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Audio: rbb24 Inforadio | 31.08.2023 | Matthias Bartsch | Quelle: dpa/B.v.Jutrzcenka

Berliner Zoo

Eine Feier mit einem Hauch Wehmut

Die beiden Panda-Brüder im Berliner Zoo feiern ihren vierten Geburtstag. Es dürfte der letzte in Berlin sein. Denn eigentlich sollten Pit und Paule längst in China leben. Von Matthias Bartsch

Dass heute irgendetwas anders läuft, haben Pit und Paule schnell bemerkt. Da wo sonst im Panda-House der Bambus zum Frühstück ausliegt, herrscht gähnende Leere. Also schnell nach draußen, und schon haben die beiden Panda-Bären den Geburtstagskuchen entdeckt. Eine mehrstöckige Eistorte, bestückt mit Karotten und Äpfeln, zusätzlich garniert mit einer scharlachroten "4" aus Rote-Beete-Saft. Mit sichtlicher Begeisterung verspeisen die Pandas ihre Geburtstagsüberraschung, balgen noch ein bisschen miteinander, um dann auf zwei Äste zu klettern und in den nächsten zwei Stunden das zu tun, was Pandas generell nach Mahlzeiten machen - ein Nickerchen halten.

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80 Kilogramm in vier Jahren

Bei ihrer Geburt am 31. August 2019 wogen Pit und Paule kaum mehr als eine Tafel Schokolade. Vier Jahr später bringen sie jeweils um die 80 Kilogramm auf die Waage. Sie sind die ersten und bislang einzigen Großen Pandas, die in Deutschland zur Welt gekommen sind. Der Hype um die seltenen Tiere übertraf sogar den Rummel um den 2011 verstorbenen Eisbären Knut, dessen Geburt im Berliner Zoo weltweit für Begeisterung sorgte. 2007, als das Eisbärjunge geboren wurde, zählte der Zoo 3,2 Millionen Besucher.

Nach der Geburt von Pit und Paule vor drei Jahren kamen 3,6 Millionen Besucher. Beide Jahre lagen deutlich über den Durchschnittsjahren. Eine Zoosprecherin will die Zahlen nicht eindeutig auf die Pandas zurückführen, da es keine entsprechende Befragung der Besucher gibt. Der Trubel am Panda Garden am Geburtstag der beiden Jungtiere lässt aber erahnen, dass die Pandas sehr wohl eine wichtige Rolle für den Zoologischen Garten spielen.

Das Ende naht unweigerlich

Vorne am Eingang zum Panda-Garden drängen sich die Besucher. Neben Berlinerinnen und Berlinern sind viele Touristen unter ihnen - auch aus China. Ein chinesischer Kameramann und eine Journalistin interviewen eine Landsfrau, die begeistert auf den Pandabären zeigt, der auf einem Ast alle viere von sich streckt.

Dass Pit und Paule nicht mehr lange im Berliner Zoo leben werden, hat sich auch unter den Besuchern rumgesprochen. "Das wäre doch echt schade, wenn sie weg sind", sagt Rosemarie Möller. "Die beiden sind doch eine Attraktion. Letztens war ich mit meiner Enkelin hier. Die war hin und weg. Wo kann man solche Tiere denn sonst erleben?"

Doch Pit und Paule werden wohl in den kommenden Monaten in die Aufzucht- und Forschungsstation im chinesischen Chengdu umziehen. So sieht es der Vertrag mit den chinesischen Geschäftspartnern vor. Nicht nur die erwachsenen Tiere, auch der im Ausland geborene Nachwuchs gehören China.

Die Corona-Pandemie sorgte dafür, dass die beiden Pandas noch in Berlin leben. "Durch die Reiseeinschränkungen und die Quarantänemaßnahmen ist bei den weltweiten Rückführungen eine Art 'Stau' entstanden", sagt Zoo-Direktor Andreas Knieriem. "Wir gehen davon aus, dass es keinen fünften Geburtstag mehr hier in Berlin geben wird."

Pandabären als politisches Druckmittel

Nach ihrer Geburt wurden die Panda-Babys Meng Xiang (ersehnter Traum) und Meng Yuan (erfüllter Traum) getauft. Weil den Berlinerinnen und Berlinern die Aussprache schwerfiel und aus deutscher Sicht der Unterschied kaum auffiel, wurden die Pandas kurzerhand zu Pit und Paule.

Wenn die beiden Berlin verlassen, bleiben dem Berliner Zoo noch ihre Eltern, Meng Meng und Jiao Qing. Sie kamen 2017 als Leihgabe für eine Million Euro pro Jahr nach Berlin. Für die beiden Tiere errichtete der Berliner Zoo extra den Panda-Garden, eine 5.000 Quadratmeter große Anlage mit steinernem Bachlauf, Felsenpool, Kletterbäumen, Höhlen und Schaukeln. Kostenpunkt: 10 Millionen Euro.

Nur wenige Zoos in Europa dürfen sich über Große Pandabären als Besuchermagnet freuen. Das "Land der Mitte" überlässt die Bären aus eigener Zucht nur ausgewählten Ländern. Experten sprechen auch von Panda-Diplomatie. Im vergangenen Jahr verschenkte China zwei Pandabären an Katar, mutmaßlich um Verbindungen zu dem energiereichen Land am Persischen Golf aufzubauen.

Für Zoodirektor Knieriem spielt das politische Geschäft mit den Pandas keine Rolle. Ihm sei der Artenschutz wichtig. "Solange es nach demokratischen Regeln abläuft, unterstützen wir in der Politik alles, was gut für den Naturschutz ist", sagt er. Wie heikel das Geschäft mit den begehrten Tieren sein kann, erlebte zum Beispiel vor einigen Jahren Dänemark. Im Streit um den Ausbau des 5G-Netzes durch das chinesische Unternehmen Huawei drohte die chinesische Botschafterin, dass zwei Panda-Bären, die China an ein neu gebautes Panda-Zentrum im Kopenhagener Zoo ausleihen sollte, in China bleiben könnten.

Der Blick geht nach vorn

Der genaue Auszugstermin von Pit und Paule ist noch nicht bekannt. Es werden vorher vermutlich noch viele Besucher kommen, um sich zu verabschieden. Der Zoo selbst sieht den Weggang der beiden Tiere pragmatisch. Auch wenn die Panda-Vermehrung eine der komplexesten Herausforderungen für einen Zoo darstellt – Nachwuchs sei wieder fest geplant, sagt der Zoodirektor. Meng Meng kann auch in den nächsten Jahren noch trächtig werden. Sie und auch Jiao Qing dürfen als Leihgabe noch mindestens bis 2032 im Berliner Zoo bleiben. Und auch wenn Pit und Paule am Ende nur einige Jahre in Berlin gelebt haben, den Platz im Herzen der Berliner haben sie sicher. Und sicher ist wohl auch: in China heißen sie dann wieder Meng Xiang und Meng Yuan.

Sendung: rbb24 Inforadio, 31.08.2023, 14:33 Uhr

Beitrag von Matthias Bartsch

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