Berliner Großaquarium
Die Eigentümergesellschaft des Aquadoms hat dem rbb erste Erkenntnisse aus dem Gutachten mitgeteilt, das die Ursache für das Bersten des Zylinders liefern soll. Die Staatsanwaltschaft wartet noch auf das Gutachten - und kündigt eine Prüfung an. Von Anja Herr
Monatelang wurden die Scherben des Aquadoms in einer Halle in Brandenburg zusammengesetzt. Das Ziel: In einem von der Eigentümergesellschaft Union Investment in Auftrag gegebenen Gutachten sollte geklärt werden, warum das Großaquarium geplatzt ist.
Seit zwei Wochen liegen nun die Erkenntnisse in Form eines schriftlichen Gutachtens vor, wie Union Investment dem rbb mitteilte. "Das Gutachten schließt, wie schon vermutet, eine gezielte und mutwillige Fremdeinwirkung – wie z.B. einen Pistolenschuss – als Ursache der Havarie aus", teilte ein Sprecher dem rbb mit.
Der Staatsanwaltschaft liegt das Gutachten indes noch nicht vor. Deshalb könne man die Aussage, eine gezielte Fremdeinwirkung könne ausgeschlossen werden, derzeit nicht bestätigen, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Sebastian Büchner, dem rbb.
Er betonte zudem, man werde dem Gutachten nicht blind vertrauen, da es sich um ein Privatgutachten handle. "Das ist kein Sachverständiger, der von der Staatsanwaltschaft beauftragt wurde und hier bekannt ist, und deshalb werden wir dann natürlich auch - wenn es verfahrensrelevant ist - dieses Gutachten nochmal selbstständig überprüfen müssen", sagte Büchner. Sollte das, was in diesem Gutachten abgefasst ist, nicht überzeugen, müssten die Kollegen weitere Ermittlungsmaßnahmen ergreifen.
Bei dem Vorfall wurden drei Menschen verletzt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt deshalb wegen fahrlässiger Körperverletzung, bislang gegen Unbekannt. Die Verletzten haben selbst keinen Strafantrag gestellt, dennoch wurde das Verfahren eingeleitet.
Bei der Suche nach der Ursache wurden auch Videoaufzeichnungen aus Überwachungskameras ausgewertet. Nach Informationen des rbb ist im Gebäude allerdings keine Kamera auf den Aquadom gerichtet. Auf Basis der Aufzeichnungen kann ein Fremdverschulden deshalb nicht ausgeschlossen werden.
Bislang gebe es allerdings keinerlei Hinweise, die auf Sabotage hindeuten. "Die wahrscheinlichste Ermittlungshypothese wären in der Tat im Augenblick irgendwelche Materialschäden, die sich da verwirklicht haben", sagte Büchner dem rbb.
Das Dom Aquarée in Mitte ist weiterhin gezeichnet von der Katastrophe im Dezember. Damals war das bis dato größte zylindrische Aquarium der Welt geplatzt. 1.500 Fische verendeten auf tragische Weise. 8 Läden und Einrichtungen sind weiterhin geschlossen – darunter auch das Radisson Collection Hotel. "Wir halten am Standort fest und werden das Hotel wieder eröffnen", teilte es mit. Allerdings rechne man nicht mit einer Wiedereröffnung vor dem 3. Quartal 2024. Ebenso weiterhin geschlossen sind derzeit Ampelmann, Lindt, FreyWille, Pylones, TOTS, Shimai und Andy‘s Diner.
Wieder geöffnet sind mittlerweile das Sealife, das DDR-Museum, Bayerische Spreestuben, East, Peretti, Bandys Curry und Bandys Eis.
Im Oktober will Union Investment voraussichtlich die gesamten Erkenntnisse des Gutachtens bekanntgeben. Zuvor sei eine sorgfältige rechtliche Prüfung insbesondere auf Versicherungsbelange nötig, hieß es.
Update 25.08.2023, 13 Uhr: Nach Veröffentlichung des Beitrags wies ein Sprecher von Union Investment den rbb am Freitagmorgen in einer E-Mail darauf hin, dass die schriftliche Version des Gutachtens - anders als zunächst explizit mitgeteilt- doch noch nicht vorliege. Man bitte die "unpräzise Kommunikation" zu entschuldigen.
Sendung: rbb24 Abendschau, 25.8.2023, 19:30 Uhr
Beitrag von Anja Herr
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