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Audio: rbb24 Inforadio | 30.08.2023 | Patrik Buchmüller | Quelle: dpa/F.Hammerschmidt

Deutschlandweiter Vergleich

Bildungsniveau in Berlin und Brandenburg laut Studie besonders schlecht

Der "Bildungsmonitor 2023" stellt Berlin und Brandenburg ein schlechtes Zeugnis aus. In einem deutschlandweiten Vergleich des Bildungsniveaus stehen beide Bundesländer zusammen mit Bremen an letzter Stelle.

Das Bildungsniveau in Berlin und Brandenburg ist im deutschlandweiten Vergleich schlecht. Das geht aus einer Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) hervor, die am Mittwoch veröffentlicht wurde. Demnach stehen Berlin (39,2 Punkte) und Brandenburg (39,4) im "Bildungsmonitor 2023" [insm-bildungsmonitor.de] zusammen mit Bremen (36,4) am Ende des Rankings.

Willkommensklassen fehlen

1.120 neu zugewanderte Kinder in Berlin haben keinen Schulplatz

Mehr als 1.000 neu zugewanderte Kinder in Berlin sind ohne Schulplatz. Es fehlt an Räumen und Lehrpersonal für Willkommensklassen. Doch auch denen, die einen Platz ergattern konnten, fehlt es an Förderung - was am Ende die Schulen gesamt belastet. Von Anna Corves und Freya Reiß

Berlin: Viele Jugendliche ohne Ausbildungsplatz

Berlin weist laut Studie in den Handlungsfeldern Betreuungsbedingungen, Input-Effizienz, Förderinfrastruktur und Internationalisierung Stärken auf:

Verbesserungspotenzial bestehe in Berlin in den Handlungsfeldern Berufliche Bildung, Bildungsarmut, Schulqualität und Integration, heißt es:

Brandenburg: Hoher Anteil verspätet eingeschulter Kinder

Brandenburg hat gemäß der Studienergebnisse Stärken in den Handlungsfeldern Integration und Internationalisierung:

Schulstart am Montag

In Berlin und Brandenburg fehlen immer noch Lehrkräfte

Nach den Sommerferien starten 700.000 neue Schülerinnen und Schüler in das neue Schuljahr - und es fehlen immer noch Lehrkräfte. Berlins Bildungssenatorin Günther-Wünsch will freie Lehrerstellen mit Personal aus anderen Berufsgruppen besetzen.

Deutliches Verbesserungspotenzial bestehe vor allem bei den Bereichen Hochschule/MINT, Digitalisierung, Forschungsorientierung und Zeiteffizienz:

Bildungsniveau hat sich dramatisch verschlechtert

Generell habe sich das Bildungsniveau in Deutschland in den vergangenen Jahren dramatisch verschlechtert, heißt es. Vor allem in Sachen Schulqualität, Integration und Bildungsarmut gebe es negative Entwicklungen, hält der "Bildungsmonitor 2023" der "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft" (INSM) fest.

Im Langzeitvergleich ist das Bildungsniveau bis 2013 in vielen Felder gewachsen, dann allerdings kontinuierlich zurückgegangen. Dabei habe sich die Abhängigkeit von Bildungserfolg und sozialer Herkunft vertieft. Der Monitor, der zum 20. Mal erschienen ist, vergleicht die Bildung anhand verschiedener Indikatoren wie Lernerfolg, Bildungsinfrastruktur oder Betreuungsrelation.

Einen Grund für die Entwicklung sieht IW-Studienautor Axel Plünnecke darin, dass Kitas und Schulen "noch keine gute Antwort darauf gefunden haben, dass die Schülerschaft in den vergangenen Jahren deutlich heterogener wurde". So seien die Ergebnisse von Kindern aus bildungsfernen Haushalten oder mit Migrationshintergrund besonders stark gesunken.

Leichte Verbesserungen beim Ausbau frühkindlicher Bildung, der Ganztagsinfrastruktur sowie der Betreuungsrelation konnten dies laut Studie nicht ausgleichen. "Es fehlt an Qualität beim Ganztag und an gezielter Förderung", so Plünnecke.

Sachsen, Bayern und Thüringen schneiden am besten ab

Im aktuellen Ländervergleich schneiden Sachsen (63,4), Bayern (57,9) und Thüringen (55,3) erneut am besten ab. Allerdings sank in den beiden östlichen Bundesländern das Bildungsniveau gegenüber dem Vorjahr und stieg nur in Bayern "minimal" . Danach folgen Hamburg, Baden-Württemberg und das Saarland, sowie ein "breites Mittelfeld". Gegenüber 2013 hat Baden-Württemberg (-9,6 Punkte) im Ländervergleich am stärksten verloren.

Die Durchschnittswerte im Lesen und Zuhören bei Viertklässlern lagen im Langzeitvergleich 2021 im Bundesdurchschnitt auf dem Niveau des schlechtesten Bundeslandes Bremen im Jahr 2011.

Mittlerer Schulabschluss durch Versetzung

Berlin schafft MSA-Prüfungen an Gymnasien ab

Die Forscher des IW forderten den Ausbau frühkindlicher Bildung, mehr Selbstbestimmung für Schulen, jährliche bundesweite Vergleichsarbeiten in allen Klassenstufen sowie die gezielte Förderung von Schülern und mehr hochwertige Ganztagsangebote. INSM-Geschäftsführer Thorsten Alsleben beklagte, dass Deutschland in der Bildungspolitik den Anschluss an die Weltspitze verliere. Besonders kritisch seien dabei die mangelnden Sprachkenntnisse in der Grundschule. Er verlangte eine Vorschulpflicht für alle Kinder, die schlecht Deutsch sprechen.

"Bildungsmonitor" stand immer mal in der Kritik

Der "Bildungsmonitor" stand in den vergangenen Jahren immer mal wieder in der Kritik - 2019 äußerte sich auch der Deutsche Lehrerverband kritisch: Das sei keine Studie im eigentlichen Sinn, sondern beurteile Bildungssysteme nach den Vorstellungen der Wirtschaft, sagte Heinz-Peter Meidinger damals als Verbandspräsident.

Bereits im Jahr 2014 hatte Rosemarie Hein (Die Linke) den Bildungsmonitor als "zu einseitig" kritisiert. Inklusion oder die allgemeine Weiterbildung kommt darin demnach überhaupt nicht vor. Auch die Schulqualität und Förderkompetenz würden sehr einseitig bewertet, sagte die Bildungsexpertin.

Die Organisation INSM, in deren Auftrag die Studie erstellt wurde, wird nach eigenen Angaben von den Arbeitgeberverbänden der Metall- und Elektroindustrie finanziert.

 

Sendung: rbb24 Inforadio, 30.08.2023, 10:20 Uhr

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