Die Passerelle sei ohnehin nicht barrierefrei nutzbar und verursache Unterhaltskosten von 350.000 Euro im Jahr. "Deshalb wird die Schließung auch vom Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf befürwortet, um die Modernisierung der Kreuzung zwischen ZOB, ICC und Messe vorantreiben zu können", heißt es in Wegners Brief weiter.
Der in den vergangenen Jahren meist sehr schmutzige Zustand hängt unter anderem auch damit zusammen, dass das ICC nicht mehr als Kongresszentrum genutzt wird und darum auch die Zugänge kaum Fußgängerverkehr haben. Der Tunnel verdreckt.
Der Senat hatte im Winter angekündigt, das stillgelegte ICC zum Kunst- und Kulturzentrum entwickeln zu lassen. Allerdings soll allein das Vergabeverfahren noch bis 2026 dauern und für den Abschluss der Sanierung wurde bislang noch kein Zeitplan verabschiedet. Zuletzt hieß es, für die Sanierung sei ein höherer dreistelliger Millionenbetrag nötig, an dem sich der Senat noch mit 200 Millionen Euro beteiligen wollte. Allerdings hatte der Senat diesen Betrag nicht mehr im Haushalt bilanziert. Zudem stammt diese Kalkulation des Senats für einen Zuschuss noch aus Zeiten vor der Explosion viele Preise und auch der der Baukosten.