Fragen und Antworten
Wenn es nach dem Urlaub ständig juckt, könnten Bettwanzen im Gepäck mitgereist sein. Die kleinen Insekten werden meist eingeschleppt. In der Reisestadt Berlin hat die Jagd auf Bettwanzen Konjunktur. Sie loszuwerden, ist nicht leicht. Von Ursula Stamm
Immer häufiger ziehen Schädlingsbekämpfer in Berlin los, um Jagd auf Bettwanzen zu machen. Tourismus, Reisen und der Handel, vor allem mit Gebrauchtwaren, gehören zu den Gründen, dass Bettwanzen hier vermehrt auftreten. Hinzu kommt, dass Mittel zur Insektenbekämpfung zurückhaltender eingesetzt werden. Gleichzeitig entwickeln aber auch immer mehr Bettwanzen Resistenzen gegen Insektizide.
Die Bettwanze, lateinisch Cimex lectularius, ist ein fünf bis acht Millimeter großes Insekt, das sich vom Blut ihrer Wirte ernährt. Hauptwirt ist der Mensch. Aber auch Haustiere, Fledermäuse und Vögel dienen den Tieren als Nahrungsquelle. Bettwanzen können über mehrere Monate ohne Nahrung auskommen. Das macht ihre Bekämpfung schwierig, zumal sie sich gut verstecken: hinter Fußbodenleisten, Lichtschaltern, Möbelfugen, Lattenrosten oder Matratzen.
Die Tiere verströmen Duftstoffe, die ihre Artgenossen anlocken. Deshalb kann eine einzige Wanze ausreichen, um ein ganzes Schlafzimmer zu besiedeln. Bei starkem Bettwanzenbefall kann man diesen Geruch nach Bittermandel deutlich wahrnehmen.
Das ist gar nicht so einfach, weil Bisse von Bettwanzen ähnlich aussehen können wie Mücken- oder Flohstiche. Typisch ist, dass ihre Bisse an unbedeckten Körperteilen auftreten und oftmals in einer Reihe hintereinander liegen, weshalb man auch von "Bettwanzenstraßen" spricht. Nicht immer erfolgt die Hautreaktion sofort, es kann bis zu einer Woche dauern, bis sich die rötlichen Quaddeln bilden.
"Bei wiederholten Wanzenstichen können Reaktionen an der Haut, die zunächst sehr gering ausgefallen sind, immer heftiger werden. Es können sehr stark juckende Quaddeln auftreten, die wegen des starken Juckreizes dann auch aufgekratzt werden. Dadurch kann es auch zu bakteriellen Infektionen an der Haut kommen. Bei sehr vielen Wanzenstichen können auch andere körperliche Symptome auftreten, wie Unwohlsein und Übelkeit", sagt Hautarzt Martin Miehe aus Berlin-Tegel.
Da Bettwanzen nur wenige Millimeter groß sind, erkennt man sie mit bloßem Auge nur schwer. Hinzu kommt, dass sie sich tagsüber gut verstecken und eher nachts aktiv sind. Was zu sehen ist, sind ihre Kotspuren oder ihre Häutungshüllen; sie finden sich häufig an Matratzenrändern, aber auch an Steckdosen und Lichtschaltern. Wer gebissen wurde, hat manchmal auch kleine Blutflecken an der Kleidung oder der Bettwäsche. Solange der Befall nicht wirklich stark ist, kann oftmals nur ein professioneller Schädlingsbekämpfer das wahre Ausmaß feststellen.
Nein, sagt der Berliner Schädlingsbekämpfer Mario Heising. "Wir haben das Phänomen, dass eher reiche Leute diese Probleme haben. Allerdings auch Ärmere, die auf Sachspenden angewiesen sind, die gebrauchte Gegenstände und gebrauchte Möbel nehmen müssen. Aber ein großer Teil unserer Klientel sind wirklich Leute, die viel reisen und auch geschäftlich viel auf Reisen sind."
Auf Reisen sollte man seinen Koffer nicht auf das Bett stellen, sondern ausräumen und dann verschlossen im Raum abstellen. Ein genauer Blick auf das Bett und die Matratze lohnen sich auf jeden Fall; besteht der Verdacht, dass Bettwanzen im Zimmer sind, hat man das Anrecht auf ein anderes Zimmer.
Wieder zuhause angekommen, sollte man den Koffer über der Badewanne oder der Dusche ausschütteln, so kann man die Bettwanzen besser erkennen. Die Reisekleidung sollte man bei mindestens 60 Grad waschen. Andere Gegenstände kann man für drei Tage bei minus 18 Grad ins Gefrierfach oder die Kühltruhe legen.
Befallene Gegenstände sollte man in eine Plastiktüte tun und fest mit Klebeband verschließen, bevor man sie in den Müll gibt.
Wer gern Second Hand einkauft und sich vor dem Einschleppen von Bettwanzen schützen will, kann kleinere Gegenstände ebenfalls für drei Tage in die Tiefkühltruhe tun. Größere, hitzeunempfindliche Gegenstände können im Backofen (oder der Sauna, falls vorhanden) bei mindestens 55 Grad Celsius behandelt werden. Auf diese Weise werden sowohl die Wanzen als auch deren Eier abgetötet.
Das gelingt meist nur mit Hilfe eines professionellen Schädlingsbekämpfers. Der wird zunächst feststellen, ob es sich wirklich um einen Befall mit Bettwanzen handelt. Denn zur Bekämpfung werden in der Regel Insektizide eingesetzt, die auch der Gesundheit der Bewohner und Bewohnerinnen schaden können. Vor allem Menschen, die unter Asthma und Atemwegserkrankungen leiden, sollten das rechtzeitig mitteilen, damit die Schädlingsbekämpfer eventuell auf andere Methoden zurückgreifen können, wie etwa eine Wärmebehandlung.
Die Kosten für die Schädlingsbekämpfung müssen in der Regel der Mieter oder die Mieterin zahlen. Pro Einsatz muss man mit 200 bis 300 Euro rechnen; meist finden zwei Einsätze innerhalb von mehreren Wochen statt.
Gegen den Juckreiz helfen Umschläge mit kaltem Wasser oder ein in ein Geschirrtuch gewickeltes Coolpack. In der Apotheke gibt es zudem kühlende Gels, Antihistaminika als Tabletten, die auch bei Allergien eingenommen werden, sowie milde Cortison Cremes, die frei verkäuflich sind. Bei starken Stichreaktionen sollte man zum Hautarzt gehen, der dann auch stärkere Cortison Cremes auf Rezept verschreiben kann. Hat sich ein Biss entzündet und ist es zu einer bakteriellen Infektion gekommen, verschreibt der Arzt oder die Ärztin eventuell ein Antibiotikum.
Nicht immer müssen es chemische Arzneimittel sein. "Man kann mit Hausmitteln versuchen, dagegen vorzugehen, zum Beispiel indem man Zwiebelscheiben oder eine Zink-Schüttelmixtur auf die Haut aufträgt", rät Hautarzt Martin Miehe.
Nein, in dem Sinne, dass sie keine gefährlichen Krankheiten übertragen wie etwa Zecken die Borreliose oder die Frühsommer-Meningozephalitis (FSME). Allerdings kann ein Befall mit Bettwanzen sehr belastend sein, weil er in der Regel den persönlichen Rückzugsbereich wie das Schlafzimmer betrifft. Das kann zu Schlafstörungen, bis hin zu Angstzuständen führen. Auch der Einsatz von Insektiziden zur Schädlingsbekämpfung im Wohn- und Schlafbereich kann zu gesundheitlichen Belastungen der Bewohner führen. Ausführliche Informationen bietet das Umweltbundesamt an.
Sendung: rbb24 Inforadio, 07.08.2023, 14:25 Uhr
Beitrag von Ursula Stamm
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