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Audio: rbb24 Inforadio | 08.08.2023 | Hendrik Wendorff | Quelle: dpa/Patrick Pleul

Regen und Kälte

Den Brandenburger Bauern verhagelt es die Ernte

Es sieht nicht gut aus für die Erntebilanz 2023 in Brandenburg: Das nasse und unbeständige Wetter macht den Landwirten zu schaffen. Das Getreide ist zu feucht und kann vorerst nicht geerntet werden. Und darunter leidet die Qualität. Von Kira Pieper

Die Brandenburger Landwirte erwarten aufgrund des Wetters erhebliche Ernteeinbußen. "Regen, Hagel, Sturm, niedrige Temperaturen und wenig Sonnenstunden, das hat uns insbesondere in den letzten zwei Wochen sehr zu schaffen gemacht", sagt Henrik Wendorff, Präsident des Landesbauernverbandes, am Dienstag im Gespräch mit rbb24 Inforadio. Die Ernte sei fast zum Erliegen gekommen.

Anfang Juni hatten die Landwirte noch mit "durchschnittlichen bis guten Ernteergebnissen" in diesem Jahr gerechnet. Nun sagt Wendorff: "Die Erlöse werden 20 bis 30 Prozent unter dem liegen, was wir kalkuliert haben."

Teuerste Ernte seit Jahren

Erschwerend komme hinzu: Aktuell stehe eine der teuersten Ernten der letzten Jahre auf dem Feld. Die Preissteigerung beim Kraftstoff, bei Düngemitteln und Saatgut habe die Ernte teuer gemacht.

Besonders kritisch sei aktuell die lange sonnenfreie Zeit, erklärt Wendorff weiter. Das Getreide sei zu feucht zum Ernten. Deswegen bleibe es stehen, dadurch leide allerdings die Qualität des Getreides.

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Schimmelpilzbefall und "liegender" Roggen

So stehen zum Beispiel die Maschinen auf den Feldern von Landwirt Stefan Hollstein in Beiersdorf-Freudenberg (Märkisch-Oderland) derzeit ungewöhnlich lange still. Stattdessen fährt er jeden Tag mit dem Auto aufs Feld und überprüft den Weizen. Das Ergebnis: Er ist zu feucht.

Auch auf dem Roggenfeld haben Wind und Regen Spuren hinterlassen: Der Roggen hat sich flach "hingelegt". Das Getreide trockne unter diesen Umständen schlecht und fange an zu keimen, erklärt der Landwirt rbb24 Brandenburg Aktuell.

Benny Hecht von Kreisbauernverband Teltow-Fläming berichtet Ähnliches: Er und seine Kollegen konnten wochenlang nicht aufs Feld, um die Ernte einzuholen. Und was geentet werden konnte, brachte nicht so viel ein wie gedacht. "Wir haben Qualitätseinbußen durch Schimmelpilzbefall", sagt er im Gespräch mit dem rbb. Das Getreide sei zu nass, um Backmehl daraus zu machen und müsse deswegen als Tierfutter verwertet werden.

Wohl keine Auswirkungen auf Verbraucher

Jens Schreinicke vom Kreisbauernverband Potsdam-Mittelmark erklärt allerdings im Gespräch mit dem rbb auch, dass anhaltende Feuchtigkeit für Pflanzen wie Kartoffeln, Sonnenblumen und Mais vorteilhaft sei. Und: Er glaube nicht, dass der Verbraucher die aktuellen Witterungsprobleme an den Preisen merken werde. „Die Preise werden auf dem Weltmarkt gebildet. Unabhängig davon, was wir für eine Ernte einfahren.“

Schon 2022 eher unterdurchschnittliche Ernte

Auf Brandenburger Feldern wächst vor allem Weizen, Roggen, Gerste und Triticale, eine Kreuzung aus Roggen und Weizen. Laut Amt für Statistik beträgt die Anbaufläche für Getreide landesweit rund 495.000 Hektar.

Schon 2022 hatten die Landwirte in Brandenburg eine eher unterdurchschnittliche Ernte eingefahren. Allerdings haben die Brandenburger Landwirte aktuell noch ein bisschen Hoffnung, dass die Bilanz dieses Jahr vielleicht nicht ganz so schlecht ausfällt. Dafür müsste in den nächsten zwei Wochen allerdings die Sonne scheinen, bei 25 Grad und leichtem Wind. Das würde dem Getreide gut tun, sagt Benny Hecht.

Sendung: rbb24 Inforadio, 08.08.2023, 12:25 Uhr

Beitrag von Kira Pieper

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