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Audio: rbb24 Inforadio | 28.08.20203 | Sabine Müller | Quelle: Picture Alliance/Jens Büttner

Umfrage der Kassenärztlichen Vereinigung

Berliner Ärzte befürchten erneuten Medikamentenmangel im Winter

Die erwartete Erkältungswelle im Herbst und Winter könnte auch dieses Jahr zu Medikamenten-Engpässen führen. Der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung spricht von "dramatischen Zahlen". Viele Patienten würden schon jetzt Rezepte anfragen.

Eine große Mehrheit der Berliner Ärzte befürchtet, dass viele Medikamente im kommenden Herbst und Winter erneut knapp werden könnten. In einer Umfrage der Berliner Kassenärztlichen Vereinigung (KV) unter 430 Praxen gaben 61 Prozent der befragten Ärzte an, dass die Versorgung während der nächsten Erkältungswelle ihrer Meinung nach nicht ausreichen wird.

Viele Patienten würden deshalb versuchen, schon jetzt Rezepte für bestimmte Mittel zu bekommen, um in den kommenden Monaten abgesichert zu sein. Der Chef der Berliner KV, Burkhard Ruppert, sprach angesichts dessen im Gesundheitsausschuss des Abgeordnetenhauses am Montag von "dramatischen Zahlen".

Seit Anfang Juli

Das E-Rezept ist da - oder doch nicht?

Das E-Rezept soll den Gang zur Apotheke einfacher machen - die Zettel vom Arzt fallen weg. Nun soll es flächendeckend nutzbar sein. In der Praxis zeigt sich aber, der Übergangszeitraum bis zum Jahresende ist nötig.

Apothekerverein bestätigt Lieferengpässe

Besonders knapp seien schon jetzt Antibiotika, Blutdruck-, Fieber- und Schmerzmittel sowie Asthmamedikamente und Augentropfen, so Ruppert. 82 Prozent der befragten Arztpraxen gaben laut KV an, dass ihre Patienten schon jetzt nicht alle benötigten Medikamente erhalten würden.

Reinhard Bartezky vom Verband der Kinder- und Jugendärzte sagte, es müssten teilweise schlechter wirkende Antibiotika verschrieben werden. Praxen würden außerdem Familien dabei unterstützen, Medikamenten hinterherzutelefonieren, was einen "immensen Zeitaufwand" bedeute.

Der Berliner Apothekerverein teilte der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage mit, es gebe schon seit Jahren "in zunehmendem Maße ein Problem mit Lieferengpässen". Das betreffe unterschiedliche Gruppen von Arzneitmitteln.

Weitere Forderungen an die Politik

Die KV fordert angesichts dieser Einschätzungen Sofortmaßnahmen des Gesundheitsministeriums, ruft aber auch die Menschen dazu auf, sich nicht unnötig Vorräte anzulegen. Die Medikamente würden dann möglicherweise an anderer Stelle fehlen, bei Menschen, die diese akut benötigen.

Die Berliner Gesundheitssekretärin Ellen Haußdörfer (SPD) sagte, der Senat nehme die aktuelle Umfrage der KV "sehr ernst" und lasse sie in seine Planungen einfließen.

Die Bundesregierung hat bereits im Juni mit Gesetzesänderungen auf die Lieferengpässe des vergangenen Jahres reagiert. Wenn ein Medikament nicht verfügbar ist, sollen Apotheken nun einfacher ein wirkstoffgleiches Präparat abgeben dürfen - ohne Rücksprache mit dem Arzt. Wichtige Medikamente sollen außerdem in größeren Vorräten als bisher gehalten werden.

Sendung: rbb24, 28.08.2023, 18 Uhr

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