Im Havelland steht die DDR noch. Zumindest einiges davon. Das DDR-Museum Döberitz hat mehr als fünf Jahre Ostprodukte und DDR-Alltagsgegenstände gesammelt und ausgestellt. Nun wird die private Sammlung aufgelöst und versteigert. Von Felix Michel und Stefan Ruwoldt
Trabi, Frösi, Elsterglanz - es sind Stichworte, die wie Papierfetzen auf einer Schnitzeljagd in dieses Dorf führen. Die ehemaligen Ostzeitungen in und rund um Berlin berichten, weil es hier um die Ostvergangenheit geht und die ehemaligen Westzeitungen zeigen es, weil hier die gesammelten Fetzen eines freakigen Lebens verhökert werden. Das DDR Museum Döberitz (Havelland) hat bislang immer DDR-Produkte ausgestellt. Nun aber ist Schluss. Es wird aufgelöst.
Es sind 400 Quadratmeter in und vor einem alten Dorftanzschuppen in Döberitz, die vollgestopft sind mit Produkten und Erinnerungsdokumenten aus DDR-Produktion. Peter Klapp aus dem benachbarten Premnitz hat hier seit 2013 gearbeitet und hat das Museum - eröffnet vor fünf Jahren - mitaufgebaut. Viele DDR-Erinnerungsstücke hat er selbst erstanden und das Haus zu einer Erinnerungsbörse gemacht. Hier erinnern Schilder, Wimpel, Bierdeckel und Puppenstuben an eine Welt, die die Leute aussortiert haben: DDR.
Mario und Petra Gadow aus Brieselang | Quelle: rbb
Erst ein Trabi und später Eisenbahnen
Der eigentliche DDR-Produkte-Sammler des Hauses, der Mann mit dem Geld für Dinge, die eingekauft und gesammelt wurden, war Eigentümer Manfred Hüsges. Ein Sammler aus Mönchengladbach, der, wie erzählt wird, mit einem Trabi anfing, und dann mit Spielzeug, Lampen und Radioapparaten weitermachte. Hüsges starb vor mehreren Jahren und weil seine Erben sich wohl nicht auf eine Fortsetzung des Museums einigen konnten, wird alles versteigert.
Autos von ganz besonderer Güte
Die Piefigkeit des Ostens aber ist jetzt für manche Kult, wie sie es sagen: merkwürdig robuste Alltagsgegenstände, die die Jahrzehnte überstanden haben und jetzt fast ein bisschen trotzig immer noch da sind, ähnlich den knapp 2.000 Jahre alten Tontöpfen des einst verschütteten Pompeji - abstauben und ab in die Vitrine.
Mario und Petra Gadow aus Brieselang sehen sich kurz vor der Versteigerung noch einmal bei den Modelleisenbahnen um, sind aber vor allem an einem B1000 interessiert, eine Art Ost-VW-Bus. Sie begründen ihr Interesse mit Qualität: "Ick hatte früher mal einen", sagt Mario Gadow, "den hatte ich dann irgendwie verkauft und jetzt juckt es mir, den hier irgendwie zu holen und umzubauen." Petra Gadow erkennt in dem 40 oder 50 Jahre alten Wagen eine Art ewige Qualität und sagt: "Die Fahrzeuge waren nicht schlecht."
Spätis sind Berliner Kulturgut. Doch was heute viele nicht mehr wissen: Die Läden, die ihre Nachbarn rund um die Uhr mit Flaschenbier versorgen, haben ihren Ursprung im sozialistischen Osten - in den Spätverkaufsstellen für Schichtarbeiter. Von Fabian Wallmeier
Die "Damals"-Vitrinen
Ein ehemaliger Tanzboden mit Erinnerungen, der nun, nach dem Tod des enthusiastischen westdeutschen Sammlers ausgeräumt wird. Gut 30 Jahre nach Auflösung der DDR und mit der Aussicht auf eine Sammelcharge "Erinnerung" suchen die Menschen in den Sammlungen, Vitrinen und Kisten nach dem Damals.
Christian Gründel, Inhaber des Historia-Auktionshauses, spricht über die Versteigerung als eine Art Aufräumaktion: "Mengenmäßig mehrere zehntausend Objekte - aber das wäre für uns ein viel zu großer Aufwand." Darum seien die kleinen und großen Überbleibsel des DDR-Lebens in Vitrinen thematisch geordnet worden und kämen als Sammelposten unter den Hammer: "Zwei Vitrinen mit Spielzeug", "Drei Vitrinen mit NVA-Militärsspielzeug", "Großes Konvolut an DDR-Produktion".
"70 Positionen", sagt Gründel, habe sein Haus aus diesen "tausenden Objekten" zusammengefasst.
Wohl eines begehrtesten Objekte der Auktion: ein alter B1000 - damals wohl als Krankentransport unterwegs. | Quelle: rbb
"Vermarkten - professionell und in alle Welt"
Während Gründel die Verwaltung seiner Versteigerung erläutert, streifen Interessenten durch den Saal mit den Objekten und untersuchen die Türscharniere der Autos auf ihren Sitz. "Wenn damit irgendwann mal was ist, kriegste alles alleine wieder zusammengefummelt", sagt Mario Gadow aus Brieselang über die Ostfahrzeuge.
"Vermarkten - professionell und in alle Welt - das machen wir", beschreibt Auktionshauschef Gründels sein Geschäft. Und natürlich meint er damit auch ein bisschen die großen Wege, die jetzt vielleicht das alte Sternradio, das Oberon-Radio, der Ruhla-Wecker oder die Foron-Wäscheschleuder nehmen. Die Volkspolizeiuniform geht zusammen mit einer Thälmannbüste fürs Bücherregal und einer Biertulpe über den Auktionstisch. "Vier Vitrinen...Volkspolizei" für 100 Euro Startpreis. "Relativ niedrig" nennt das Auktionschef Gründels, schickt aber mit dem nächsten Satz noch eine sehr gegenwärtige Ökonomielehre hinterher: "Aber wir lassen den Markt entscheiden."