Streit um Lärm - Späti-Betreiber kritisieren in Pankow geplantes Stühleverbot
Der Berliner Bezirk Pankow will Stühle und Tische vor Spätis verbieten. Grund seien Beschwerden von Anwohnern über Lärm. Betreiber der Läden sehen das kritisch - und wollen selbst für Ruhe vor ihren Geschäften sorgen.
Sich abends noch schnell auf ein Bier vor den Späti setzen: In Pankow soll das bald nicht mehr möglich sein. Der Bezirk will nämlich Tische und Stühle vor den Kiosken verbieten. Laut Bezirk haben sich immer wieder Anwohner über abendlichen Lärm beschwert.
"Es geht um Menschen, die Schlaf brauchen, weil sie im Schichtdienst arbeiten. Und um Fälle, wo nicht die Toilette im Spätkauf aufgesucht wird, sondern wo man sich an Hauseingängen erleichtert", begründet Ordnungsstadträtin Manuela Anders-Granitzki (CDU) die Entscheidung in der "Berliner Morgenpost" [Bezahlinhalt].
Zu weiteren Details wollte sich der Bezirk gegenüber dem rbb nicht äußern. Bei Betreibern und Gästen der Spätis kommt der Plan - wie nicht anders zu erwarten - gar nicht gut an.
"Dieser Plan ist reiner Schwachsinn!"
"Wieso ist die Lautstärke vor Kneipen kein Problem, vor Spätis aber schon", fragt Arthur, der als Minijobber in einem Pankower Späti arbeitet. Er sieht schon länger Probleme für seine Branche. "Spätis sind doch eigentlich dafür da, dass man 24/7 einkaufen kann. Auch Sonntags. Schon das ist immer weiter beschnitten worden. Das ist alles Schikane." Er habe das Gefühl, dass Berlin seine Späti-Vielfalt nach und nach abschaffen wolle.
Mit seiner Kritik ist er nicht alleine. "Dieser Plan ist reiner Schwachsinn", schimpft Ibo. Er betreibt einen Spätkauf in Prenzlauer Berg und kann das Problem nicht verstehen. "Ich habe sehr viele Stammkunden. Die sitzen bei mir fast täglich auf den Bänken und trinken ihr Bierchen." Probleme mit Nachbarn gebe es hingegen keine. "Zu denen habe ich einen guten Draht. Und wenn es vor meinem Laden zu laut wird, dann baue ich die Tische einfach selbst um 22 Uhr ab."
Späti-Betreiber fürchten um Kundschaft
Hafiza ist dagegen erst seit Kurzem in der Branche. Seit einem halben Jahr verkauft sie Bier, Tabak, Süßigkeiten in einem Pankower Späti. "Für die Kunden wäre das schlecht", sagt sie zu den Verbotsplänen. "Wenn sie ein kaltes Getränk kaufen, wollen sie sich auch hinsetzen und in Ruhe trinken."
Und was sagen die Kunden selbst? Jannes sitzt regelmäßig vor einem Späti in Pankow. "Das ist einfach angenehm. Man hat einen Tisch, kann Karten spielen oder Schach", sagt er. Aber die Gemütlichkeit ist nicht der einzige Grund, wieso er immer wieder kommt. "Es gibt hier billiges Bier. In eine Kneipe zu gehen, wäre für mich zu teuer." Jannes findet den Plan des Bezirks deshalb "doof". "Das würde auch die Stadt treffen”, sagt er, "Viele Leute kommen ja her, weil man einfach entspannt auf ner Bank vorm Späti sitzen kann."
Sendung: rbb24 Abendschau, 14.07.2023, 19.30 Uhr